ISPO.com: Dan, magst du kurz erzählen, was EOCA ist und welche Rolle du darin hast?
Dan Yates: Gerne. Die EOCA ist ein Netzwerk für Unternehmen aus der Outdoor-Branche. Die Mitgliedsbeiträge richten sich nach dem Umsatz – so können sowohl kleinere als auch größere Firmen mitmachen. Diese Beiträge fließen direkt in konkrete Renaturierungsprojekte, die den Schutz der Artenvielfalt und wilder Naturräume fördern. Damit gleichen wir nicht nur einen Teil der Auswirkungen unserer Branche aus, sondern machen auch deutlich, wie wichtig diese Lebensräume für unsere gemeinsame Zukunft sind.

Kannst du etwas zu deinem persönlichen Hintergrund erzählen? Wie bist du zur EOCA gekommen?
Mein Weg in die Branche war eher unkonventionell. Ich habe als Whitewater-Kajaker angefangen und ursprünglich als Optiker gearbeitet. Mit der Zeit habe ich miterlebt, wie natürliche Lebensräume – vor allem Flüsse – zerstört werden. Das hat mich in den Umweltaktivismus geführt. Ich habe mit verschiedenen NGOs gearbeitet, unter anderem im Flussschutz, und war auch bei Protect Our Winters Europe aktiv. Jetzt bin ich Geschäftsführer der EOCA – mit dem Ziel, wirklich etwas zu bewegen und die nötigen Veränderungen gemeinsam mit der Branche anzustoßen.
Warum ist das Artensterben aus deiner Sicht so ein zentrales Thema?
Artenvielfalt ist die Grundlage unserer natürlichen Welt. In den letzten 50 Jahren haben wir dramatische Rückgänge bei Tier- und Pflanzenarten erlebt – in manchen Fällen bis zu 80 %. Das betrifft nicht nur die Schönheit der Natur oder Ressourcen wie sauberes Wasser und Luft, sondern auch die Rohstoffe, die wir in unseren Produkten verwenden – und letztlich auch die mentale Gesundheit unserer Gemeinschaften. Wenn wir nicht gleichzeitig Natur schützen und dem Klimawandel begegnen, drohen genau diese lebenswichtigen Systeme zu kippen.
Was können wir konkret tun, um gegen das Artensterben vorzugehen?
Die Hauptursachen sind Veränderungen in der Landnutzung, Übernutzung von Ressourcen und Nachhaltigkeit, Klimawandel, Umweltverschmutzung und invasive Arten. Das heißt: Wir müssen auf vielen Ebenen ansetzen – bestehende Lebensräume schützen, geschädigte wiederherstellen und gleichzeitig Emissionen und Verschmutzung reduzieren. Unternehmen und auch Konsument*innen sollten sich ihrer Wirkung bewusst sein – und aktiv zur Erhaltung beitragen.
Wie können sich interessierte Marken bei euch engagieren?
Da gibt’s verschiedene Möglichkeiten. Der erste Schritt für Marken, nicht nur aus der Sportindustrie, sich zu engagieren, ist eine Mitgliedschaft – mit der unterstützt man direkt unsere Förderprojekte und die Advocacy-Arbeit. Wer tiefer einsteigen möchte, kann auch konkrete Projekte sponsern, die zur eigenen Marke oder Zielgruppe passen. Das schafft Nähe – zu Kund*innen, zur eigenen Belegschaft und zur Sache selbst.
Die Beitragshöhe hängt vom europäischen Umsatz ab. Das gesammelte Geld fließt in unsere Umweltförderung. Gerade haben wir eine neue Vergaberunde gestartet – aktuell haben wir 230 Bewerbungen aus aller Welt erhalten. Eine Jury trifft eine Vorauswahl, und unsere Mitglieder stimmen ab, welche Projekte finanziert werden. Auch eine öffentliche Abstimmung gibt es – da dürfen Konsument*innen mitentscheiden.
Was möchtest du Menschen mitgeben, die angesichts all dieser Herausforderungen nicht den Mut verlieren wollen?
Das wichtigste ist Durchhaltevermögen. Wer draußen unterwegs ist, kennt das – es braucht Kraft und Geduld, um den Gipfel zu erreichen oder eine lange Tour zu schaffen. Genau diese innere Stärke können wir auch nutzen, um uns für die Natur einzusetzen. Wenn wir uns draußen bewegen, entsteht automatisch eine Verbindung zur Erde – das tut uns selbst gut, aber auch dem Planeten.
Vielen Dank, Dan, für deine Gedanken und deine Offenheit.
Danke dir, Claudia – schön, dass wir darüber sprechen konnten.
Das Gespräch mit Dan Yates macht klar: Der Verlust an Artenvielfalt ist keine abstrakte Krise irgendwo da draußen – er betrifft uns alle, besonders jene von uns, die draußen zu Hause sind und in der Outdoor-Branche arbeiten:
Artenvielfalt ist die Basis von allem: Ohne intakte Natur gibt es keine saubere Luft, kein Wasser – und auch keine Outdoor-Erlebnisse, wie wir sie kennen. Die Biodiversitätskrise betrifft uns direkt.
Die Outdoor-Branche trägt Verantwortung: Wer in der Natur unterwegs ist oder mit Produkten und Services aus der Natur lebt, sollte sich auch für deren Erhalt einsetzen. Nicht perfekt, aber mit echtem Willen.
Durchhaltevermögen ist eine Haltung, die wir bereits mitbringen: Als Outdoor-Community kennen wir Herausforderungen – ob auf dem Trail, dem Fluss oder im Business. Diese Stärke können wir nutzen, um Veränderungen anzustoßen.
Es geht nur gemeinsam: EOCA zeigt: Wenn Marken, NGOs und Konsument*innen zusammenarbeiten, können echte Schutzprojekte entstehen. Verantwortung lässt sich teilen – und verstärken.
Jetzt ist die Zeit zu handeln: Der Rückgang der Artenvielfalt schreitet voran. Es braucht mutige Entscheidungen, ehrlichen Austausch und konkrete Schritte. Nicht irgendwann – sondern jetzt.
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