ISPO.com: Alle Brands bieten Frauenbekleidung an. Was macht LaMunt besser?
Ruth Oberrauch: LaMunt ist eine Bergsportmarke von Frauen für Frauen. Wir stellen die Individualität von Frauen in den Mittelpunkt. Gerade junge Frauen möchten am Berg ihre Persönlichkeit auch mit der richtigen Bekleidung ausdrücken. Wir gehen auf diese „neue“ Frau am Berg ein, die den Berg nach ihren Vorstellungen erleben möchte, ohne dabei als „Bergfex“ oder zu „girly“ zu gelten. Diese Stereotypen gibt es nicht mehr, deshalb wollen wir Lösungen für die selbstbestimmte, authentische und style-affine Frau bieten, die gern in den Bergen aktiv ist und eine technische Bekleidung sucht, die ihren Ansprüchen gerecht wird.
Das klingt komplexer als „Shrink it and pink it“ …
Ein Männerkörper ist einfach anders gebaut als ein Frauenkörper. Eine Kopie zu machen, die nur kleiner, taillierter und rosafarbener ist, reicht nicht. Frauen haben eigene Anforderungen, ihnen sind andere Dinge wichtiger. Laut einer von uns beauftragten Studie bestimmt das Fitting nach Funktionalität und Design die Kaufentscheidung einer Frau. Zudem gilt es, ihrem Stilbedürfnis gerecht zu werden. Wir entwerfen zum Beispiel Ärmel so, dass sie umgeschlagen zum Designelement werden.
Was wünschen sich Frauen noch?
Nach Rückmeldungen aus einem Workshop mit 25 Bergsportlerinnen haben wir bei unseren Hosen den Rückenteil verlängert, damit der Bereich besser geschützt ist. Zudem bauen wir Produkte so, dass sie einen hohen Grad an Individualisierungsmöglichkeiten haben und sich bestmöglich an die Körperform anpassen. So arbeiten wir mit elastischen Materialien im Hüftbereich oder anpassbaren Ärmellängen. Wir integrieren Reißverschlüsse, mit denen sich die Passform von Jacken variieren lässt, und stellen ausgewählte Hosen in mehreren Längen zur Verfügung.
Haben Ihre Entwicklerinnen Bergerfahrung?
Unser Produktteam besteht aus Frauen, die ihre persönliche Erfahrung als aktive Bergsteigerinnen mit einbringen und Herausforderungen von Frauen nur zu gut nachvollziehen können. Wir gehen jedoch weiter und beziehen auch potenzielle Userinnen ein. Wir diskutieren mit ihnen unsere Ideen und fragen proaktiv nach ihren Wünschen. Dieses besondere Reinfühlen, Verstehen und Zuhören hilft uns, Lösungsansätze und Produktantworten zu finden.
Arbeiten gar keine Männer bei LaMunt?
Das Kernteam von LaMunt besteht aus Frauen, aber natürlich setzen wir auch auf die Unterstützung und Erfahrung männlicher Kollegen. „Von Frauen für Frauen“ bedeutet für uns weit mehr als ein vorwiegend weibliches Team: Wir haben ganz unterschiedliche Frauen mit einer Leidenschaft für Berg und Natur von Anfang an mit einbezogen in die Konzeptionierung neuer Produktideen. Noch vor Start der Entwicklungsphase haben wir mit ihnen einen zweitägigen Workshop organisiert. Im Rahmen des Launches startete auch die LaMunt Crew.
Was hat es damit auf sich?
Das ist eine Gruppe von Frauen mit Passion für Berge und Design. Wir haben sie eingeladen, die Produktentwicklung kritisch und aktiv mitzugestalten, sich zu vernetzen und die Liebe zum Bergsport miteinander zu teilen. Wir schätzen den Input und das Feedback dieser Frauen sehr und bitten sie regelmäßig, LaMunt kritisch und proaktiv mitzugestalten. Erste gemeinsame Aktivitäten fanden bereits statt und wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit der Crew.
Warum braucht es extra eine Marke wie LaMunt – hätte ein stärkerer Frauenfokus nicht auch Brands wie Salewa oder Dynafit gut gestanden?
Das Thema Frau ist für alle Bergsportmarken der Oberalp Gruppe wesentlich und das wird auch in Zukunft so bleiben. Immer mehr Frauen sind in den Bergen unterwegs, fast 50 Prozent der Outdoorbegeisterten in den USA und Europa sind weiblich. Der konstante Verkauf von rund 46 Prozent Frauen-Textilprodukten innerhalb der Oberalp Gruppe bestätigt dies. Die Oberalp Gruppe ist bereits mit fünf Bergsportmarken am Markt und will die Kunden so spezifisch wie möglich ansprechen. Dies tun wir auch mit LaMunt: Wir richten uns an die selbstbewusste Frau, die mehr Fitness und feminine Passformen sucht, ohne auf Funktionalität zu verzichten. Wir sprechen Frauen an, die den Berg als einen Ort für ihre persönliche Auszeit erleben wollen und eine Alternative zu bestehenden Produkten suchen. Das heißt aber nicht, dass nicht auch die anderen Marken weiter in die Entwicklung von Produkten für „sie“ investieren, im Gegenteil.
Was, wenn sich jetzt die Männer benachteiligt fühlen, weil sie auch gern LaMunt-Teile tragen würden? Wäre „enlarge it and blue it“ eine Option?
Wenn wir an dem Punkt angekommen sind, haben wir wohl das Ziel einer starken Brand Awareness erreicht. Im Ernst: Tatsächlich gab es bei der Präsentation unserer ersten Samples intern gut gemeinte Sticheleien in diese Richtung. Die haben wir für uns als Kompliment verbucht.
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