„Das sind Superheldinnen“ rief der Sprecher auf den Pariser Place de la Concorde bei der Olympia-Premiere im Breaking ins Mikrofon. Tausende Fans stimmten ihm mit einem Jubelschrei zu. Genau wie 3x3-Basketball, Skateboard oder BMX Freestyle – die jungen Trendsportarten begeisterten auf einem der berühmtesten Plätze in der Stadt der Liebe bei den Olympischen Sommerspielen 2024 ganz besonders und erreichten im TV weltweit Millionen Zuschauer.
Das galt ebenso beim Klettern in Le Bourget, dem wilden Kajak-Cross vor 15.000 Fans im Wildwasser von Vaires-sur-Marne oder mit Abstrichen – wegen der Austragung der Wettkämpfe auf der Cote d’Azur - auch für die Kitesurfer bei ihrer Olympia-Premiere in Marseille.
Im Zentrum der olympischen Aufmerksamkeit von Paris standen jedoch weltweit die B-Girls im Breaking. Das hatte vor allem etwas mit ihren aufsehenerregenden Protagonistinnen einer Sportart zu tun, die den gemeinhin bekannten Namen Breakdance ablehnen.
Die Afghanin Talash zeigte nach ihrem Auftritt einen blauen Umhang auf der „Free Afghan Woman“ stand. Die junge Frau war nach der Machtübernahme der Taliban aus ihrer Heimat geflohen und trat bei Olympia 2024 für das internationale Flüchtlings-Team an. „Wäre ich in Afghanistan geblieben, hätte ich nicht überlebt. Sie hätten mich exekutiert oder zu Tode gesteinigt“, sagte sie. Talashs bei Olympia verbotene politische Botschaft wurde mit der Disqualifikation bestraft, aber weltweit wahrgenommen.
Noch mehr kontroverse Diskussionen rund um den Planeten löste die Australierin Rachel Gunn aus. Das immerhin schon 36 Jahre alte B-Girl mit dem Künstlernamen Raygun spaltete mit ihren Kangaroo-Moves das Publikum. Vor allem auf Social Media schlug ihr dabei auch so viel Hass entgegen, dass sie sich öffentlich gegen die Attacken wehren musste. Rachel Gunn forscht in ihrem Hauptjob als Wissenschaftlerin über die "Kulturpolitik des Breaking".
Für die Expertin ist klar: Breaking hat durch die weltweite Begeisterung, die durch die Olympia-Premiere vor allem in der jungen Zielgruppe ausgelöst wurde, eine noch nie dagewesene Bedeutung in der Sportbranche erreicht. Umso unverständlicher ist es nicht nur für Raygun, dass die Sportart 2028 bei den Sommerspielen in Los Angeles nicht mehr olympisch sein wird. Die Entscheidung war bereits vor dem spektakulären Paris-Auftritt gefallen.
„Es ist sehr enttäuschend, dass Breaking nicht für LA ausgewählt wurde, zumal der Sport ja seine Ursprünge in den USA hat“, sagte Rachel Gunn dazu in Paris: „Aber vielleicht ärgern sie sich ja jetzt, zumal es großartige amerikanische B-Girls and B-Boys gibt.“
Trotzdem dürfte Breaking erst 2032 bei den Sommerspielen von Brisbane in Rayguns Heimat Australien eine Chance auf eine Olympia-Rückkehr haben. In Los Angeles setzen sie dagegen 2028 auf ganz andere, neue Sportarten im Programm. Diese haben allerdings wenig mit der vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anvisierten „Verjüngung“ der Sommerspiele zu tun. Die meisten davon wie Softball/Baseball – zuletzt 2021 olympisch – der zuletzt 1908 olympische Teamsport Lacrosse oder Flag Football sind vor allem amerikanisch. Die kontaktarme Version von American Football, die weltweit kaum bekannt ist, wird genauso seine Olympia-Premiere feiern wie der Rückschlagsport Squash.
Dazu gibt es 2028 im Schatten von Hollywood auch Änderungen in bekannten olympischen Disziplinen. Nach schweren Misshandlungen von Pferden wird beim Modernen Fünfkampf das Springreiten durch einen Extremhindernislauf nach dem Vorbild eines Ninja-Warrior-Parcours ersetzt. Im Rudern ist ein Beach-Sprint geplant, bei dem Laufen mit dem Wassersport kombiniert wird.
Welche Rolle Geld bei Olympia spielt zeigt die Rückkehr von Cricket ins Programm der Sommerspiele 2028 in Los Angeles nach 128 Jahren Pause. „Wir sehen die wachsende Popularität von Cricket und es gibt eine wachsende indische Gemeinschaft in den USA. Daher ist es sehr attraktiv für LA und für die olympische Bewegung“, sagt Thomas Bach.
Was der IOC-Präsident nicht explizit sagt: Der für das Mega-Geschäft Olympia extrem spannende Milliardenstaat Indien will sich für die Ausrichtung der Sommerspiele 2036 bewerben. Und weil Cricket schon in LA aufgenommen wird steigen die TV-Einnahmen aus Indien nach Informationen des Branchenportal „insidethegames“ um stolze 130 Millionen Euro!
Spannend sind die neuen Sportarten auch für große Firmen des Sportbusiness. Adidas-Chef Björn Gulden beispielsweise hat erkannt, dass man mit coolen, jungen Sportarten wie Klettern, Skateboard, BMX-Rennen oder Breaking das Image aufpolieren kann. „Sich auf die vier oder fünf größten Sportarten zu konzentrieren, ist allzu einfach und, ehrlich gesagt, es ist dumm“, hat Gulden in einem Interview gesagt. „Ich will, das Adidas auch in den kleineren Sportarten wieder sichtbar ist.“
Spannend ist dabei besonders Breaking, weil sich mit der hippen Kleidung neue Zielgruppen und Märkte erschließen lassen. Adidas hat beispielsweise die Liu Qingyi – auch als „B-Girl 671 bekannt – unter Vertrag genommen. Sie gewann bei Olympia in Paris Bronze. Auch Nike als Ausrüster verschiedener Top-Breaking-Teams wie den USA und Puma haben das erkannt – umso bitterer, dass der Trendsport der „Superheldinnen“ jetzt eine Olympia-Zwangspause einlegen muss.
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