- Effizienz und erneuerbare Ressourcen: Neue Wege der Textilindustrie
- Recycling: Mehr als Polyester aus Plastikflaschen
- Technische Innovationen in der Textilherstellung
- Null Abfall: Wiederverwertung in der Textilproduktion
- Mono-Materialien: Nachhaltige Textilien der Zukunft
- Nachhaltiges Design: Reduzierte Komponenten, maximale Wirkung
- Langlebige Kleidung: Reparatur und Pflege
- Biobasierte Materialien: Die grüne Zukunft der Textilindustrie
- Digitalisierung: Effizienz und Transparenz in der Textilbranche
- Primal Touch: Nachhaltige Textilien – Haptik trifft Innovation
- Übersicht: Neue nachhaltige Materialien und Ansätze für Herbst/Winter 26/27
Die Botschaft in der Branche ist klar: Effizienz ist der Schlüssel zu einer sauberen und nachhaltigen Zukunft. Greenwashing ist passé und verantwortungsvolle Produkte beginnen mit der richtigen Materialbeschaffung. ISPO Textrends ist hierfür ein Paradebeispiel. Die Plattform ist die erste Anlaufstelle für Sport- und Outdoor-Marken und zeigte für die Saison Herbst/Winter 26/27 die subtilen, aber umso wirkungsvolleren Entwicklungen.
Trotz unsicherer Zeiten sind neue Innovationen bereits Realität. Einige Produkte überraschen mit subtilen Veränderungen: leichtere Qualitäten oder überarbeitete Rezepturen, die durch nachhaltige Fertigung weiterhin Spitzenleistung bieten. Jetzt liegt es an den Marken, diese Entwicklungen auf den Markt zu bringen. Wer auf Sicherheit setzt, bleibt stehen – Mut wird belohnt. Das zeigen Fortschritte wie saubere, grüne Chemie, die schädliche „Forever Chemicals“ ersetzt, sowie biobasierte Drucke und Membranen.
„Recyceltes Polyester stammt nicht immer aus Flaschen, es kann auch aus Textilien gewonnen werden – was sogar besser ist, und davon brauchen wir mehr“, erklärte Sophie Bramel, Textrends-Jurymitglied und technische Redakteurin von Sports Textiles. Die ersten Polyesterfasern, die durch Kohlenstoffbindung entstanden sind, kommen ebenfalls auf den Markt.
Inresst, Gewinner des „Best Product“ in der Kategorie „Second Layer“, nutzt post-consumer Abfälle aus den Ozeanen. A. Sampaio setzt auf GRS-zertifiziertes recyceltes Polyester, das mit biologischen Farbstoffen gefärbt wird.
Anta Sports Carbon Capture Dry PRO3-Fabrics wurden von der Textrends-Jury als Neuentwicklung ausgezeichnet. Dabei wird CO₂ aus Industriequellen gebunden und in einem chemischen Prozess zu Polyesterpellets umgewandelt, die anschließend zu Garn und Stoff verarbeitet werden. Far Eastern New Century punktet mit einer innovativen Niedrigtemperatur-Schmelzspinntechnologie, die die Produktionstemperatur um 20 % senkt.
Manchmal liegt der nachhaltige Fortschritt in den weniger offensichtlichen Details, wie der Nutzung erneuerbarer Energien. Besonders beeindruckend: Portugal und Spanien betrieben ihre Energienetze zeitweise komplett mit erneuerbaren Quellen – ein Signal für die Textilindustrie, mitzuziehen.
Mit Nachhaltigkeit als etablierten und niemals endenden Prozess zeigt sich bei den diesjährigen Textrends, dass Textilhersteller vermehrt den Spinnprozess in den Fokus rücken. Es geht nicht nur um die Optik, sondern um die technische Grundlage der Stoffe, um leichte Produkte der nächsten Generation zu schaffen, die Schutz und Performance bieten – auf dem Niveau ihrer Vorgänger.
Den „Best Product“-Preis in der Kategorie „Base Layer“ gewann die Südwolle Group mit Z.hodium Nm120/2, einem Garn aus 100 % superfeiner TEC-Merinowolle (13,9 Mikron). Dieses Garn liefert eine unvergleichliche Weichheit und Performance und eignet sich perfekt für hochwertige Sport-, Outdoor- und Modebekleidung. Mit einem Stoffgewicht von nur 180 g/m² kombiniert es leichtes Tragegefühl mit außergewöhnlicher Strapazierfähigkeit – eine oft schwierige Kombination bei 100 % Wolle, die durch Abrieb schnell leidet.
Lebensmittelabfälle wie Bananen- und Ananasfasern oder Algen werden zunehmend integraler Bestandteil der Textilindustrie. Algen kommen auch als biobasierte Farbstoffe zum Einsatz. Biobasierte Rohstoffe ersetzen fossile Brennstoffe und bieten nachhaltige Alternativen für eine Vielzahl von Zutaten, darunter Nylon, Polyester, Besätze und Membranen.
Das Erreichen von Null-Abfall in der Produktion wäre ein Traum. Während die Kreislaufwirtschaft darauf abzielt, Kleidung in den Kreislauf zurückzubringen, schließen einige Materiallieferanten und Marken ihre eigenen Produktionsabfälle wieder in die Lieferkette ein. Ein Beispiel ist Aclima, das seine Wollreste aus der Fabrik in Estland sammelt, zerkleinert und neu verspinnt – ein Paradebeispiel für Post-Industrial-Recycling und die Wiederverwendung von Textilabfällen.
Andere natürliche Abfallstoffe fließen ebenfalls in kommerziell geführte Textilien ein. Das Ziel ist klar: Null Abfall und 100 % Zirkularität, bei der sowohl die Lieferkette als auch das Endprodukt vollständig recycelbar sind und am Lebensende des Produkts in vollem Umfang zurückgeführt werden können.
Da die Getränkeindustrie zunehmend Verantwortung für ihren eigenen Abfall übernehmen muss, passt sich auch die Textilindustrie an. Mit dem Rückgang von verfügbaren gebrauchten Plastikflaschen recycelt die Sheico Group nun alte Autoreifen und stellt daraus schwarzen Polyester her. Der Färbeprozess entfällt, was Wasser spart, und das Ganze ist bluesign-zertifiziert.
„Mechanische Dehnbarkeit ohne Elastan, Wärme und Luftzirkulation ohne Chemikalien – das ist möglich durch rein mechanische Strukturen, und in dieser Saison gibt es wirklich spannende Beispiele“, bemerkte Sophie Bramel.
Das Erreichen von Null-Abfall bleibt eine Herausforderung, doch Marken wie Aclima zeigen den Weg. Indem sie Wollreste aus ihrer Bekleidungsproduktion in Estland sammeln, zerkleinern und neu spinnen, schenken sie Abfällen ein neues Leben. Solche Ansätze sind entscheidend, um die Kreislaufwirtschaft weiter auszubauen.
Heutiges Design dreht sich darum, die Dinge realistisch und funktional zu halten. Das bedeutet, Stoffe zu entwickeln, die vielseitig einsetzbar sind, sowie Mono-Materialien, bei denen der Fokus auf Garn und Spinnprozess liegt, um weniger Komponenten zu nutzen. „Das ist spannend – vor allem im technischen Bereich, wo wir viele recycelte Materialien sehen, insbesondere Polyamide. Diese haben ein Niveau erreicht, auf dem sie High-Performance-Stoffe aus recyceltem Garn ermöglichen“, erklärt Thomas Hakansson, Creative Director und Jurymitglied von Textrends.
In der Kategorie „Accessoires“ gewann YKK mit dem AiryString-Reißverschluss, der traditionelle Bänder ersetzt und so mehr Flexibilität sowie Gewichtsreduktion bietet. Der AiryString reduziert außerdem Treibhausgasemissionen und Wasserverbrauch und besteht zu 100 % aus recycelten Materialien.
Leichte Stoffe mit beeindruckender Performance und Schutz sind das Highlight der Saison – und verlängern gleichzeitig die Lebensdauer von Produkten. Marken und Designer*innen müssen bereits beim Designprozess bedenken, wie ein Kleidungsstück funktioniert, wie es recycelt und in die Kreislaufwirtschaft zurückgeführt werden kann.
Das United Repair Centre (URC) setzt auf eine nachhaltige, zukunftssichere und menschenzentrierte Lieferkette. Mit Fokus auf Reparatur als praktische und skalierbare Lösung hilft URC Marken, Abfall zu reduzieren, Produktlebenszyklen zu verlängern und Zirkularität zu fördern.
Die Textilindustrie liefert hochwertige Materialien für Sport- und Outdoor-Märkte. Ein enger Austausch mit Konsument*innen über die Pflege und Reparatur von Produkten erhöht deren Lebensdauer und stärkt die Verbindung zur Marke. Immer mehr Marken bieten Reparaturkits oder Anleitungen an, wie Kleidung repariert werden kann.
Ein Beispiel ist Fabpatch aus Finnland, das im Sustainability Hub ausstellte. Die Marke arbeitet mit Unternehmen zusammen, um selbstklebende Stoffe aus dem gleichen Material wie die Produkte herzustellen. Das Besondere: Für die Reparatur wird keine Hitze benötigt – perfekt für unterwegs.
Reparaturen symbolisieren eine „Wear-and-Tear“-Mentalität: Jedes reparierte Produkt erzählt von Abenteuern und schafft eine emotionale Verbindung zwischen Träger*in und Produkt.
Biobasierte Synthetikmaterialien wie Polyester, Nylon und Spandex sind auf dem Vormarsch. Lycra hat biobasierten Spandex auf den Markt gebracht, während Bosideng eine 100% biobasierte Membrantechnologie mit hoher Performance entwickelt hat.
Das Material Lab, Teil des Sustainability Hubs auf der ISPO Munich, präsentierte bio-basierte Alternativen, die unsere Zukunft definieren könnten. Algen, die zunehmend für Druckhilfsmittel und natürliche Farbstoffe genutzt werden, sind ein Beispiel. Das Start-up Algaeing hat diese Technologie bereits auf ein kommerzielles Niveau gehoben.
Der Übergang von Labor- zu Massenproduktion ist jedoch kostspielig. Um diese Entwicklungen zu etablieren, braucht es Investitionen – nicht nur in Start-ups, sondern auch in die Skalierung neuer Technologien. Marken müssen flexible Margen entwickeln, um diesen Bereich wachsen zu lassen.
Digitale Technologien durchdringen die Textilindustrie, auch wenn sie nicht direkt am Endprodukt sichtbar sind. Hinter den Kulissen entwickeln Textilmühlen leistungsstarke Stoffe mit nachhaltigen Attributen – dank präziser Automatisierung und digitalisierter Prozesse.
Ein Bereich, in dem Digitalisierung sichtbar wird, ist Wearable Technology. Clim8 stellte ein appgesteuertes Heizsystem vor, das über Algorithmen funktioniert und Kleidung smarter macht.
Digitalisierung wird auch in der Lieferkette immer wichtiger: effizientere Prozesse, weniger Abfall und besser kontrollierte Lagerbestände. Mit der Einführung des Digital Product Passport (DPP) 2027 wird Transparenz verpflichtend. Produkte müssen Informationen zu Herstellung und Ursprung enthalten. QR-Codes sind hier die Lösung: Maxim Label and Packaging, Gewinner eines Textrends Awards, hat QR-Code-Labels entwickelt, die vielseitige Informationen für Zollbehörden und Konsument*innen liefern können – von Herkunftsdaten bis zu spezifischen Produktinformationen.
Innovation, Nachhaltigkeit und Kreativität bringen in dieser Saison herausragende Materialien hervor. Die Haptik der Stoffe ist ein Highlight, das im ISPO Textrends Forum durch internationale Jurys und die ausgezeichneten Produkte hervorgehoben wurde. Sie zeigt, wie wichtig die Verbindung zwischen Mensch und Material ist – durch Berührung und gemeinsame Verantwortung für nachhaltige Entwicklung.
Die Textilindustrie beweist einmal mehr, dass sie nicht nur nachhaltig, sondern auch innovativ und emotional überzeugen kann – eine Zukunft, die sich sehen und fühlen lässt.
Recyceltes Polyester:
- Antas Carbon Capture Dry PRO3-Fabrics: CO₂ aus Industriequellen wird in Polyester umgewandelt.
- A. Sampaio: GRS-zertifiziertes recyceltes Polyester mit biologischen Farbstoffen.
- Sheico Group: Schwarzes Polyester aus alten Autoreifen, ohne Färbung.
Biobasierte Materialien:
- Biobasierte Rohstoffe wie Algen, Bananen-, Ananasfasern, Lycra-Spandex, Bosideng-Membranen.
- Algaeing: Algenbasierte Farbstoffe und Drucktechnologie.
Wollrecycling:
- Aclima: Post-industrial Recycling von Wollresten.
Green Chemistry:
- Ersatz von „Forever Chemicals“ durch schadstofffreie Alternativen.
Mono-Materialien:
- Mechanische Strukturen ohne Elastan für bessere Zirkularität.
Technologische Fortschritte:
- Far Eastern New Century: Niedrigtemperatur-Schmelzspinntechnologie.
Leichte und leistungsstarke Stoffe:
- Südwolle Group: Z.hodium Nm120/2, superfeine TEC-Merinowolle.
Reparaturansätze:
- Fabpatch: Selbstklebende Stoffe für Reparaturen ohne Hitze.
- United Repair Centre: Förderung von langlebigen Produkten.
Digitalisierung:
- Maxim Label and Packaging: QR-Code-Labels.
- Einführung des Digital Product Passport (DPP) 2027.
Wearable Technology:
- Clim8: Appgesteuertes Heizsystem.
- ISPO TextrendsMega-Trends Herbst/Winter 26/27
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