Simone Biles
Weltmeisterin & Olympia-Siegerin
Simone Biles ist das Übertalent des Turnens. Doch der Begriff Übertalent wird ihr nicht einmal gerecht, denn trotz ihrer jungen Jahre hat sie in ihrer Karriere alles erreicht - mehrfache Weltmeisterin und Olympia-Siegerin, Bestseller-Autorin und erfolgreichste Turnerin der USA überhaupt, nicht zuletzt als Rekordhalterin im Mehrkampf. Mit neun US-Meisterschaften halt sie den Landesrekord als größte Turnerin aller Zeiten.
Sie turnt Elemente, die ihr keiner nachmachen kann - auch ihre männlichen Kollegen nicht. Simone Biles ist zwar nur 142 cm groß, dafür steckt in diesen knappen 1,50 Metern geballte Muskelkraft. Seit Jahren turnt sie an der internationalen Spitze in allen Disziplinen ihres Sports und treibt seine Entwicklung konstant voran. Bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart 2019 turnte sie beispielsweise gleich zwei neue Elemente, die noch keine Frau auf internationaler Ebene vorgeführt hatte. Im Turnen werden diese Elemente dann auch nach ihrer Erfinderin benannt, wodurch Biles sich - zumindest namentlich - bereits unsterblich gemacht hat. Als erste Frau zeigte sie bei US Classics 2021 einen Jurtschenko mit Doppelsalto rückwärts gebückt am Sprung, und später turnt sie diesen Sprung auch auf internationaler Bühne.
Ihr „Triple-Double“ am Boden, ein Doppelsalto gehockt mit integrierter Dreifachschraube, ist sogar so schwierig, dass für ihn der Buchstabe „J" eingeführt und damit die Schwierigkeitsskala des internationalen Turnverbandes FIG nach oben erweitert wurde. Offiziell heißt dieser Trick nun „Biles II“, da sie am Boden bereits den „Biles“, einen Doppelsalto rückwärts gestreckt mit halber Schraube und blinder Landung, geschaffen hat.
Auch zwei Elemente am Sprung und ein Abgang vom Schwebebalken tragen ihren Namen. Und Biles macht sich schon bereit für den nächsten Sprung: für den Stufenbarren hat sie bereits ein neues Turnelement angemeldet. Wenn sie diese Übung bei Olympia ausführt, wäre sie die erste aktive Turnerin mit nach ihr benannten Elementen in allen vier Teildisziplinen.
Doppelsalto gehockt mit integrierter Dreifachschraube klingt kompliziert? Das ist es auch selbst für Profis, seien es ihre Kontrahentinnen oder männliche Turner. Und selbst wenn Biles nachgesagt wird, sie hätte den idealen Körperbau fürs Turnen, lautet ihr Geheimrezept trotzdem: „Üben, üben, üben.“
Es könnte der tiefste Punkt in der Karriere von Simone Biles gewesen sein - und doch ist es vielleicht der große Hero-Moment der Turnerin: Bei den olympischen Spielen in Tokio sagt Simone Biles den Mehrkampf nach der ersten Disziplin ab. Die Zuschauer und Mitkonkurrenten in der Halle fürchten eine Verletzung, doch die Ausnahme-Sportlerin gibt später zu: sie hatte die „Twisties“. Jeder Turner kennt diesen Zustand, ein plötzliches Gefühl des Kontrollverlusts – der Körper bewegt sich nicht mehr so, wie man das eigentlich möchte. Unter Tränen sagt die 24-Jährige: "Ich musste tun, was richtig für mich ist und mich auf meine mentale Gesundheit fokussieren und nicht mein Wohlbefinden gefährden." Sie habe seit einiger Zeit weniger Selbstvertrauen als zuvor, sei nervöser und habe wenig Spaß. Der größte Kampf, den sie gerade kämpfe, sei der mit sich selbst. Ihr Team gewinnt mit Simone Biles im Hintergrund dann doch noch eine Silbermedaille.
Für den Einzel-Wettkampf am Schwebebalken kehrt sie dann doch noch einmal zurück. Auch wenn sie aufgrund ihrer damaligen Verfassung einige schwierige Elemente auslässt, überzeugt sie die Kampfrichter mit präziser Ausführung und gewinnt die Bronzemedaille. Ein krönender Abschluss für Biles, die in den letzten Jahren so hart für diese Olympiateilnahme gekämpft hatte. Am Schwebebalken anzutreten, das habe sie nur für sich selbst gemacht, betont Biles: "Es hat mir die Welt bedeutet, da wieder rauszugehen".
Für ihren offenen Umgang mit ihren mentalen Problemen während der Olympischen Spiele in Tokio erfuhr Biles viel Zuspruch. Aus ihrer Priorisierung der eigenen Gesundheit über den möglichen Erfolg entwickelt sich eine Debatte über die mentalen Belastungen und Erwartungshaltungen im Leistungssport. Auch aus diesem Grund wurde Biles 2021 zum Times Athlete of the Year gekürt.
Nach drei Jahren ist Simone Biles wieder zurück auf der großen Bühne bei Olympia 2024 in Paris – und wie sie zurück ist. Im Mehrkampf gewinnt sie in der Mannschaft ihre insgesamt achte Goldmedaille, und ist damit die höchstdekorierte Turnerin der Geschichte. Und damit nicht genug, denn auch im Einzelmehrkampf überragt Biles und wird Olympiasiegerin. Doch der Weg zu Olympia 2024 in Paris war kein einfacher, besonders nach ihren mentalen Problemen bei den vergangenen Spielen in Tokio. Biles kämpft sich zurück an die Spitze und geht dabei offen mit den Hürden auf dem Weg dahin um. Zahlreiche Dokumentationen wie „Simone Biles: Rising“ von Netflix widmen sich Biles‘ Rückkehr zu den Olympischen Spielen und liefern dabei Einblicke in die Gedanken eines absoluten Turnstars.
Aber Simone Biles beeindruckt nicht nur auf der Matte: Sie nutzt ihre Bekanntheit, um junge Mädchen zu inspirieren und um sich für die Belange von Pflegekindern auszusprechen. Und auch für weitere soziale Themen wie die Black-Lives-Matter-Bewegung oder die stärkere Sichtbarkeit von Frauen im Sport nutzt sie ihre große Reichweite über Social Media, um sich zu positionieren und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf wichtige Themen zu lenken. Diese Gründe machen Simone Biles zum Vorbild – und zur jüngsten Trägerin der Presidential Medal of Freedom, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA.
Bildcredit: Executive Office of the President of the United States / picryl.com
Auch wenn es scheint, als flögen Simone Biles ihre Siege auf internationalem Parkett förmlich zu, hat sie es bei Weitem nicht immer leicht gehabt. 1997 in Columbus (Ohio) geboren, wächst Biles als drittes von vier Kindern in schwierigen Verhältnissen auf. Nachdem ihre leibliche Mutter aufgrund von Drogen und Alkohol nicht im Stande ist, für ihre Kinder zu sorgen, verbringt Simone ihre Kindheit in Pflegefamilien. Später wird sie von ihren Großeltern großgezogen und adoptiert. Mit sechs Jahren probiert sie das Turnen aus, zeigt von Anfang an Begabung und fängt bald an, regelmäßig zu trainieren. Ihren ersten Weltmeistertitel holt sie im Alter von 16 Jahren in Antwerpen. Heute ist sie mit insgesamt 23 Gold-, 4 Silber- und 3 Bronzemedaillen die erfolgreichste Teilnehmerin an Turnweltmeisterschaften aller Zeiten.
2018 macht Biles im Zuge der Online-Bewegung #metoo öffentlich, vom früheren Arzt des US-Turnteams sexuell missbraucht worden zu sein. Vor allem auch dank der Aussagen vieler prominenter Turnerinnen wie Biles wurde der Fall ausführlich untersucht und der Arzt Larry Nassar konnte überführt werden. Besonders tragisch: Einem im Juli 2021 veröffentlichten Bericht zufolge ging das FBI ersten Missbrauchshinweisen nicht wie vorgeschrieben nach und ermöglichte Nassar so noch monatelang weitere Taten. Biles thematisiert aber auch das Fehlverhalten des Turnverbandes und beschreibt ihre Frustration über das Verhalten von Funktionären, die teils von den Übergriffen wussten und sie selbst und andere Betroffene dennoch nicht geschützt hatten.
Seit April 2023 ist Simone Biles glücklich mit NFL-Spieler Jonathan Owens verheiratet und teilt ihr Glück regelmäßig über Instagram.
Im Rahmen der Olympischen Spiele 2021 in Tokio sorgt Biles für ein weiteres Novum im Turnen: Sie wurde zur ersten Turnerin überhaupt, der von Twitter ein eigenes Emoji gewidmet wurde. Die Hashtags #Simone und #SimoneBiles sind dort mit dem Emoji einer Ziege im Turnanzug aufgehübscht. Hintergrund: Biles bezeichnet sich selbst als GOAT – ein Akronym für Greatest of all times – also Größte aller Zeiten. Gleichzeitig bedeutet die Abkürzung auf Englisch "Ziege".
Sportart: | Turnen |
Disziplinen: | Boden, Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken |
Größe: | 142cm |
Nationalität: | USA |
Geburtstag: | 14. März 1997 |
Geboren in: | Columbus, Ohio, USA |
Heimatstadt: | Spring, Texas, USA |
Geschätztes Netto-Vermögen: | 20 Millionen US-Dollar |
Medaillen bei internationalen Wettkämpfen: | 41 (30x Weltmeisterschaft und 11x Olympische Spiele) |
Follower auf Instagram: | 9,4 Millionen |
Nach ihr benannte Turnelemente: | 5 |
Signature Move: | Der Biles |
Ehepartner: | NFL-Football-Spieler Jonathan Owens |