58 – so viele Spiele mussten zwischen 2018 und 2022 in der J. League, Japans höchster Fußballliga, abgesagt werden. Viermal mehr als in den vier Jahren zuvor. Gründe waren aber nicht Ausschreitungen oder Terroranschläge, sondern Taifune, Überschwemmungen und Schneestürme, also direkte Einflüsse der Klimakrise, die Japan hart trifft. Das hat den Verantwortlichen die Augen geöffnet: Die J. League hat die Zahl der klima- und umweltbezogenen Projekte zuletzt deutlich gesteigert – von 133 im Jahr 2016 auf 873 im Jahr 2022. Die Maßnahmen beinhalten Initiativen zum Recycling, zur Abfallvermeidung oder zur Einsparung von CO₂-Emissionen. Teilweise sind recht kreative Lösungen dabei. So konnten Fans des FC Osaka Behälter mit gebrauchtem Speiseöl gegen Freikarten für ein Spiel eintauschen. Aus dem Öl stellte Vereinssponsor Ueda Yushi dann Seifenprodukte her. „So können wir die Menschen einbeziehen, und der Sport wird zu einem Vorbild für die Gesellschaft“, sagte Seita Kotani, Marketingchef des FC Osaka, der Japan Times.
Wie beim Marathon beginnt eben auch im Klimaschutz alles mit dem ersten Schritt. Diesem Motto folgen die Veranstalter*innen eines der ältesten Laufevents der Welt, dem Boston-Marathon: Es gibt kompostierbare Becher auf der Strecke, Wasserstationen machen Plastikflaschen überflüssig. Die Restmüllmenge wurde so seit 2018 um knapp 40 Tonnen reduziert. Inzwischen werden 80 Prozent des anfallenden Mülls recycelt oder kompostiert. Last but not least werden Teilnehmer*innen und Publikum ermutigt, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen oder Fahrgemeinschaften zu bilden.
Beim Thema Verkehrswende denkt man inzwischen häufig an Paris. Die Olympischen Spiele 2024 sind eine wichtige Motivation für den fahrradfreundlichen Umbau der Stadt: Zahlreiche neue Radwege und -abstellplätze entstehen – nicht nur an den Sportstätten. Zuschauer*innen sollen umsonst öffentliche Verkehrsmittel nutzen dürfen, Athlet*innen werden in einer klimafreundlichen Fahrzeugflotte transportiert. Das Thema Nachhaltigkeit war ein maßgebliches Asset bei der Vergabe der Spiele an Paris. Größtes Öko-Plus: Zu 95 Prozent werden die Wettkämpfe in bestehenden oder temporären Austragungsorten stattfinden – und weniger Infrastruktur neu bauen bedeutet weniger CO₂-Belastung.
Paris hat sicher genau auf das Multisport-Event European Championships 2022 geschaut, das 1,47 Millionen Besucher*innen in München begeisterte. „Ein Großteil der sportlichen Wettbewerbe wurde in bestehenden Sportanlagen ausgerichtet. Nur wo es unumgänglich war, entstanden temporäre Bauten“, sagt Marion Schöne, Geschäftsführerin Olympiapark München, im kürzlich erschienenen Nachhaltigkeitsbericht. Zudem wurden 5.000 Kilogramm Banner und Fahnenstoffe wiederverwendet sowie über 500.000 PET-Flaschen durch die Aufstellung von Wasserspendern und die Ausgabe von Mehrweg-Trinkflaschen eingespart. Dieses Engagement wurde erst kürzlich auf der SPOBIS Conference 2023 mit einem Preis gewürdigt. „Wir sind sicher, mit der Ausrichtung der European Championships Munich 2022 einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft von Sportgroßveranstaltungen geleistet zu haben“, so Geschäftsführerin Schöne.
Catering und Merchandising, Bauen und Ressourcen, Verkehr und Lärm, Natur und Landschaft, Wasser, Abfall, Nachhaltigkeitsmanagement, Energie und Klimaschutz sowie Dialog und Partizipation – der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) fokussiert sich bei der Nachhaltigkeit von Events auf diese neun Aspekte. „Diese Themenfelder decken alles ab, was wir im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung von Sportveranstaltungen ansteuern können“, sagt Prof. Dr. Peter Kuhn vom Bayreuther Zentrum für Sportwissenschaft und Mitgründer der Denkfabrik sportainable.
Einen Überblick über Best Practices und mögliche Maßnahmen im Nachhaltigkeitsmanagement bietet das DOSB-Portal „Green Champions 2.0“. Auf der Plattform von DOSB, der Deutschen Sporthochschule Köln und dem Öko-Institut können Veranstalter von großen oder kleinen Events verschiedene Merkmale wie Zeitraum, Aktivitätsraum, Ort, Größe oder Niveau eingeben – und schon gibt es eine Liste konkreter Maßnahmen. Bezüglich Catering und Merchandising empfiehlt der DOSB beispielsweise die „Verwendung biologisch erzeugter Speisen und Getränke zu prüfen“ oder „Auf Flyer, Giveaways und ähnliche Artikel zu verzichten oder auf Minimum zu reduzieren“.
Bis Ende 2024 soll das Portal weiterentwickelt werden, sagt Bianca Quardokus, Referentin für Sportstätten, Umwelt und Nachhaltigkeit beim DOSB: „Die Internetseite soll dabei unterstützen, auch bei kleineren Wettkämpfen oder Vereinsfesten das Thema Nachhaltigkeit zu verankern. Die Informationen und Handlungsempfehlungen sollen dazu beitragen, mit dem Thema Nachhaltigkeit in die Breite des Sports zu gelangen."
Wer sich für eine umweltbewusste Organisation seiner Veranstaltung engagiert, der kann das Publikum durch entsprechende Kommunikation sensibilisieren – sagt DOSB-Referentin Quardokus: „Nachhaltige Sportveranstaltungen können ein Multiplikator sein, um Nachhaltigkeitsthemen wie klimafreundliche Mobilität, Abfallmanagement und Vielfalt an die Zuschauenden und Teilnehmenden zu vermitteln. Wenn ich über mein Veranstaltungsticket mit dem ÖPNV ins Stadion fahre, mache ich das zukünftig vielleicht bei anderen Gelegenheiten genauso.“ An erster Stelle bei den CO₂-Emissionen steht schließlich immer die Mobilität – vor allem die der Zuschauer*innen.
Zum Abschluss noch ein Blick auf ein etwas kleineres Event, das schon vieles richtig macht: den Allgäu Triathlon. Seit 2022 beschreitet der Kult-Triathlon mit der Initiative #BeKULT nachhaltigere Wege. „#BeKULT ist für uns keine Ad-hoc-Geschichte, sondern ein langfristiger Prozess mit ehrgeizigen Zielen“, erklärt Geschäftsführer Christoph Fürleger. Zu den Maßnahmen gehört zum Beispiel, dass Eventtrikots nur auf Vorbestellung zu bekommen sind oder dass keine Wechselbeutel mehr ausgegeben werden. Das Catering ist regional, saisonal und hauptsächlich vegan. Und an den Verpflegungsstellen kommen Mehrwegbecher zum Einsatz. Damit sind die Allgäuer in Sachen Nachhaltigkeit sogar dem Boston Marathon einen Schritt voraus. Aber Hauptsache, es geht vorwärts!
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