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Nachhaltigkeit/26.08.2024

Nachhaltige Transformation: Das muss die Sport- & Outdoorindustrie ändern

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Es gibt noch viel zu tun. Die Outdoorbranche hat in den letzten Jahren zwar beeindruckende Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit erzielt und setzt in vielerlei Hinsicht neue Standards für die gesamte Bekleidungsindustrie. Doch trotz dieser positiven Entwicklungen befinden wir uns erst am Anfang einer umfassenden Transformation, die alle Aspekte der Wertschöpfungskette betrifft und die durch neue gesetzliche Vorgaben weiter vorangetrieben wird. Das sind die zentralen Punkte.

Die gute Nachricht ist: Die Outdoorbranche gehört seit vielen Jahren zu den Pionieren, wenn es darum geht, Produkte, Herstellungsprozesse und Lieferketten nachhaltiger auszurichten. Vorzeigeunternehmen wie Patagonia, Vaude, Picture Organic Clothing und einige mehr haben ihren Einfluss auf die Branche genutzt, um weitere Unternehmen zu inspirieren, ebenfalls einen nachhaltigeren und besseren Weg einzuschlagen. Letztlich fordern das auch immer mehr Konsument*innen und Händler*innen von der Industrie. Kaum eine Marke, vor allem im Bekleidungsbereich, konnte sich diesem Trend in den letzten Jahren verschließen. Aber wir sind noch lange nicht am Ziel. 

Die notwendige Transformation ist komplex und findet an vielen Stellen gleichzeitig statt: Genügte es vor einigen Jahren noch, einfach nur nachhaltigere Materialien (beispielsweise Biobaumwolle, recyceltes Polyester oder andere zertifizierte Fasern) zu verwenden und als Mitglied der Fair Wear Foundation auf die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern zu achten, so ist heute allen klar, dass diese Maßnahmen nur ein Anfang sein konnten. Hinter dem vielzitierten Begriff der Nachhaltigkeit verbergen sich weitaus mehr Handlungsfelder und er bezieht nahezu alle Akteur*innen auf dem langen Weg innerhalb eines Produktlebenszyklus mit ein. Dies spiegelt sich inzwischen auch auf regulatorischer Seite wider, denn freiwillige Maßnahmen haben nicht zum Ziel geführt.

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Verschiedene europäische Vorgaben, die teilweise schon beschlossen sind, deren Verabschiedung bevorsteht oder die noch in nationales Recht umgewandelt werden müssen, haben enorme Auswirkungen auf die Branche. Erst einmal abzuwarten, bis diese Gesetze in Kraft treten, ist jedoch eine gefährliche Strategie. Achim Berg, ehemaliger McKinsey & Company Partner und langjähriger Co-Autor des jährlichen Zustandsbericht der Modebranche, „The State of Fashion“, fordert ein schnelles Handeln der Industrie. „Das Warten auf eine Regulierung läuft Gefahr, nur ein weiterer Vorwand zu sein, um die Untätigkeit der Industrie zu verschleiern, zu verzögern und zu entschuldigen - und das zu einem Zeitpunkt, an dem sie sich schnellstens beeilen muss", schreibt Berg. Bei der Transformation der Branche geht es vor allem um diese Themen:

Kreislaufwirtschaft – weg vom linearen Wirtschaftsmodell

Lange brauchten Unternehmen nicht darüber nachdenken, wie viele Jahre ein Produkt genutzt wird, wie viele neue Ressourcen für seine Herstellung benötigt werden und wie es am Ende entsorgt wird. Alles Wirtschaften erfolgte nach dem linearen "Take-Make-Dispose“-Modell, dessen Grundannahme, dass unendlich viele Ressourcen auf der Erde zur Verfügung stehen, sich inzwischen als falsch erwiesen hat. So steht auch die Bekleidungsindustrie heute vor der großen Herausforderung, statt des linearen Produktions- und Konsummodells ein Kreislaufmodell zu etablieren, in dem Ressourcen möglichst nicht „verbraucht“ werden. Ziel ist es, die Produkte am Ende ihres Lebenszyklus vollständig in den Produktionsprozess zurückzuführen, um neue Produkte zu schaffen, ohne dass Materialien verloren gehen oder zu Abfall werden.

Damit das gelingt, braucht es verschiedene Maßnahmen: Produkte müssen so designt werden, dass sie möglichst lange halten und auch als Secondhandware noch eine Chance auf eine lange Lebensdauer haben. Sie müssen so gestaltet werden, dass sie leicht recycelt werden können, beispielsweise durch die Verwendung von Monomaterialien. Denn umso komplexer das Material eines Textils ist, umso aufwändiger und damit teurer ist das Recycling. Sind Artikel nicht kreislauffähig designt, lohnen sich Recyclingprozesse ökonomisch noch nicht.

Textilien müssen nach wie vor händisch sortiert werden
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Textile House

Es müssen die technischen Kapazitäten für eine hochwertige Sortierung, Sammlung sowie das Recycling von Bekleidung und Textilien geschaffen werden, und dies möglichst dort, wo die Textilien anfallen, um lange Transportwege zu vermeiden. Das heißt, Unternehmen sind aufgefordert, über ihre gewohnten Lieferketten hinweg zusätzliche Beziehungen zu Recycling-, Sammel- und Sortierbetrieben aufzubauen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Von den rund 7,5 Millionen Tonnen Textilabfällen, die laut dem europäischen Textilverband Euratex jährlich in Europa anfallen, wird derzeit nur knapp ein Prozent zu Textilien recycelt. Das soll sich in den nächsten Jahren drastisch ändern, auch dank neuer Gesetzesinitiativen der EU. In Ländern wie den Niederlanden sollen schon ab Mitte 2025 nur noch Textilien auf den Markt kommen, die zu 50 Prozent aus recyceltem Material bestehen. Ab 2030 sollen es 75 Prozent sein. Das ist nicht mehr weit und andere EU-Länder werden diesen Maßnahmen folgen.

Hersteller übernehmen die Verantwortung für die Entsorgung ihrer Produkte

Bis vor wenigen Jahren war es noch undenkbar, dass Unternehmen der Bekleidungsindustrie darüber nachdenken müssen, wie ihr Produkt am Ende eigentlich entsorgt werden soll. Erst NGOs wie Greenpeace haben öffentlichkeitswirksam auf die großen Probleme des Textilabfalls hingewiesen, weil beispielsweise synthetische Fasern erst nach Jahrhunderten verrotten, weil dabei oft schädliche Substanzen freigesetzt werden und weil der Textilmüll oft in Ländern strandet, die keine funktionierenden Entsorgungssysteme haben. Die EU will daher erreichen, dass Unternehmen eine erweiterte Herstellerverantwortung (EPR – Extended Producer Responsibility) übernehmen. Hierbei werden Unternehmen für die Entsorgung ihrer Produkte verantwortlich, wenn diese von den Verbraucher:innen entsorgt werden.

Jedoch ist die getrennte Sammlung und Wiederverwendung von Textilien heute noch nicht wirtschaftlich, was ein Haupthindernis für die Verwirklichung einer Kreislaufwirtschaft für Textilien ist. Deshalb müssen diese Systeme erst noch aufgebaut werden. Dies könnte entweder dadurch geschehen, dass die Hersteller künftig für jedes auf den Markt gebrachte Produkt eine obligatorische Abgabe zahlen müssen, die in den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft investiert wird.

Altkleider auf einer Mülldeponie in Nairobi
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Greenpeace

Oder die Unternehmen können ihrer Verantwortung selbst nachkommen, indem sie einzeln oder gemeinsam eigene Sammel-, Sortier-, Wiederverwendungs- und Recyclingsysteme aufbauen. Nach Ansicht der Ellen MacArthur Foundation verspricht gerade das letztgenannte System mehr Erfolg, da es die verpflichteten Hersteller stärker in die Umsetzung ihrer Verantwortung einbindet.

Bislang haben drei EU-Länder eine EPR-Politik für Textilien eingeführt, Frankreich, Ungarn und die Niederlande. In einer Reihe anderer Länder und Regionen, darunter Australien, Ghana, Kenia, Kolumbien, Kalifornien, New York und alle EU-Mitgliedstaaten, wird derzeit eine EPR-Politik für Textilien diskutiert. Das französische EPR-Programm beispielsweise verpflichtet die Hersteller, für das Recycling und die Entsorgung von Textilerzeugnissen am Ende ihrer Lebensdauer zu zahlen. Gleichzeitig belohnt es Hersteller, die nachhaltig hergestellte Artikel auf den Markt bringen.

Längere Lebensdauer durch ein Recht auf Reparatur

Um mehr Ressourceneffizienz und eine lange Lebensdauer von Produkten zu erreichen, macht es Sinn, defekte Produkte zu reparieren. Mit dem EU-Gesetzesvorschlag „Recht auf Reparatur“ könnten Unternehmen bald dazu verpflichtet werden, ihre Produkte innerhalb der Garantiezeit und auch darüber hinaus reparieren zu können. Traditionsunternehmen der Outdoorbranche bieten diesen Service oft schon lange an, wie beispielsweise Schöffel und Lowa. Viele junge Brands hingegen, die womöglich gar keine eigene Produktentwicklung haben, oder solche, die diese komplett outgesourct haben, müssen sich hierfür künftig Partner suchen.

Hier bringt sich bereits ein neuer Dienstleistungszweig in Stellung und überall in Europa entstehen neue Reparatur-Zentren und neue, effiziente Software-Lösungen, um die Kosten zu minimieren. Das bedeutet für die Industrie auch, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen sicherzustellen und Informationen über die Reparaturfähigkeit ihrer Produkte bereitzustellen.

Schöffel bietet schon seit 1961 Reparaturen seiner Produkte an
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Schöffel

Wie schon beim Recycling wird es auch beim Thema Reparatur künftig darum gehen, bereits beim Design die Weichen für eine gute Reparierbarkeit zu stellen und Prioritäten bei möglichen Zielkonflikten zu setzen. Denn nicht immer lassen sich Funktionalität, Design und Reparierbarkeit problemlos miteinander vereinen. Unternehmen wie Vaude haben daher Richtlinien zur Reparierbarkeit ihrer Produkte entwickelt: „Unser Reparatur-Index gibt unseren Kund:innen die Sicherheit, dass Reparaturfähigkeit bei Vaude Produkten kein Zufall ist, sondern bei der Entwicklung jedes einzelnen Produktes berücksichtigt wurde", sagt Hilke Patzwall, CSR-Managerin von Vaude.

Im Übrigen sind auch die Händler in der Pflicht. Denn bei ihnen werden die Konsument:innen den Reparaturservice zu einem großen Teil nachfragen.

Überproduktion vermeiden

Es kursieren aberwitzige Zahlen darüber, wie viel von der jährlich neu auf den Markt kommenden Bekleidung überhaupt nicht verkauft wird. Die im Internet recherchierbaren Zahlen reichen von zehn bis 50 Prozent. Doch so genau weiß das niemand, denn die Unternehmen sind bislang nicht verpflichtet, die Menge der unverkauften Produkte überhaupt zu erfassen. Und schon gar nicht müssen sie diese Daten offenlegen. Auch hier könnte der Gesetzgeber bald nachbessern. Die Ökodesign-Verordnung der EU will jährliche Transparenzpflichten für die Offenlegung von Daten über unverkaufte Konsumgüter festlegen. Davon könnten auch Textilunternehmen betroffen sein, was sogar recht wahrscheinlich ist.

Die Überproduktion ist vor allem ein Phänomen der „Fast Fashion“, bei der in kurzer Zeit große Mengen an Kleidung auf den Markt kommen. Was nicht über Restposten und Drittländer weiterverkauft werden kann, muss schließlich entsorgt oder verbrannt werden. Doch auch hier könnte es bald neue EU-weite Regelungen geben, die die Vernichtung von Neuware verbieten. Länder wie Frankreich haben bereits Gesetze eingeführt, die die Vernichtung unverkaufter Kleidung verbieten. Auch in Deutschland gibt es entsprechende Bestrebungen. Der Teufel steckt hier im Detail: Es ist beispielsweise noch nicht geklärt, ob auch das Recycling von Neuware mit ihrer Vernichtung gleichgesetzt wird.

Abkehr von fossilen Rohstoffen

Die Herstellung von Textilien aus fossilen Rohstoffen wie Polyester, Nylon und Acryl verursacht große Mengen an Treibhausgasen. Diese Stoffe werden aus Erdöl hergestellt, bei dessen Förderung, Verarbeitung und Transport große Mengen CO2 freigesetzt werden, die den Klimawandel weiter vorantreiben. Weltweit arbeiten Textilhersteller deshalb an neuen Verfahren, um diese wichtigen Kunstfasern künftig biobasiert und damit umweltfreundlicher herzustellen.

Das gilt vor allem für Polyester, die meistproduzierte Textilfaser der Welt. Bisher kann man aber nur einen der zwei Bestandteile von Polyester biobasiert ersetzen, der andere Bestandteil, der immerhin 70 Prozent ausmacht, ist noch erdölbasiert. „Das Ziel ist es, die verbleibenden 70 Prozent auch noch zu ersetzen“, sagt René Bethmann, Materialspezialist und Senior Innovation Manager bei Vaude. „Dann ist der CO2-Fußabdruck nahezu bei null.“ Aber auch für andere Kunstfasern wie Nylon oder Polyamid gibt es bereits marktreife Lösungen. Der erste Schritt ist also getan. Jetzt müssen die Marken beweisen, dass sie den Wandel der Branche unterstützen und diese neuen biobasierten Stoffe nachfragen und in ihren Kollektionen einsetzen – auch wenn sie zu Beginn oft noch teurer sind.

Emission von Mikrofasern verhindern

Textilien gehören zu den Hauptverursachern von Mikroplastik. Laut Hochrechnungen einer Studie der International Union for Conservation of Nature stammen 35 Prozent des Mikroplastiks im Meer tatsächlich vom Faserabrieb synthetischer Textilien. Doch diese Mikrofasern verschmutzen nicht nur die Meere. Die zu winzigen Partikeln zerlegten Fasern von Textilien lassen sich inzwischen überall in unserer Umwelt nachweisen: In arktischen und antarktischen Eisproben, im Wasser, in der Luft, in Land- und Meerestieren, in menschlichen Organen und Geweben. Mikrofasern verschmutzen daher nicht nur unsere Umwelt, sie schädigen auch die Gesundheit vieler Organismen.

35 Prozent des Mikroplastiks stammt aus Textilien, vermutet die Forschung
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Samsung

Entgegen der ursprünglichen Annahme gilt das offenbar auch für Naturfasern, nicht nur für synthetische, erdölbasierte Fasern. Denn hinsichtlich ihrer Umweltgefährdung scheint es keine wesentliche Rolle zu spielen, ob diese Mikrofasern von Naturfasern oder von synthetischen Fasern stammen. „Auch Naturfasern gelangen in die Umwelt und verbleiben dort für lange Zeit. Das liegt an den vielen chemischen Prozessen, die Naturfasern durchlaufen und die dafür sorgen, dass auch sie nicht abgebaut werden“, erklärt Elliot Bland, Forscher beim The Microfibre Consortium (TMC).

Die Textilindustrie ist daher aufgefordert, z.B. durch die Entwicklung neuer Materialien und Stoffkonstruktionen nach Möglichkeiten zu suchen, Fasern und Stoffe robuster zu machen und weniger Fragmente freizusetzen. Das schließt die Produktionsphase der Fasern und Stoffe inklusive Ausrüstung ebenso ein wie die Nutzungsphase durch die Verbraucher*innen und die Entsorgung. Auch Waschmaschinenhersteller und Kläranlagenbetreiber arbeiten bereits an neuen Lösungen. Die Ellen MacArthur Foundation schlägt daher eine Erweiterung der Kostendeckung im Rahmen der EPR vor, um auch die Entfernung von Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser zu finanzieren.

Mehr Sorgfaltspflicht in der globalen Lieferkette

Mit einer denkbar knappen Mehrheit verabschiedete die EU im Juli 2024 das europäische Lieferkettengesetz, die sogenannte „Corporate Sustainability Due Diligence Directive" (CSDDD). Hierin werden Unternehmen darauf verpflichtet, in ihren Lieferketten die Achtung von Menschenrechten und den Schutz der Umwelt sicherzustellen. Die ‘Due Diligence’ macht Unternehmen für alle negativen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf die Umwelt und die Menschenrechte verantwortlich. Dies betrifft alle Stufen der Produktion, vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt. Insbesondere in der Textilindustrie, die oft in Ländern mit problematischen Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen produzieren lässt, müssen Unternehmen sicherstellen, dass keine Zwangsarbeit, Kinderarbeit oder unsichere Arbeitsbedingungen in ihren Lieferketten vorkommen.

Unternehmen müssen künftig genau über ihre Lieferkette Bescheid wissen
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Clean Clothes Campaign

Deshalb müssen Unternehmen künftig genau über ihre Lieferkette Bescheid wissen, nicht nur im Hinblick auf ihre direkten Zulieferer, sondern auch für Subunternehmen und indirekte Lieferanten. Dies erfordert eine umfassende Überwachung und Transparenz in der gesamten Lieferkette. Sie müssen zudem Risikoanalysen durchführen und diese den verschiedenen Stakeholdern mitteilen. Wenn Missstände auftreten, müssen Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um die Situation zu verbessern. Passiert das nicht, drohen Sanktionen in Form von Geldbußen oder zivilrechtlichen Verfahren wie Klagen.
Vorreiter dieser Maßnahme war Deutschland, wo bereits 2021 eine deutsche Version des Gesetzes verabschiedet wurde.

Große Marken und Unternehmen sind zudem erstmals verpflichtet, über ihre Umweltbilanz und soziale Verantwortung regelmäßig zu berichten.

  • Bis 2027 müssen Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 1,5 Milliarden Euro die CSDDD einhalten.
  • Bis 2028 gilt dies für Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 900 Millionen Euro.
  • Ab 2029 müssen Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 450 Millionen Euro das Gesetz einhalten.

Doch auch kleinere Unternehmen können betroffen sein, wenn sie Teil der Lieferketten größerer Unternehmen sind, die unter die Gesetzgebung fallen.

Lieferketten, die nicht zur Entwaldung beitragen

Wälder spielen eine Schlüsselrolle bei der Reduzierung der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre. Denn nur Pflanzen besitzen die natürliche Fähigkeit, Kohlendioxid aus der Luft in festen Kohlenstoff umzuwandeln, indem sie ihn in ihrer Biomasse binden. Darüber hinaus sind Wälder für viele weitere Aspekte des Naturschutzes wichtig, von der Erhaltung der Biodiversität bis hin zur Stabilisierung des Wetters. Daher soll auch die Textilindustrie künftig dafür Sorge tragen, dass zur Erzeugung ihrer Rohstoffe - wie Baumwolle, Viskose, Wolle oder Leder - keine Wälder abgeholzt oder geschädigt wurden.

Mit der EU-Entwaldungs-Verordnung (EUDR), die Ende 2024 EU-weit in Kraft tritt, dürfen bestimmte Rohstoffe und Erzeugnisse nur dann in den Unionsmarkt ein- oder ausgeführt oder darauf bereitgestellt werden, wenn diese nicht mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen.

Ein brennender Wald nahe der Stadt Barreiras im brasilianischen Bundesstaat Bahia
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Earthsight

Man geht davon aus, dass sich diese Verordnung stark auf die globale Textilindustrie auswirken wird, da sie eine detaillierte Analyse der Viskose- und Lyocell-Lieferketten verlangt, ebenso wie auf die Lederindustrie, deren Lieferketten oft undurchsichtig und weltumspannend sind.

In den letzten Monaten haben immer wieder Berichte von NGOs über illegale Abholzung für die Bekleidungsindustrie die Öffentlichkeit erreicht. So beschuldigt beispielsweise die NGO Earthsight Unternehmen wie H&M und Inditex, indirekt zur Zerstörung der Cerrado-Region in Brasilien, einem Gebiet mit großer biologischer Vielfalt, beizutragen. Diese Unternehmen würden Baumwolle von brasilianischen Lieferanten beziehen, die in illegale Aktivitäten in der Region verwickelt seien. „Während wir alle wissen, was Soja und Rindfleisch den brasilianischen Wäldern angetan haben, sind die Auswirkungen von Baumwolle weitgehend unbemerkt geblieben. Dabei ist der Anbau in den letzten Jahrzehnten explodiert und hat sich zu einer Umweltkatastrophe entwickelt", sagt Earthsight-Direktor Sam Lawson.

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