- Neue EU-Richtlinien: So verändert sich Supply Chain Management
- Transparenz durch Daten
- Nachhaltigkeit durch stabile Lieferantenbeziehungen stärken
- Kooperation als Schlüssel zu nachhaltigem Supply Chain Management
- Chancen nutzen: Wie aus Nachhaltigkeit wirtschaftlicher Erfolg wird
- Learnings über Supply Chain Management für Sportartikelhersteller
- CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive)
Seit Januar 2024 sind Unternehmen in der EU dazu verpflichtet, ihre Nachhaltigkeitsleistungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG - Environmental, Social, Governance) offenzulegen und damit Verantwortung für ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen zu übernehmen. Die ersten CSRD-Berichte werden 2025 fällig.
- CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive)
Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten und 450 Mio. Euro Umsatz in der EU sind bereits seit Juni 2024 voll verantwortlich für ihre gesamten Lieferketten. Nicht nur die eigenen Herstellungsprozesse müssen nachhaltig sein, auch alle Zulieferer und Subunternehmer müssen nachweislich dazu beitragen, dass das Geschäftsmodell die Pariser Klimaziele erfüllt.
Alle Mitgliedsstaaten der EU müssen diese Sorgfaltspflicht innerhalb von zwei Jahren nach Beschluss in nationales Recht umsetzen und Unternehmen zivilrechtlich in die Haftung nehmen. Die Gesetzgebung wird schrittweise auf die gesamte Industrie ausgeweitet und bis zum Jahr 2027 auch kleine Unternehmen betreffen.
Brands wie Patagonia oder Vaude sehen sich in der neuen Gesetzgebung bestätigt. Es habe längst klare Regeln gebraucht, um die gesamte Textilindustrie zu mehr Verantwortung zu zwingen, sagt Nick Allen, Director of Transparency bei Patagonia. Denn trauriger Fakt ist, dass sie mit bis zu 1,7 Milliarden Tonnen CO₂-Emissionen im Jahr mehr verursachen als die Flug- und Schifffahrtsindustrie zusammen.
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Die Reduzierung von CO₂-Emissionen erfordert mehr Transparenz in den Lieferketten, die mit einer genauen Datenerfassung beginnt. „Berichterstattung wird zur wichtigsten Anforderung. Man muss sich fragen: Welche Daten benötige ich?“, sagt Chiara Mingozzi von FESI.
Bei Patagonia arbeitet man bereits seit acht Jahren mit Hochdruck daran, die gesamte Lieferkette transparent zu machen, indem man Daten erhebt, analysiert und auswertet. „Die Outdoor-Branche ist da schon sehr weit“, sagt Allen. Laut Philipp Mayer, Gründer der Supply-Chain-Compliance-Plattform Retraced, wüssten allerdings weniger als 40 Prozent aller Textilunternehmen, wie es in ihrer Lieferkette nach Tier 1 aussieht. Und weniger als 20 Prozent haben Einblicke in die Abläufe nach Tier 2. Der Schlüssel zu mehr Transparenz seien Daten, Daten und noch mehr Daten, so Mayer.
Neben Retraced leisten auch andere gute Partner vertreten, die Hilfestellung bei der Datenerhebung leisten. Amer Sports vertraut seit Jahren auf die Unterstützung der Expert:innen von Carbon Trust. Mithilfe detaillierter Lieferkettenanalysen loten diese die größten Impacts aus, betreiben Risikomanagement unter Einbezug der Klimakrise und machen die Chancen nachhaltigen Wirtschaftens sichtbar – und schließlich zum attraktiven Business Case.
Bettina Roth, Head of Quality Management & CSR Supply Chain bei VAUDE, unterstreichenden Bedarf standardisierter Lösungen für die Datenerhebung:
„Bessere technische Lösungen werden kommen, jetzt, wo die Gesetze da sind“, ist sich David Ekelund von Icebug sicher. Für sein Unternehmen steht Transparenz seit jeher ganz oben auf der Agenda. Nach der Analyse wurde gemeinsam mit den Produktionsstätten die Energieversorgung entlang der gesamten Lieferkette auf Solarenergie umgestellt – für sein Unternehmen die wichtigste Maßnahme, um klimapositiv zu werden. Die Partnerschaften, die dabei entstanden sind, seien grundlegend für sein nachhaltiges Unternehmen, berichtet Ekelund.
Auch Patagonia blickt stolz auf stabile Beziehungen zu seinen Zulieferern: Laut Matt Dwyer (Product Impact & Innovation) sind die Top 20 Zulieferer von Patagonia noch dieselben wie vor zehn Jahren. „Es reicht nicht, sich auf die Datenberichte von Zulieferern zu verlassen. Du musst stabile Beziehungen entlang der gesamten Lieferkette aufbauen“, sagt sein Kollege Nick Allen. Nur so könnten alle davon überzeugt werden, detaillierte Informationen zu teilen und Nachhaltigkeit als Geschäftsvorteil zu sehen.
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„Um mehr Einfluss zu nehmen, müssen wir kooperieren“, sagt auch Julie Gretton von Gore-Tex. Auch hier habe man sich zum Ziel gesetzt, entlang der gesamten Lieferkette auf fossile Brennstoffe zu verzichten und sich dafür mit Patagonia zusammengetan – im Rahmen der gemeinsamen Initiative Sustainable Apparel Coalition wurde ein Open-Source-Tool entwickelt: Der Higg-Index ermöglicht es Unternehmen, Tools und Daten zur Lieferkettentransparenz zu teilen und die Sozialauswirkungen von Produkten zu messen.
Auch andere NGOs und Verbände helfen bei Vernetzung und Austausch. So lassen sich beispielsweise beim Textilsiegel bluesign aufgrund des großen Datenpools aller Partner bessere Schlüsse ziehen. CCO Barbara Oswald veranschaulichte die Vorteile der regelmäßigen und automatisierten Datenerhebung, um den Nachhaltigkeitsstandard zu halten und zu erweitern: Bluesign arbeitet kontinuierlich an der umfassenden Datenbank, in der für jedes gelistete Material ihrer Partner auch der Ressourcenverbrauch einsehbar ist – für die gesamte Branche.
Drittparteien sind für diesen Wissensaustausch innerhalb der Branche besonders wichtig, denn das europäische Kartellrecht und nationale Vorschriften zur Verhinderung von wettbewerbswidrigem Verhalten reglementieren die Diskussionen über das Lieferkettengesetz zwischen Unternehmen. Um keine rechtlichen Risiken im Aufklärungsprozess rund um Lieferkettensorgfaltspflichten einzugehen, braucht es eine externe Moderation – zum Beispiel auch vom europäischen Verband der Sportartikelindustrie FESI oder auf globaler Ebene von der WFSGI.
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Der wirtschaftliche Erfolg von Unternehmen wie Patagonia, VAUDE und Co. gibt der Sache recht: Nachhaltigkeit entlang der gesamten Lieferkette lohnt sich. Keine Branche hat es besser geschafft, sich der Einhaltung der Klimaziele zu verschreiben, als die Outdoor- und Sportartikelindustrie. Wer die neuen EU-Regeln als Richtlinien zur Verbesserung begreift und sie innovativ umsetzt, kann sein Markenimage stärken, neue Partnerschaften schließen und langfristig stabiler wirtschaften. Die Tools und Ideen dafür sind da und die Pioniere bereit, sie zu teilen.
- EU-Richtlinien umsetzen: Transparenz und Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette sind ab 2024 verpflichtend.
- Daten nutzen: Präzise Datenerhebung und -auswertung sind Schlüssel zur Einhaltung der Vorgaben.
- Partnerschaften stärken: Enge, langfristige Beziehungen zu Zulieferern fördern Vertrauen und Zusammenarbeit.
- Standardisierte Tools anwenden: Tools wie der Higg-Index erleichtern die Transparenz und das Nachhaltigkeitsmanagement.
- Best Practices adaptieren: Von Vorreitern wie Patagonia und VAUDE lernen, um erfolgreiche Strategien umzusetzen.
- Chancen erkennen: Nachhaltigkeit nicht nur als Pflicht, sondern auch als Business Case und Imagefaktor begreifen.
- Kooperation suchen: Austausch mit Initiativen, NGOs und Drittparteien hilft, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen.
- Langfristig planen: Nachhaltiges Wirtschaften steigert Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit.
- NachhaltigkeitWie Outdoor-Marken Nachhaltigkeitsprobleme strategisch lösen
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