Der Dezember ist traditionell der Monat der Abrechnung. Vom schwedischen Audiostreamer gibt es dann wieder ein personalisiertes Potpourri des Klangkonsums. Die Top-Songs des Jahres, Lieblingsinterpret*in, populärster Podcast oder gestreamte Musikminuten im gesamten Jahr. Natürlich generieren auch Fitness-Apps das personalisierte Jahresergebnis: Gesamtleistung, Fitness-Werte, Rekorde – wir werden gefeiert für unsere Aktivitäten. Social Media wird tagelang von den Ergebnissen unserer Freund*innen und uns selber geflutet, wir holen uns Musikanregungen für das nächste Jahr; vergleichen und messen uns sportlich mit den anderen. Man kann das gutheißen oder auch nicht. Fakt ist, es geht dabei immer um Engagement.
Dass das Sammeln von Daten ein hohes Gut ist, das ist keine Neuigkeit. Die Implementierung von Suchmaschinen hat damit zu Beginn der 90er-Jahre den Anfang. Heute bestimmen Daten unseren Alltag. Mit der Enthaltsamkeit unserer smarten Gadgets, dem „Digital Detox“, wird der einst als Segen der Bequemlichkeit begonnenen Betrachtung mittlerweile als Fluch gesehen. Doch das muss es nicht, denn sinnvoll und effizient eingesetzt, können uns Daten das Leben erleichtern, uns begeistern und bereichern.
Das ist die Quintessenz, die auch auf der ISPO Munich in zahlreichen Panel-Diskussionen geteilt wurde. Gerade dann, wenn Künstliche Intelligenz (KI) Teil der Analyse des Datenwahnsinns wird.
Doch gerade in den letzten Jahren wurde ein enormes Tempo aufgenommen, wodurch ein großer Fortschritt zu beobachten ist. „Das ist der Punkt, an dem ich sehe, dass KI und insbesondere generative KI definitiv eine große Hilfe ist“, begründet Tobias Matern diese Weiterentwicklung. Mit diesem Hintergrund setzen immer mehr Outdoor- und Fitnessbrands auf eigene Vertriebsplattformen. Die Community kennen und verstehen zu lernen, ist extrem wichtig. Den Online-Vertrieb der eigenen Produkte nicht länger einzelnen wenigen Plattformen zu überlassen, ist für viele Brands essenziell. Das Schaffen eigener Ecosysteme wird immer wichtiger. Produkte, Entertainment, Events, Loyalty-Programme – alles auf einer Plattform. So wird der Datenwahnsinn wahnsinnig interessant. Für Vertrieb und die Kund*innen.
Im Spitzensport geht heutzutage nichts mehr ohne Big Data. Ein Beispiel aus dem Segeln: Chef-Skipper Erik Heil und seine Strategie-Expertin Anna Barth vom Team SailGP Germany nehmen allen den Wind aus den Segeln, die geglaubt haben, dass es in Segelsport nur auf ein schnelles Boot, Wind und Wasser ankommt. Die Profi-Segler*innen berichten auf der ISPO Munich, dass sie fortschrittliche Hightech-Ausrüstung und datengesteuerte Methoden integrieren, um die Leistung auf dem Wasser zu verbessern. So werden über 1.000 Datenpunkte pro Sekunde verarbeitet und analysiert, um Strategien zu optimieren und so die richtigen Entscheidungen in Echtzeit zu treffen. Denn im Hochgeschwindigkeitssegeln mit über 100km/h übers Meers bleibt für die richtige Entscheidung wenig Zeit. Ähnlich wie in der Formel 1. Nicht verwunderlich also, dass sich Ex-Rennfahrer Sebastian Vettel als Miteigentümer des Teams Germany im internationalen Segelrennsport engagiert.
Die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt zu treffen, ist für die deutsche Technologie - und Softwarefirma Kinexon Sports ein Teil ihres Geschäftsmodells. Spezialisiert auf Echtzeit-Datenanalyse geht es längst nicht mehr nur um die Verbesserung der Athleten-Performance. „Predictive maintenance for athletes“ – also die präventive Schonung eines Athleten, aufgrund von prognostiziertem, verletzungsbedingtem Ausfall – nimmt immer stärker an Bedeutung zu. Für Klubs in der NBA, im American Football und im internationalen Profifußball ist das extrem wichtig, denn fitte Spieler*innen sind nicht nur sportliche Versicherung, sondern auch das Kapital des Vereins. Gut, wenn sich der Trainerstab auf evidente Daten verlassen kann, eine*n Spieler*in möglicherweise zu schonen oder aus dem Spielbetrieb zu nehmen, um eine mögliche und zu erwartende Verletzung zu verhindern. Denn Spieler*innen wollen in der Regel immer spielen, wenn man sie fragt. Die Verantwortung jedoch hat in der Regel die sportliche Leitung.
Dass immer mehr Softwarefirmen in die Sportindustrie drängen, war auf der ISPO Munich so deutlich wie nie zuvor zu sehen. In manchen Bereichen entstehen sie sogar aus selbiger, der Sportstech-Sektor boomt. EintrachtTech ist so ein Beispiel. Dessen CEO Timm Jäger erklärt die Entstehungsgeschichte von EintrachtTech:
Match-Center, News, Fanshop, Tickets, Eintracht TV, weltweit kontaktloses Zahlen oder auch intelligente Sponsoren-Implementierungen – alles an einem Platz. So kann der Fan direkt im Stadion mit der App sein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr nach Hause buchen, eine Versicherung oder das Abo einer überregionalen Tageszeitung abschließen. Ein datengetriebener Erfolg, der auch einen strategischen Zweck verfolgt. „In der Bundesliga muss man immer über neue Einnahmequellen nachdenken. In der Technologiekompetenz haben wir hier eine Möglichkeit gesehen. Deswegen sind wir diesen Schritt gegangen“, erläutert Timm Jäger und macht keinen Hehl daraus, dass man bei EintrachtTech die Eigenentwicklung auch anderen Klubs schmackhaft machen möchte.
Eine Eigenentwicklung ist auch die SAP Garden APP, die das finnische Firma Futurice für eine der modernsten Sportarena Europas im Münchener Olympiapark entwickelt hat. Die Transformations- und Beratungsfirma verfolgt mit dem „Ecosystem Thinking“ einen holistischem Ansatz. Dass man mit der SAP Garden APP jetzt erstmals im großen Stil in der Sportindustrie unterwegs ist, zeigte die Begehrlichkeiten in dieser Branche. Das Ergebnis ist eine einheitliche digitale Plattform für Spiele des EHC Red Bull München oder dem FC Bayern Basketball. Futurice verfolgt mit der SAP Garden APP ein klares Ziel.
Schon nach wenigen Monaten ist die SAP Garden APP bei vielen bester Bestandteil des Besuchs.
„Mobile Ticketing und MatchCenter sind natürlich die beliebtesten Features. Und nach nur wenigen Monaten finden 20 Prozent der Bestellungen von Speisen und Getränke über mobile Order statt, das ist eine tolle Entwicklung“, gibt Timo Schubert, Head of IT von Red Bull München und SAP Garden, erste Einblicke in das Projekt. Die Arena-Wurst einfach vom Platz bestellen und in der Halbzeit abholen – nur ein Service, der das Erlebnis im SAP Garden vereinfacht. Aber das Potenzial der Arena als IoT (Internet of Things) ist erst am Anfang. Je mehr Daten der Besucher*innen gesammelt werden, desto größer sind die Möglichkeiten. Denkbar sind Loyalty-Programme, bei denen sich der Fan auf Video-Würfel als Teil der Show wiederfindet, oder Spieler*innen einen „personalisierten Geburtstagsjubel“ Richtung Tribüne schicken. Diese Beispiele zeigen, wenn Daten sinnvoll genutzt und in innovative Ideen umgesetzt werden, dann profitieren im Sport nicht nur Veranstalter*innen, Klubs und Spieler*innen, sondern auch Fans. Und die sind schließlich das Wichtigste im Sport. Denn ohne Fans gibt es auch keine Emotionen und die können auch keine Daten ersetzen.
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