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Ein Frachtschiff von oben. Darunter ist eine Weltkarte abgebildet, das visualisiert Supply Chains
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Nachhaltigkeit/22.01.2025

Die Zukunft von nachhaltigen EU-konformen Supply Chain Management – alles was du wissen musst

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Patagonia, Vaude und co. sind für ihre nachhaltigen Lieferketten bekannt – finde heraus, wie auch du dein Unternehmen nachhaltiger machen kannst. Seit 2024 machen neue EU-Gesetze zur Sorgfaltspflicht in Lieferketten nachhaltiges Wirtschaften für Unternehmen zur Pflicht. Aktuell betreffen diese Regelungen vor allem große Unternehmen, doch in den kommenden Jahren werden alle Lieferketten transparenter und verantwortungsvoller sein müssen. Die neuen Richtlinien sorgen für reichlich Gesprächsstoff – insbesondere hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Supply Chain Management. Was muss sich ändern? Welche Unsicherheiten bestehen? Und welche Chancen ergeben sich, wenn Unternehmen ihr Supply Chain Management nachhaltig optimieren?

Neue EU-Richtlinien: So verändert sich Supply Chain Management

  • CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive)
    Seit Januar 2024 sind Unternehmen in der EU dazu verpflichtet, ihre Nachhaltigkeitsleistungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG - Environmental, Social, Governance) offenzulegen und damit Verantwortung für ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen zu übernehmen. Die ersten CSRD-Berichte werden 2025 fällig.
     
  • CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive)
    Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten und 450 Mio. Euro Umsatz in der EU sind bereits seit Juni 2024 voll verantwortlich für ihre gesamten Lieferketten. Nicht nur die eigenen Herstellungsprozesse müssen nachhaltig sein, auch alle Zulieferer und Subunternehmer müssen nachweislich dazu beitragen, dass das Geschäftsmodell die Pariser Klimaziele erfüllt.
    Alle Mitgliedsstaaten der EU müssen diese Sorgfaltspflicht innerhalb von zwei Jahren nach Beschluss in nationales Recht umsetzen und Unternehmen zivilrechtlich in die Haftung nehmen. Die Gesetzgebung wird schrittweise auf die gesamte Industrie ausgeweitet und bis zum Jahr 2027 auch kleine Unternehmen betreffen.
„Diese Gesetze waren längst überfällig“ – Nick Allen, Director of Transparency, Patagonia

Brands wie Patagonia oder Vaude sehen sich in der neuen Gesetzgebung bestätigt. Es habe längst klare Regeln gebraucht, um die gesamte Textilindustrie zu mehr Verantwortung zu zwingen, sagt Nick Allen, Director of Transparency bei Patagonia. Denn trauriger Fakt ist, dass sie mit bis zu 1,7 Milliarden Tonnen CO₂-Emissionen im Jahr mehr verursachen als die Flug- und Schifffahrtsindustrie zusammen.

Leonhard Nima, Bettina Roth, Barbara Oswald, Nick Allen und Philipp Mayer auf der Green Stage der ISPO Munich
Über völlige Transparenz und Nachhaltigkeit sprachen Leonhard Nima, Barbara Oswald, Nick Allen und Philipp Mayer
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Um gezielt den CO₂-Ausstoß zu reduzieren, müssen Unternehmen Licht in ihre dunklen Lieferketten bringen. Das geht nur mit genauer Datenerhebung, sagt Chiara Mingozzi von der Federation of the European Sporting Goods Industry (FESI): „Reporting wird zur wichtigsten Anforderung. Sie müssen sich fragen: Welche Daten brauche ich?“

Transparenz durch Daten

Bei Patagonia arbeitet man bereits seit acht Jahren mit Hochdruck daran, die gesamte Lieferkette transparent zu machen, indem man Daten erhebt, analysiert und auswertet. „Die Outdoor-Branche ist da schon sehr weit“, sagt Allen. Laut Philipp Mayer, Gründer der Supply-Chain-Compliance-Plattform Retraced, wüssten allerdings weniger als 40 Prozent aller Textilunternehmen, wie es in ihrer Lieferkette nach Tier 1 aussieht. Und weniger als 20 Prozent haben Einblicke in die Abläufe nach Tier 2. Der Schlüssel zu mehr Transparenz seien Daten, Daten und noch mehr Daten, so Mayer.

Neben Retraced leisten auch andere gute Partner vertreten, die Hilfestellung bei der Datenerhebung leisten. Amer Sports vertraut seit Jahren auf die Unterstützung der Expert:innen von Carbon Trust. Mithilfe detaillierter Lieferkettenanalysen loten diese die größten Impacts aus, betreiben Risikomanagement unter Einbezug der Klimakrise und machen die Chancen nachhaltigen Wirtschaftens sichtbar – und schließlich zum attraktiven Business Case.

Bettina Roth, Head of Quality Management & CSR Supply Chain bei VAUDE, unterstreichenden Bedarf standardisierter Lösungen für die Datenerhebung:

„Aktuell haben wir noch viel zu viele verschiedene Formulare, zu viele Leute, die diese befüllen müssen: Sieben Angestellte sind es bei einem unserer Zulieferer, die einzig und allein Daten eintragen.“

Nachhaltigkeit durch stabile Lieferantenbeziehungen stärken

„Bessere technische Lösungen werden kommen, jetzt, wo die Gesetze da sind“, ist sich David Ekelund von Icebug sicher. Für sein Unternehmen steht Transparenz seit jeher ganz oben auf der Agenda. Nach der Analyse wurde gemeinsam mit den Produktionsstätten die Energieversorgung entlang der gesamten Lieferkette auf Solarenergie umgestellt – für sein Unternehmen die wichtigste Maßnahme, um klimapositiv zu werden. Die Partnerschaften, die dabei entstanden sind, seien grundlegend für sein nachhaltiges Unternehmen, berichtet Ekelund.

Auch Patagonia blickt stolz auf stabile Beziehungen zu seinen Zulieferern: Laut Matt Dwyer (Product Impact & Innovation) sind die Top 20 Zulieferer von Patagonia noch dieselben wie vor zehn Jahren. „Es reicht nicht, sich auf die Datenberichte von Zulieferern zu verlassen. Du musst stabile Beziehungen entlang der gesamten Lieferkette aufbauen“, sagt sein Kollege Nick Allen. Nur so könnten alle davon überzeugt werden, detaillierte Informationen zu teilen und Nachhaltigkeit als Geschäftsvorteil zu sehen.

„Saving the planet is not competitive“ – Matt Dwyer, Product Impact & Innovation, Patagonia
Matt Dwyer, David Eklund, David Stover, Julie Gretton auf der Main Stage der ISPO Munich
Matt Dwyer(Patagonia) mit David Ekelund (Icebug), David Stover (Bureo Inc) und Julie Gretton (GORE-TEX) über nachhaltige Lieferketten
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Kooperation als Schlüssel zu nachhaltigem Supply Chain Management

„Um mehr Einfluss zu nehmen, müssen wir kooperieren“, sagt auch Julie Gretton von Gore-Tex. Auch hier habe man sich zum Ziel gesetzt, entlang der gesamten Lieferkette auf fossile Brennstoffe zu verzichten und sich dafür mit Patagonia zusammengetan – im Rahmen der gemeinsamen Initiative Sustainable Apparel Coalition wurde ein Open-Source-Tool entwickelt: Der Higg-Index ermöglicht es Unternehmen, Tools und Daten zur Lieferkettentransparenz zu teilen und die Sozialauswirkungen von Produkten zu messen. 

Auch andere NGOs und Verbände helfen bei Vernetzung und Austausch. So lassen sich beispielsweise beim Textilsiegel bluesign aufgrund des großen Datenpools aller Partner bessere Schlüsse ziehen. CCO Barbara Oswald veranschaulichte die Vorteile der regelmäßigen und automatisierten Datenerhebung, um den Nachhaltigkeitsstandard zu halten und zu erweitern: Bluesign arbeitet kontinuierlich an der umfassenden Datenbank, in der für jedes gelistete Material ihrer Partner auch der Ressourcenverbrauch einsehbar ist – für die gesamte Branche.

Drittparteien sind für diesen Wissensaustausch innerhalb der Branche besonders wichtig, denn das europäische Kartellrecht und nationale Vorschriften zur Verhinderung von wettbewerbswidrigem Verhalten reglementieren die Diskussionen über das Lieferkettengesetz zwischen Unternehmen. Um keine rechtlichen Risiken im Aufklärungsprozess rund um Lieferkettensorgfaltspflichten einzugehen, braucht es eine externe Moderation – zum Beispiel auch vom europäischen Verband der Sportartikelindustrie FESI oder auf globaler Ebene von der WFSGI.

Chiara Mingozzi im Supply Chain Forum der ISPO Munich
Chiara Mingozzi verdeutlichte die Auswirkungen der neuen EU-Gesetzgebung zur Sorgfaltspflicht in Lieferketten
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Chancen nutzen: Wie aus Nachhaltigkeit wirtschaftlicher Erfolg wird

Der wirtschaftliche Erfolg von Unternehmen wie Patagonia, VAUDE und Co. gibt der Sache recht: Nachhaltigkeit entlang der gesamten Lieferkette lohnt sich. Keine Branche hat es besser geschafft, sich der Einhaltung der Klimaziele zu verschreiben, als die Outdoor- und Sportartikelindustrie. Wer die neuen EU-Regeln als Richtlinien zur Verbesserung begreift und sie innovativ umsetzt, kann sein Markenimage stärken, neue Partnerschaften schließen und langfristig stabiler wirtschaften. Die Tools und Ideen dafür sind da und die Pioniere bereit, sie zu teilen.

Learnings über Supply Chain Management für Sportartikelhersteller:

  • EU-Richtlinien umsetzen: Transparenz und Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette sind ab 2024 verpflichtend.
  • Daten nutzen: Präzise Datenerhebung und -auswertung sind Schlüssel zur Einhaltung der Vorgaben.
  • Partnerschaften stärken: Enge, langfristige Beziehungen zu Zulieferern fördern Vertrauen und Zusammenarbeit.
  • Standardisierte Tools anwenden: Tools wie der Higg-Index erleichtern die Transparenz und das Nachhaltigkeitsmanagement.
  • Best Practices adaptieren: Von Vorreitern wie Patagonia und VAUDE lernen, um erfolgreiche Strategien umzusetzen.
  • Chancen erkennen: Nachhaltigkeit nicht nur als Pflicht, sondern auch als Business Case und Imagefaktor begreifen.
  • Kooperation suchen: Austausch mit Initiativen, NGOs und Drittparteien hilft, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen.
  • Langfristig planen: Nachhaltiges Wirtschaften steigert Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit.
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