- Wie kamst du dazu, dich für die Umwelt zu engagieren?
- Gab es einen ausschlaggebenden Moment, der dich dazu bewegt hat?
- Wie hat die Szene auf „Contra Addiction“ reagiert?
- Hat der Film Leute auch zum Handeln bewegt?
- Wie haben deine Sponsoren auf diesen Richtungswechsel reagiert?
- Was bedeutet es, als bewusste*r Athlet*in mit einer Marke zusammenzuarbeiten?
- Gibt es aktuelle Projekte, an denen du gerade arbeitest?
- Und wie hängt das mit Nachhaltigkeit zusammen?
- Wenn du einen Wunsch für die Zukunft der Branche frei hättest - welcher wäre das?
- Magst du uns ein paar deiner Initiativen vorstellen?
- Wenn du deinem 14-jährigen Ich einen Tipp geben könntest - was würdest du ihm sagen?
- Was hast du für die nächsten Jahre geplant?
- Key Learnings für die Sportbranche
Elias: Danke für die Einladung – ich freue mich auf das Gespräch!
Ich snowboarde jetzt seit 25 Jahren, davon war ich mindestens 15 Jahre Profi. Am Anfang ging’s für mich vor allem um Performance – besser werden, weiterkommen. Mit der Zeit kam dann aber der Wunsch, meine eigenen Werte stärker in mein Leben als Athlet einzubringen. Gerade beim Thema Nachhaltigkeit habe ich gemerkt, dass es viele Widersprüche gibt zwischen dem, was mir wichtig ist, und dem, was mein Lifestyle mit sich bringt. Ich wollte Wege finden, nicht nur weniger Schaden anzurichten, sondern aktiv etwas Positives beizutragen.
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Es war eher ein Prozess. Als Teenager hab ich den Traum gelebt, Profi zu werden – das war die ganze Motivation. Anfang 20 hab ich angefangen, mich für gesellschaftliche Themen zu interessieren, auch Politik. Aber ich hab’s nicht geschafft, das mit meinem Snowboard-Leben zu verbinden. 2018 kam dann der Punkt, wo ich bewusst entschieden habe: Ich will keine klassischen Snowboardfilme mehr machen, wo’s nur ums Reisen und die krassesten Shots geht. Stattdessen hab ich „Contra Addiction“ gestartet – ein Filmprojekt, das sich genau mit diesen Widersprüchen auseinandersetzt. Ich liebe den Sport, aber mir war klar, wie ressourcenintensiv das Ganze ist. Das war für mich der Startpunkt, authentischere Wege zu suchen, meine Werte zu leben.
Überraschend positiv. Ich hatte keine große Angst vor Gegenwind, weil ich mich bewusst dafür entschieden hatte, offen und ehrlich über meine Zweifel und Fragen zu sprechen. Ich glaube, genau das hat viele berührt. Manche haben sich in der Auseinandersetzung mit dem Jugendwahn im Snowboarden wiedererkannt – dieser ewige Drang, immer jung, immer wild zu sein. Andere haben sich mehr an den Nachhaltigkeitsthemen aufgehängt. Das Feedback aus der Outdoor-Branche war jedenfalls: Diese inneren Konflikte kennen viele, gerade aus meiner Generation.
Ja, das hat mich tatsächlich überrascht. Ich hab Nachrichten bekommen von Leuten, die ihr Leben komplett umgekrempelt haben. Ein Lufthansa-Pilot hat mir geschrieben, dass er wegen des Films seinen Job gekündigt hat. Eine andere Person hat sich den Schriftzug „Forever Excited“ aus dem Film tätowieren lassen. Das zeigt mir, dass der Film nicht nur Fragen aufgeworfen hat, sondern manche wirklich zum Umdenken gebracht hat. Das freut mich natürlich sehr.
Sehr unterstützend. Mir war klar, dass ich mit voller Überzeugung hinter dem Projekt stehen muss, damit das auch bei meinen Partnern ankommt. Langjährige Partner wie Nitro, Deluxe und Smith sind geblieben – sie begleiten mich seit über 15 Jahren und kennen meine Entwicklung. Und sie selbst setzen sich ja mittlerweile auch stärker mit Themen wie Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit auseinander. Später kam dann Picture dazu, eine Marke, die meine Vision von Storytelling teilt – ob es um soziale Themen geht oder um Umweltfragen. Gemeinsam nutzen wir Snowboarding als Plattform für Inhalte, die hoffentlich auch was bewegen.
Das ist eine ziemlich spannende Beziehung. Nach innen können wir als Athlet*innen kritische Fragen stellen und direkt mit den Markenverantwortlichen ins Gespräch gehen. Wir sind ja keine Angestellten, sondern Freiberufler*innen – das gibt uns eine besondere Position, um konstruktiv Feedback zu geben. Nach außen ist es natürlich auch die Frage, welche Geschichten wir gemeinsam erzählen. Ich glaube, viele Menschen haben keine Lust mehr auf reines Action-Geballer. Wenn wir ehrliche, relevante Geschichten erzählen – mit Haltung –, dann hat das viel mehr Kraft.
Ja, mein neuestes Projekt heißt „Invisible Ground“. Das ist ein Snowboardfilm, den ich zusammen mit Xavier De Le Rue gemacht habe – einem der bekanntesten Freerider. Uns ging’s darum, diese klassische Helden-Erzählung im Extremsport zu hinterfragen, also die Idee, dass wir Natur bezwingen und uns ständig maximal pushen müssen. Der Film erzählt stattdessen von Verletzlichkeit und Verantwortung – auch weil wir beide in den Bergen Verluste erlebt haben. Für uns war es wichtig, einen neuen Zugang zu unserem Sport und zur Natur zu finden.
Für mich hängt das alles zusammen. Wenn wir die Geschichten hinterfragen, die wir im Snowboarding erzählen – diese Fixierung auf immer krasser, immer mehr –, dann ist das auch ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Wir brauchen neue Narrative, die genauso inspirierend sind, aber besser zu den Herausforderungen unserer Zeit passen.
Ich würde mir wünschen, dass Marken sich trauen, echte Veränderung anzustoßen. Nachhaltigkeit wird leider oft nur als Marketingthema behandelt – aber der wahre Wandel passiert, wenn wir es schaffen, wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltige Geschäftsmodelle zu bauen. Das ist verdammt schwer – aber auch eine Chance, auf die wir stolz sein könnten. Marketing sollte dann erzählen, was wir tatsächlich erreicht haben – nicht nur schöne Bilder malen.
Klar. Ein Projekt heißt „Climate Dialogue on the Mountain“ – das mach ich zusammen mit POW Germany. Wir bringen Politiker*innen, Athlet*innen, Medien und Expert*innen zusammen, um in einer inspirierenden Umgebung – auf Deutschlands höchstem Berg – über Klimapolitik zu sprechen. Der Rahmen außerhalb des politischen Alltags hilft, echte Gespräche zu führen. Außerdem studiere ich Psychotherapie und arbeite mit Laureus zusammen, einer Stiftung, die Kinder und Jugendliche durch Sport unterstützt. Diesen Winter bin ich in Südafrika bei „Waves for Change“ – da geht’s um Surftherapie für benachteiligte Kids.
Stress dich weniger. Die Sachen entwickeln sich schon. Gras wächst auch nicht schneller, wenn du dran ziehst. Und am Ende sind alle Fehler und Umwege Teil der Reise – das ist völlig okay.
Mein Studium abschließen, ein Programm aufbauen, das Sport und mentale Gesundheit verbindet – besonders für Kids, die es schwer haben. Und im Snowboarden will ich weiterhin Brücken bauen zwischen Sport, Umwelt- und Sozialthemen. Solange ich Partner wie Picture an meiner Seite hab, die diesen Weg mitgehen, bleib ich dran.
Danke euch – hat mich sehr gefreut, dabei zu sein.
- Verantwortung übernehmen beginnt mit Ehrlichkeit: Verantwortung fängt mit Ehrlichkeit an – das zeigt Elias sehr klar. Egal ob als Athlet*in, Marke oder ganze Branche: Wer sich nicht ehrlich die eigenen Widersprüche anschaut, wird langfristig nicht glaubwürdig handeln können.
- Neue Erzählungen für den Outdoor-Sport: Auch die Geschichten, die wir im Outdoor-Sport erzählen, brauchen ein Update. Dieses ewige „höher, schneller, weiter“ fühlt sich immer weniger richtig an. Eine nachhaltige Zukunft braucht neue Erzählungen – welche, die begeistern, ohne dabei die Verantwortung auszublenden.
- Partnerschaften auf Augenhöhe: Athlet*innen sind keine reinen Werbeflächen mehr. Sie können und wollen kritische Fragen stellen, Impulse geben und mit Marken gemeinsam glaubwürdige Geschichten erzählen.
- Nachhaltigkeit ist mehr als Marketing: Echte Veränderung entsteht nicht durch schöne Worte. Nachhaltigkeit ist kein Marketing-Stempel, den man sich mal eben aufklebt. Es geht um einen echten Prozess – der Wirtschaftlichkeit, soziale Verantwortung und echten Wandel in Einklang bringt.
- Veränderung braucht Mut: Und klar: Das ist unbequem. Für Athlet*innen, für Marken, für uns alle in der Branche. Aber genau dieser Mut zur echten Veränderung könnte am Ende der Schlüssel für eine zukunftsfähige Outdoor-Welt sein.
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