- Wär‘ ich mal lieber mit dem Fahrrad gefahren!
- Bike-Lifestyle braucht Zuverlässigkeit
- Wenn das Fahrrad mit der Ampel spricht
- Recycling-Alu für grüneres Biken
- Verkehrswenden: Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander
- Zuschuss fürs Lastenrad?
- Andere Länder machen’s vor
- Radikaler Umbruch, auch wenn’s weh tut
- Engineering wie in der Autoindustrie
- Für jede*n das richtige Bike
- Biken ist die Riese&Müller-DNA
Die klimabedingte Verkehrswende gibt dem Bike Rückenwind. Das zeigte die Präsenz der Fahrradindustrie auf der diesjährigen IAA Mobility in München. Strategieexpertin Sandra Wolf unterstrich die Position von Riese & Müller als deutsche Premiummarke für E-Bikes und Lastenfahrräder, im internationalen Markt Lösungen für nachhaltige Mobilität voranzutreiben. „Bei uns steht auf der Agenda, das Auto zu ersetzen“, sagte Wolf in einem Spiegel-Interview im Vorfeld der Auto- und Mobilitätsmesse – eine provokante These. In ihren Statements für unser Format „Challenges of a CEO“ bezieht die begeisterte Bikerin Position zur Mobilität der Zukunft.
Riese & Müller
Mit seinen zukunftsweisenden Produkten und als Spezialist für Cargo-Bikes und schnelle HS-Bikes prägt Riese & Müller die Mobilität von morgen und steht für einen nachhaltigen Lebensstil, eine anwendungsorientierte Produktentwicklung und innovative E-Bike-Technologien. Das 1993 gegründete, inhabergeführte Unternehmen erzielte 2022 einen Umsatz von 350 Millionen Euro. Der Energiebedarf des Firmencampus in Mühltal bei Darmstadt wird komplett CO2-neutral gedeckt. Das Werk ist mit digitalen und teilautomatisierten Prozessen eine der modernsten Produktionsstätten für E-Bikes weltweit.
Innovation liegt in den Genen von Riese & Müller. Wir arbeiten immer weiter an der Idee, die unsere Gründer seit jeher angetrieben hat: Wie können wir das Fahrradfahren so verbessern, dass die Menschen mit Freude aufs Auto verzichten? Es war und ist unser Anspruch, dass man bei jeder Autofahrt, die man doch noch macht, denkt: „Wär‘ ich mal lieber mit dem Fahrrad gefahren!” Aber trotz des E-Bike-Booms ist da noch sehr viel Luft nach oben. Im Vergleich zum Auto – vor allem mit Blick auf die gefahrene Strecken – muss noch viel passieren, damit das Zweirad das Auto auf kurzen und mittleren Distanzen ersetzen kann.
In Städten wie Paris inspiriert eine neue Lebenskultur die Verkehrswende. Mit diesem Bike-Lifestyle überwinden die Menschen bewusst das Auto. Das Fahrrad funktioniert im Alltag als Ersatz für den Zweitwagen oder generell das Auto. Das stellt neue Anforderungen ans Fahrzeug. Unsere Strategie positioniert Riese & Müller als Premiumprodukt, als Technologietreiber. Jedes unserer Bikes ist präzise durchdacht, sinnvoll und langlebig, es erfüllt im Alltag seinen Zweck komfortabel und sicher. Von diesem Qualitätsanspruch werden wir nicht abweichen. Im Gegenteil. Unsere Fahrer*innen sollen ihr Rad nicht nur auf Kurzstrecken nutzen, sondern selbstverständlich für alle Wege bis 20 oder 30 Kilometer und weit darüber hinaus. Und das bei jedem Wetter und auf allen Strecken.
Markus Riese und Heiko Müller haben mit ihrer gemeinsamen Leidenschaft fürs Radfahren und Tüfteln die Entwicklung des vollgefederten Fahrrades und des E-Antriebs entscheidend vorangetrieben. Wir kommen aus Deutschland und definieren uns in den internationalen Märkten in erster Linie als High-Class-Technologieprodukt. Die Innovation bei uns geht permanent weiter. Dabei ist uns der Nutzen wichtig: Wir suchen technologische Neuheiten nicht der Gadgets wegen, sondern weil sie das Fahrradfahren sicherer machen und mehr Freude bereiten. Die Digitalisierung ist ein riesiger Innovationsmotor. In Sachen Konnektivität sollen unsere Fahrzeuge mit Autos und Ampeln kommunizieren. Gerade Abbiegeunfälle oder „Dooring“, also wenn unaufmerksame Autofahrer*innen einfach die Tür öffnen, sind die schlimmsten Gefahren in der Stadt. Eine digitale Kollaboration zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmenden könnte Unfälle verhindern. So weit sind wir leider noch nicht, aber wir arbeiten daran, denn auf dem Fahrrad sind wir viel ungeschützter als in einem Auto oder in der Straßenbahn.
Ich verbinde das Fahrradfahren immer mit dem Blick auf den Klimaschutz. Auch als Unternehmen müssen wir uns konsequent nachhaltig ausrichten. Mit unseren Produktionszahlen von fast 115.000 Fahrzeugen pro Jahr sind wir ein größerer Hersteller, der bei den Zulieferern eine wichtige Rolle spielt, weil wir innovativ sind und tatsächlich auch gemeinsam entwickeln. Ein Fahrrad besteht aus 100 bis 120 Komponenten, da analysieren wir im Sinne der Kreislaufwirtschaft mit unseren Zulieferern Stück für Stück mögliche Verbesserungen. Durch Nearshoring profitieren wir vom wachsenden europäischen Zuliefermarkt, der sich zum Beispiel im Bike Valley rund um Porto oder in Spanien entwickelt. Hier haben wir tatsächlich größeren Einfluss als in Asien. Für unser neues Modell Culture lassen wir den Rahmen als materialintensivstes Einzelteil zu einem großen Teil aus Recycling-Aluminium mit deutlich besserer CO2-Bilanz fertigen. Das ist nur in Europa möglich. Bei den Akkus haben wir uns dem europäischen Kreislaufsystem angeschlossen. Hier brauchen wir das Bewusstsein der Kund*innen, das tatsächlich in Anspruch zu nehmen. Und auch bei unseren Accessoires haben wir im kompletten Entwicklungsbereich für alle Materialien von Anfang an die Recyclingthematik und die Schadstoffbilanz ganz oben auf der Agenda.
In meinen Augen scheitert die Verkehrswende bislang daran, dass kein grundsätzliches Gesamtziel formuliert ist. Da fordere ich von der Politik und von den Hersteller*innen und Anbieter*innen der unterschiedlichen Mobilitätsformen schnelleres Handeln mit abgestimmten Lösungen. Wenn wir den Verkehr und die Lebensqualität in Städten verbessern wollen, müssen wir den Menschen, die Fahrrad fahren wollen, das sicher und bequem ermöglichen. Das bedeutet: Wir brauchen eine Fahrradinfrastruktur, die vernünftig ausgebaut und vor allem durchgängig ist.
Dabei war der Koalitionsvertrag der deutschen Bundesregierung ein gutes Signal. Jetzt wird das Budget für Fahrradmobilität deutlich zusammengestrichen. Darunter leidet der dringend benötigte Ausbau der Infrastruktur. Beim Umstieg auf das E-Auto setzen staatliche Zuschüsse Impulse. Das 49-Euro-Ticket unterstützt den ÖPNV. Aber bei Lastenrädern zum Beispiel gibt es einen Flickenteppich bei den Förderungen. Es sollte eine einheitliche Unterstützung geben für junge Familien oder Firmen, die auf umsteigen wollen.
Wenn wir über fahrradfreundliche urbane Zentren sprechen, sind Amsterdam und Kopenhagen die All-Time Favorites. Es gibt sogar Fahrradwege mit Heizung, die auch bei Frost im Winter einfach gut zu befahren sind. Das ist State of the Art. Aber ich stelle mittlerweile fest, dass auch in vielen anderen Großstädten ein Umdenken einsetzt. Interessanterweise sehen wir das in Ländern, in denen wir eher eine Autoaffinität vermuten. Paris und Barcelona machen das toll. In den USA zeigen es die großen Ballungsräume an der Westküste, aber auch Washington oder New York mit schönen Radwegen am Hudson River. Ich war letztes Jahr beruflich in Portland und bin nur Fahrrad gefahren – und dabei vielleicht gerade mal 50 Meter ohne perfekten Radweg. In Deutschland finde ich Hamburg mit seinen Fortschritten beispielhaft, auch Frankfurt entwickelt sich – im Gegensatz zu Berlin. Wenn Pop-up-Radwege zurückgebaut werden, ist das schade.
Klar, Veränderungen in Städten erzeugen einen Verteilungskampf um den begrenzten Straßenraum. Dieser Umbruch tut auch weh. Aber es geht darum, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Also müssen wir als Gesellschaft Entscheidungen treffen, wie wir Flächen für Fußgänger*innen, Radfahrende und Autos neu verteilen. Und das muss vielleicht auch mal radikal sein. Wie eine solche Transformation ablaufen kann, zeigt Paris. Die machen es prototypisch. Dort wird sehr konsequent entschieden. Autospuren dienen nun der Mikromobilität. Jetzt beginnt die Stadtgesellschaft zu diskutieren. Aus dieser Unruhe wird es sich weiterentwickeln und am Ende zu einer guten Neustrukturierung führen. Paris ist für mich ein echtes Vorbild für diesen Prozess.
Die Entwicklungsthemen gehen uns nicht aus in der Fahrradbranche. Da sehe ich die Arbeitsplätze für junge Ingenieur*innen mittlerweile auf Augenhöhe mit der Autoindustrie. Wir arbeiten an der Digitalisierung der Mobilität von morgen, an Rahmen, Antrieb und Fahrwerk – natürlich alles in einem etwas kleineren Maßstab. Um mit hohen Geschwindigkeiten und auf schlechten Strecken fahren zu können, braucht es zum Beispiel eine perfekt abgestimmte Federung. Für maximale Sicherheit beim Bremsen sind ABS und Bremslicht ein aktuelles Thema. Auf längeren Strecken bei Dunkelheit sind Abblend- und Fernlicht bequem. Im Winter ist der Heizsattel praktisch. Ein großes Thema sind auch Sicherheit und Wetterschutz für Kinder in Lastenrädern.
Ich bin immer wieder begeistert, wenn ich die Leidenschaft spüre, mit der unsere 900 Mitarbeitenden aus 58 Nationen das Thema Fahrrad leben. Das ist in unserer Unternehmenskultur verankert. Viele kommen ganz selbstverständlich jeden Tag mit dem Jobrad zur Arbeit. Unsere Gäste staunen immer wieder, wenn sie unseren Parkplatz sehen, wo hunderte Fahrräder stehen. Auch bei mir und meiner Familie ist das Fahrrad aus dem Alltag nicht wegzudenken. Ich fahre extrem wenig Auto, hauptsächlich, wenn ich in einer ländlichen Region unterwegs sein muss, wo es fürs Rad zu weit und mit dem ÖPNV nicht praktikabel ist. Ich bike einfach gern. Da freue ich mich, dass ich häufiger als Testfahrerin neue Produkte oder Komponenten ausprobieren und unseren Entwicklern Feedback geben kann. Aber mein Lieblingsprodukt ist und bleibt mein vollgefedertes Cargo-Bike. Oft fragen mich Leute: Warum fährst Du noch Lastenrad, Deine Kinder sind doch schon groß? Aber beim Auto fragt auch niemand, warum es einen Kofferraum hat. Das Lastenrad ist total praktisch, ich habe immer etwas zu transportieren. Dabei bin ich damit auch sportlich schnell unterwegs, gleichzeitig fühle ich mich wahnsinnig sicher. Besser geht’s nicht!
Dr. Sandra Wolf ist neben Heiko Müller geschäftsführende Gesellschafterin von Riese & Müller. Nach Stationen als Strategieberaterin für internationale Kunden bei renommierten Branding- und Designagenturen führte sie eine eigene Markenagentur in Berlin. Seit 2013 verantwortet die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin bei Riese & Müller die Themen strategische Ausrichtung, HR, Markenwahrnehmung, Nachhaltigkeit sowie Mobilität der Zukunft.
So wie bei Autos die SUVs sehr beliebt sind, kommen im Markt auch unsere Räder mit dickeren Reifen und kräftigem Rahmen sehr gut an. Sie strahlen Sicherheit, Komfort und Eignung für alle Strecken aus. Während ein SUV-Auto jedoch fast den doppelten Verkehrsraum eines Kleinwagens beansprucht, bleibt das SUV-Bike kompakt und stadttauglich. Außerdem differenzieren wir für unterschiedliche Zielgruppen. Ein wichtiger Trend sind schlanke, leichte Räder für den jungen, sportlichen und urbanen Lifestyle – da erkennt man kaum noch, dass es sich um ein E-Bike handelt. Und bei den Lastenrädern sind als Alternative zu den relativ großen Long Johns mit der Ladefläche vor den Fahrer*innen mittlerweile die Long Tails beliebt. Sie sind kaum größer als ein normales Rad. Auf dem etwas längeren, stabilen Heck kann ich aber bis zu zwei Kinder oder einiges an Lasten sicher und komfortabel transportieren.
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