Der Megatrend Neo-Ökologie spiegelt nach Worten des Zukunftsinstituts ein neues umweltbewusstes Werteset, das in jeden Bereich unseres Alltags hineinreicht. Ob Kaufentscheidungen, gesellschaftliche Handlungsmoral oder Unternehmensstrategien: Das Nachhaltigkeitsparadigma verändert die Verhaltens- und Sichtweisen der globalen Gesellschaft, der Kultur und der Politik – und richtet unternehmerisches Handeln sowie das gesamte Wirtschaftssystem fundamental neu aus. Es beschreibt den großen gesellschaftlichen Veränderungsprozess hin zu einem ressourceneffizienten, nachhaltigen Wirtschaften. Dabei zeigt sich immer deutlicher: Effizienz ist der Weg zu grünem Wohlstand und wirtschaftlicher Stabilität. Also Qualität statt Quantität.
Neo bedeutet neu. Der Begriff Ökologie kommt laut Duden aus der Biologie und bezeichnete ursprünglich die Wissenschaft von den Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt sowie die Lehre vom Haushalt der Natur. Heute verstehen wir darunter eher die Gesamtheit der Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt sowie den ungestörten Haushalt der Natur. Allerdings geht Neo-Ökologie noch viel weiter – der Megatrend verbindet die Ökologie mit der Ökonomie.
1. Der Mensch re-integriert sich in das Ökosystem Erde. Dabei sind wir weder Zerstörer noch Retter der Welt, sondern wir sind Teil des vielfältigen, resilienten, sich selbst organisierenden Systems Erde.
2. Nachhaltigkeit bedeutet klüger, nicht weniger. Bei der Neo-Ökologie steht der nachhaltige Umgang mit Ressourcen im Mittelpunkt. Eine wichtige Rolle spielen dabei technologische Innovationen. Green Tech hilft, die heutigen und künftigen Herausforderungen zu überwinden.
3. Wirtschaftssystem wird zum Wertesystem. Statt auf Wachstums- und Profitmaximierung fokussiert die Wirtschaft von morgen auf Nachhaltigkeit, Postwachstum und Gemeinwohl.
Es geht dabei natürlich um die Verantwortung von Unternehmen gegenüber der Umwelt. Aber auch das Konsumverhalten jedes Einzelnen verändert sich, und darauf müssen Firmen reagieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Laut Zukunftsinstitut achtet bereits ein Drittel der Deutschen beim Einkauf von Kleidung auf nachhaltige Produkte. Die Zahlungsbereitschaft für umweltfreundliche Produkte ist in den vergangenen fünf Jahren um mehr als fünf Prozentpunkte auf 25,5 Prozent gestiegen. Jeder vierte Deutsche ist also bereit, mehr Geld auszugeben.
Während große, börsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern verpflichtet sind, in ihren Lageberichten über Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange zu informieren, ist es für alle anderen Firmen eine freiwillige Angelegenheit. Allerdings sind sich bereits jetzt viele Expert*innen darüber einig, dass nachhaltiges Produzieren sowohl der Umwelt hilft als auch immer mehr zu einem Wettbewerbsvorteil führt.
Gewinnmaximierung um jeden Preis – dieser Leitsatz gehört definitiv der Vergangenheit an. Sportler*innen erwarten zwar einerseits funktionelle Produkte, andererseits sollten diese aber auch nachhaltig sein. Das bedeutet für jeden einzelnen Hersteller: Es geht nicht mehr nur um Qualitätskontrolle in den Firmen, sondern um das Überprüfen der kompletten Wertschöpfungskette auf Nachhaltigkeit. Auch Initiativen sind gefragt: wie beispielsweise Reparaturservices für kaputte Kleidung oder abgelaufene Schuhsohlen.
„Wir streben globale Klimaneutralität an und wollen bis 2024 unsere Produkte überwiegend aus biobasierten oder recycelten Materialien herstellen“, verspricht Antje von Dewitz, CEO von Vaude. Trotz beispielsweise der Produktion von Softshell Jacken und Softshell Hosen aus recycelten PET-Flaschen, weiß das Unternehmen um die Problematik von Mikroplastik. „Wir als Outdoor-Marke haben ein besonderes Problem: Winzige Faserpartikel, die sich aus unseren Produkten lösen und zu klein für normale Filter in Kläranlagen sind und so als Mikroplastik in die Meere geraten“, heißt es im Nachhaltigkeitsbericht. Deshalb initiierte Vaude ein großes Forschungsprojekt: Von September 2017 bis März 2021 war Vaude aktiver Verbundpartner von „TextileMission“.
Beim Outdoor-Schuh-Hersteller Meindl hat das Thema Nachhaltigkeit schon immer einen hohen Stellenwert. „Ein wichtiger Beitrag von uns ist beispielsweise das Verbessern von Klebstoffen im Sinne ihrer Umweltfreundlichkeit. Das bedeutet, dort zu reduzieren, wo wir auf lösungsmittelhaltige Klebstoffe verzichten können“, erklärt Geschäftsführer Lukas Meindl. Aber: „Bei einem Bergschuh, der funktionell sein muss, ist das nicht so einfach.“ Und deshalb sagt er auch: „Das Vernünftigste und Nachhaltigste ist, einen Schuh möglichst lange zu tragen: Ein Bergschuh wird irgendwann zum Gartenschuh, dient als Schlechtwetterschuh.“ Qualität vor Quantität – dies ist ganz im Sinne des Megatrends Neo-Ökologie.
Noch einen Schritt weiter geht das junge Start-up Vidar Sport. „Wir sind der Meinung, dass nachwachsende, natürliche Rohstoffe die Zukunft sind. Plastik zu recyceln ist nämlich nicht die beste Lösung, denn es landet immer noch Mikroplastik im Wasser“, betont Gründer Rouven Kneipp. Er setze auf TENCEL™ Holzfasern, die gute Eigenschaften für den Sport böten, und „besonders umweltfreundlich in der Herstellung sind“.
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