Moderne Golf-Simulatoren messen mittels einer Kombination von Kameras und Radartechnik nicht nur Geschwindigkeit von Schlägerkopf und Ball, Spin-Rate und Flugbahn, sondern auch Schwungrichtung, Schlagfläche, Eintreffwinkel und weitere relevante Daten für den perfekten Golfschlag. Die Software spuckt nach jedem getätigten Schlag über 20 Ergebnisse aus – für den Golf-Laien erstmal überfordernd. Dennoch lohnt es sich, den eigenen Golf-IQ aufzustocken, mit etwas Übung die Daten lesen zu lernen und erfolgreicher mit einem Simulator zu trainieren.
Viele Tour-Pros trainieren auf der Driving Range bereits mit einem Simulator. Der Vorteil: Man sieht dem Ball nicht nur einfach beim Fliegen zu, sondern bekommt zusätzliche Informationen über Entfernung und genauer Richtung des Balles. Diese liefern die Simulatoren in Sekundenschnelle nach dem Schlag. So können sich Pros perfekt auf die Längen, die abhängig von Höhenlage, Temperatur, Wind und Luftfeuchtigkeit sind, einstellen und haben auf der Runde weniger Probleme bei der Wahl des Schlägers. Für Amateur*innen, die noch an den Grundlagen ihres Schwungs arbeiten, helfen die Daten, die Schwungrichtung, Eintreffwinkel und Schlagfläche nach und nachzujustieren und somit immer näher an das persönliche Maximum zu kommen.
Auch im Baseball und Softball ist es mittlerweile selbstverständlich, mit Radar-Tracking Systemen zu trainieren. Die Würfe der Pitcher*innen werden immer schneller und das auch aufgrund der modernen Trainingsmethoden. Laut spox.com waren es im Jahr 2012 noch 52.012 Würfe, die mit über 95 Meilen pro Stunde durch die Luft flogen, während es im Jahr 2017 schon über 110.000 waren. Tendenz steigend. Und um bei diesen Geschwindigkeiten nicht die Kontrolle über den Ball zu verlieren, ist Millimeterarbeit gefragt, die die Simulatoren veranschaulichen können. Die Systeme messen und berechnen die wichtigsten Schlüsselelemente eines jeden Wurfs, wie Release, Flight und Strike Zone, woraus der geübte Pitching-Coach sofort schließen kann, an was der*die Pitcher*in arbeiten muss, um den Wurf zu perfektionieren.
Auch dem*der Batter*in stellen die Simulatoren genügend Material zur Verfügung, mit welchem gearbeitet werden kann. Exit-Speed, Spin-Rate, Abflugwinkel und Entfernungsangaben werden sofort nach dem Treffmoment ausgewertet. Auch hier gibt die Metrik Auskunft, welchen Feinschliff der Profi noch benötigt.
Warum diese beiden Sportarten in Sachen Schlag- und Wurfanalyse einen Vorsprung gegenüber anderen Schlägersportarten haben, erschließt sich bei etwas näherer Betrachtung: Die Sportarten Golf und Baseball beziehungsweise Softball sind gekennzeichnet durch immer wiederkehrende Schwünge vom immer gleichen Standpunkt aus. Die Sportler*innen sind vor dem Schwung nicht in Bewegung, sondern haben einen festen Stand. Das ist im Tennis oder auch im Eishockey nicht der Fall. Die Analyse bestimmter Schläge ist auf dem Spielfeld aufgrund der Entfernung und des Winkels zwischen den aufgestellten Messgeräten zum Spielgerät zudem schwieriger.
Schaut man sich ein Tennisspiel an, ist man als Fan oft begeistert, wie präzise und konstant die Aufschläger*innen den gelben Filzball über das Netz befördern. Wäre hier die Quote des ersten Aufschlags bei vielen Profis ausbaufähig, wenn man an die Trainingsmethoden mit High-Tech-Geräten wie im Golf oder Baseball denkt?
Auch im Tennis wurden bereits Vorstöße gemacht, um im Training digitale Tools zu nutzen. Die Marke Wingfield geht mit ihrem KI-unterstützten Kamerasystem für den Tennisplatz in die richtige Richtung und versucht das Training auch für den örtlichen Tennisclub kostengünstig zu digitalisieren und zu revolutionieren. Die Kameras erfassen diverse Daten vom Spielfeld und den Spielenden. Sie bieten zusätzlich Videoanalyse-Tools, allerdings werden dabei die biomechanischen Abläufe der Spielenden und deren Schläger noch nicht ganz so miteinbezogen, wie man es aus dem Golfsport kennt.
Während der Simulator Trackman im Golf und Baseball unter anderem Schwungebene, Schwungrichtung, Schlagflächen-Neigung und noch viele andere Schwung- und Griff-Details misst oder darstellt, aus denen man lesen kann, wo der Ball mit welcher Spin-Rate und Flugkurve landen wird, kommt das Wingfield-System schnell an seine Grenzen. So wird zwar gemessen, wie präzise und schnell die Bälle übers Netz fliegen, jedoch fehlt die Analyse, warum ein Schlag genau da gelandet ist, wo er es eben ist. War der Treffpunkt des Balls zu weit am Rahmen des Schlägers? Ist die Schwungrichtung zu steil oder ist doch zu viel Spin auf dem Ball gewesen und wenn ja, warum?
Systeme wie das von Wingfield sind noch im Anfangsstadium, beweisen allerdings den vorhandenen Fortschritt im Tennissport. Das Potenzial ist nicht ganz ausgeschöpft. Der Fokus der Marke sollte vorerst auf Schläge aus dem Stand gelegt werden, da diese am einfachsten zu messen und somit zu perfektionieren sind. Aufschlagpräzision und -härte könnten mit modernen Messsystemen schon bald an Qualität gewinnen.
Viele Golfplätze in Deutschland bieten mittlerweile das Training mithilfe eines Simulators an und auch die ersten Tennisanlagen bauen KI-Systeme in ihre Courts ein. Bis diese allerdings flächendeckend Deutschland erobert haben, werden noch einige Jahre vergehen.
Für den Golfsport aber gibt es hierzulande einige reine Indoor-Anlagen, die den Saisonsport zum Ganzjahres-Sport verwandeln, in München beispielsweise das SevenTees mit sieben Trackman-Simulatoren oder das Eisen7 in Biedenkamp bei Hamburg, das von Ex-Fußball-Profi Martin Harnik betrieben wird.
Anlagen dieser Art sind in Korea und den USA, wo der Golfsport sich stärkerer Beliebtheit erfreut, schon länger und spätestens seit der Pandemie etabliert. Allein in der Hauptstadt Südkoreas Seoul gibt es über 15 Hallen-Golfplätze. In den USA ist die Kette „fiveiron“ mit ihren Golfbars vor allem an der Ostküste vertreten.
Autor: Frenky Mühlbauer
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