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Sportbusiness/12.02.2025

Mentale Stärke trifft auf Verantwortung: Wie Malaika Mihambo Sport und Gesellschaft prägt

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Weitsprung-Star Malaika Mihambo ist bekannt für ihre mentale Stärke - eine Fähigkeit, die ihr zu Olympia-Gold verholfen hat, ebenso wie zu Welt- und Europameistertiteln. Malaika erklärt, warum Erfolg nicht zum besseren Menschen macht und welche Rolle persönliche Ziele spielen. Welches Beispiel du dir mit deinem Business am Weitsprung-Star nehmen kannst, um nachhaltige Veränderungen in der Gesellschaft anzustoßen, findest du hier heraus.

Mentale Stärke und physische Balance: Schlüssel zum langfristigen Erfolg

ISPO.com: Du sprichst oft über das Gleichgewicht von mentaler und körperlicher Gesundheit. Kannst du uns verraten, wie du es in stressigen Momenten schaffst mentale Stärke zu beweisen?

Das ist eine Frage des Ausgleichs im Vorfeld - physisch und mental. Für mich ist ein Wettkampf also nicht nur ein Moment, sondern eine ganze Saison – ein ganzes Jahr oder vielleicht vier Jahre Vorbereitung auf die Olympischen Spiele. Der Höhepunkt ist dann das olympische Finale und dieser besondere Wettkampf. Aber am Ende ist das nur ein winzig kleiner Moment in diesen vier Jahren. Deshalb ist es für mich immer wichtig, mich auf meinen Körper zu konzentrieren und an meine Grenzen zu gehen. 

Ich sage immer, dass es im Profisport nicht darum geht, ständig über seine Grenzen zu gehen, aber man muss sie erreichen. Und mit der Zeit steigert man das Niveau. Aber man steigert es eben nicht, indem man immer über seine Grenzen hinausgeht. Das kann man hin und wieder für einen Wettkampf tun, aber nicht jeden Tag. Und meiner Meinung nach ist das der Schlüssel zum körperlichen Wohlbefinden – man sollte immer vorsichtig sein. 

Wenn es um mentale Stärke geht, ist es wichtig, bei sich selbst zu bleiben, sich zu fragen, was man erreichen will, was man sein will, wie man sich jetzt fühlt und wie man sich in Zukunft fühlen will. Vielleicht auch, wie einen die Vergangenheit geprägt hat. Und dann anschließend zu versuchen, einen Weg zu finden, eine neue Perspektive auf das Leben zu gewinnen, um dadurch die beste Version von sich selbst zu werden. 

Malaiko Mihambo über die Bedetung des Gleichgewichts von mentaler und körperlicher Gesundheit.
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Gab es in den letzten Jahren eine bestimmte Art von Innovation in Bezug auf Daten oder Tracking, die deinem Trainingsfortschritt besonders geholfen hat? 

Letztendlich kann man unglaublich viele Daten sammeln, aber wichtiger ist aber ihre Qualität und wie man sie nutzen kann. Wir probieren verschiedene Dinge, aber am Ende verlasse ich mich tatsächlich auf meinen Körper, wie ich mich damit fühle und nicht nur auf die harten Fakten. Mein Job ist es ja auf meinen Körper zu hören. Gleichzeitig ist der Trainer dafür da, die harten Fakten im Kopf zu haben, zu sehen, wie es von außen aussieht und dazu Feedback zu geben, zu vergleichen, den Trainingsplan ständig zu verbessern. 

In Deutschland konzentrieren wir uns auch wirklich auf die Biomechanik. Wir haben mehrere Trainingslager, wo alles mit einer Kamera gemessen wird, um genau zu wissen, was ein guter oder ein schlechter Sprung war. Dann weiß ich, ob ich vielleicht ein stärkeres Bein oder eine stärkere Bewegung in diese Richtung brauche. Das sind die am besten verwertbaren Daten, weil sie gemessen werden, während ich Weitsprung mache. Trainiere ich zum Beispiel mit Gewichten und messe da die Trainingsdaten, sagt das ja etwas ganz anderes aus. 

Mann trainiert an Latzug mit Datenanalyse
Sportgeräte als Datenquelle: Leistungsanalyse und Trainingsoptimierung in Echtzeit.
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Wie können wir aus deiner Sicht Technologie nutzen, um die Zukunft des Sports voranzutreiben, wie zum Beispiel für größeres Fan-Engagement bei Events oder in den jeweiligen Communities? 

Ich denke, da gibt es viele Möglichkeiten. Wir können durch die Technologien Zugang ermöglichen und eine Verbindung herstellen. So kann Sport etwas sein, das Menschen auf der ganzen Welt vereint und sie zusammenbringt. Sie können teilhaben und müssen nicht einmal am selben Ort sein oder es muss auch nicht zur selben Zeit sein. Es gibt Technologie, die für jeden leicht zugänglich ist. Ich denke, das ist das Wichtigste, wenn wir als Menschheit eine Gesellschaft schaffen wollen, die inklusiv ist. 

Inklusion und Verantwortung: Der Sport als Motor für gesellschaftliche Veränderungen

Du bist mittlerweile ein großes Vorbild. Wenn wir auf deinen Weg zurückblicken, hattest du aber auch mit Schwierigkeiten als Frau oder mit Rassismus zu kämpfen. Was wünschst du dir von der Sport Community in Bezug auf stärkere Inklusion, was muss sich ändern? 

Als jemand, der diese Erfahrungen gemacht hat, versuche ich immer, nicht zu viel darüber zu reden, was passiert ist, weil die Leute dann dazu neigen, zu sagen: „Oh, du Arme.“ Auf lange Sicht hilft das aber niemandem. Wenn es um Diskriminierung und Rassismus geht, nehmen wir alle daran teil, entweder aktiv, indem wir darunter leiden, aber auch als Beobachter*in.  

Wenn wir also feststellen, dass wir etwas tun, das schädlich ist, wenn auch nur als Beobachter*in, müssen wir offen und ehrlich zu uns selbst sein. Wir müssen uns vielleicht entschuldigen und anfangen, Verantwortung zu übernehmen, um Maßnahmen zu ergreifen, damit wir eine bessere Gesellschaft werden.  

Das gilt nicht nur für den Sport. Sport ist ein ja Teil der Gesellschaft und sehr vielfältig. Mittlerweile werden Frauen immer mehr gesehen, auch die Para-Athlet*innen. Trotzdem besteht noch ein allgemeines und strukturelles Problem.  

Also wie kann der Sport in seinem eigenen Bereich beginnen und wie kann er mehr Einfluss auf einen größeren Teil der Gesellschaft haben? Wir sollten uns auf diese Art von Fragen konzentrieren. Sport hat so viel Kraft, da er Menschen, ihre gemeinsame Ziele, aber auch Emotion und Leidenschaft vereint. Das sollte genutzt werden, um nachhaltige Entwicklung zu fördern. Damit meine ich nicht nur die Umwelt, sondern auch das gesellschaftliche und individuelle Wohlbefinden. 

Du selbst leistest eine Menge Grundlagenarbeit, um Kinder zu unterstützen und auf die Gesellschaft einzuwirken. Kannst du uns darüber ein bisschen mehr erzählen? 

Wir sollten alle an der Gesellschaft als Ganzes teilhaben, nicht nur im Negativen, sondern auch im Positiven, etwa indem man sich engagiert. Ich habe mit meiner eigenen Stiftung begonnen, Kinder zu unterstützen, deren Familien finanziell nicht in der Lage sind, sie in einen Sport- oder Leichtathletikverein zu bringen.  

Es ist so wichtig, dass Kinder sich bewegen und Spaß haben, während sie ihren Sport machen. Auch für die Persönlichkeitsentwicklung, etwa was das Selbstbewusstsein angeht oder durch ein neues soziales Umfeld sowie Erfolge im Sport. 

Ein Vermächtnis der Inspiration: Warum Erfolg nicht alles ist

Was wünschst du dir als dein Vermächtnis als Sportlerin auf dem Feld, aber auch in der Öffentlichkeit? 

Das ist eine große Frage und eine, über die ich nicht viel nachdenke, da ich eher bescheiden bin und nicht glaube, dass Erfolg jemanden zu einem besseren Menschen macht. 

Ich würde aber gerne so viele Menschen wie möglich inspirieren, ihren eigenen Weg zu finden, um für sich selbst ein gesundes Leben zu führen und auch ihr Glück und ihre Leidenschaft mit anderen Menschen zu teilen. Wenn wir uns auf das Gute und die Dinge, die uns vereinen konzentrieren, macht uns das stärker und wir können glücklicher und friedlicher werden. 

Was wäre dein Wunsch fürs Sportbusiness, die Community oder vielleicht auch eine Botschaft für junge Athlet*innen, um erfolgreich zu sein? 

Das Wichtigste für jemanden, der Profi-Sportler*in werden will, ist, sich nicht nur auf den Erfolg zu fokussieren, sondern auch auf sich selbst als Person und die Bedürfnisse und Ziele außerhalb des Sports. Konzentriere dich nicht nur auf den Sport, sondern immer auch auf die anderen Teile, die das Leben lebenswert machen. Denn selbst wenn du erfolgreich bist, besonders im Sportgeschäft, kannst du das nicht dein ganzes Leben lang sein. Irgendwann bist du vielleicht zu alt und dann ist Schluss. Also musst du etwas für danach haben. Und du musst auch etwas für dazwischen haben, denn Erfolg kann sich so leer anfühlen, wenn du dein Leben nicht voll auslebst. 

Kurz zusammengefasst - was du für dein Business von Malaika Mihambo lernen kannst::

  • Inklusion & Verantwortung: Diskriminierung betrifft alle – Betroffene, Täter*innen und die Gesellschaft als Beobachter. Offenheit, Ehrlichkeit und Verantwortung sind nötig, um Veränderungen herbeizuführen. 
  • Sport als Spiegel der Gesellschaft: Trotz Fortschritten bei der Sichtbarkeit von Frauen & Para-Athlet*innen bestehen weiterhin strukturelle Probleme. Dennoch kann Sport eine Vorbildrolle für gesellschaftliche Veränderungen übernehmen. 
  • Soziale Wirkung des Sports: Sport verbindet Menschen und kann nachhaltige Entwicklungen fördern – nicht nur ökologisch, sondern auch gesellschaftlich und individuell.   
  • Engagement für Kinder: Durch Malaika’s Herzsprung e.V., Mihambos Stiftung zur Unterstützung von Kindern aus finanziell schwachen Familien, wird diesen Zugang zu Sport und dessen positiven Effekten auf Gesundheit Selbstbewusstsein und soziale Integration ermöglicht. 
  • Erfolg als Sportler*in: Erfolg allein macht nicht zu einem besseren Menschen. Wichtiger ist es, an sich selbst zu arbeiten und übergeordnete persönliche Ziele im Blick zu behalten. Eine nachhaltige Karriereplanung und sich auch auf ein erfülltes Leben neben sportlichen Erfolgen zu konzentrieren, schafft Lebensqualität.
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