Eigentlich verfügt der Körper bereits über eine eingebaute Selbstkühlung: Schwitzen ist unser natürlicher Mechanismus, um die Körpertemperatur zu regulieren und eine Überhitzung zu vermeiden. Wird der Körper zu warm, zum Beispiel durch hohe Umgebungstemperaturen oder körperliche Anstrengung, aktiviert das Gehirn das körpereigene Kühlsystem und der Körper beginnt zu schwitzen. Sobald der Schweiß auf die Haut gelangt, verdunstet er und entzieht dem Körper Energie in Form von Wärme. Dieser Verdunstungsprozess hat einen kühlenden Effekt und hilft, die Körpertemperatur auf einem gesunden Niveau zu halten. Grundsätzlich ist es also schon mal gar keine schlechte Idee, bei Hitze möglichst wenig Kleidung zu tragen. Doch das geht nicht immer. Und auch zu viel Sonne schadet der Gesundheit. Angesichts steigender Temperaturen sucht die Textilindustrie deshalb nach Lösungen, wie Kleidung den kühlenden Effekt zuverlässig unterstützen kann. Denn eines ist klar: Die Nachfrage nach kühlenden Textilien wird steigen. Marktprognosen gehen von einem jährlichen Wachstum von rund acht Prozent bis 2032 aus.
brrr°, bei diesem Markennamen weiß man sofort, worum es geht, nämlich um Kühlung. Die US-amerikanische Textilmarke brrr° wurde erst vor zehn Jahren gegründet und setzt auf die Kräfte natürlich kühlender Mineralien, die als Mikro-Partikel dauerhaft in die Stoffe integriert werden. Diese erzeugen dort einen „Triple Chill Effect“, indem Wärme und Feuchtigkeit sofort und kontinuierlich von der Haut wegleitet werden. „brrr° Pro intensiviert das Kühlungsgefühl, weil unsere kühlenden Mikro-Mineralien eine größere Oberfläche haben, um Wärme und Feuchtigkeit von der Haut wegzuleiten“, erklärt Gründerin und CEO Mary-Cathryn Kolb die Technologie von brrr°.
So fühlen sich brrr°-Nylon und brrr°-Polyester dauerhaft kühl an und haben einen kälteren Griff als andere Stoffe. Sie sind zudem mit einer Technologie ausgestattet, die Feuchtigkeit permanent von der Haut wegleitet und dafür sorgt, dass diese schnell an die Luft abgegeben wird. Und als weiteres Feature trocknet das Material besonders schnell und beschert dabei ein frisches, trockenes Hautgefühl. Diese Vorteile hat brrr° auch im Labor nachgewiesen. Das Unternehmen hält zudem mehrere Patente und investiert kontinuierlich in Forschung und Entwicklung, um die nächste Generation kühlender Textilien zu entwickeln. Diese sollen noch nachhaltiger werden, beispielsweise durch die Verwendung recycelter Materialien und Naturfasern wie Hanf.
Das in Boulder, Colorado, ansässige Unternehmen 37.5® Technology hat Partikel aus vulkanischem Sand und Aktivkohle aus Kokosnüssen genutzt, um thermoregulierende Stoffe für Sportbekleidung zu entwickeln. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf der Kühlung, sondern es geht um Regulierung. Die Stoffe können je nach Bedarf kühlen oder wärmen, um die Wohlfühltemperatur von 37,5°C zu erreichen.
In den Fasern befinden sich aktive Partikel aus Kokosnussschalen und Vulkansand, die Feuchtigkeit anziehen und dann mithilfe der körpereigenen Infrarotenergie wieder abgeben. Das sorgt für Kühlung. Die Idee kam dem Erfinder bei einem vulkanischen Sandbad in Japan, dessen angenehme Temperatur ihn überraschte. Der vulkanische Sand absorbiert die vom Menschen abgestrahlte Infrarotenergie. Dadurch wird der Haut Feuchtigkeit entzogen, bevor sie als Schweiß kondensiert, was die Verdunstung beschleunigt. Umgekehrt, wenn es draußen kalt ist, halten die Partikel die abgestrahlte Körperwärme zurück und den Körper warm. Zudem verwendet das Unternehmen Garne mit Recyclinganteil und hat die Fasern so ausgerüstet, dass sie schneller biologisch abgebaut werden als herkömmliche synthetische Fasern, deren Abbau Hunderte von Jahren dauern kann.
Übrigens: Auch Stofftechnologien im Ferninfrarot-Bereich gibt es. Hierbei handelt es sich Fasern, die mit Ferninfrarot-emittierenden Keramik-Nanopartikeln imprägniert sind. Diese wirken wärmend, indem sie die Blutzirkulation verbessern
Die temperaturregulierenden Phase-Change-Materialien (PCM) von Herstellern wie Outlast oder Schoeller Textiles wurden schon vor vielen Jahren als „intelligente“ Textilien in die Sportbekleidungswelt eingeführt. Als intelligent beschrieb man sie deshalb, weil diese Stoffe Temperaturschwankungen proaktiv ausbalancieren können, was besonders bei Sportarten Sinn macht, wo sich hohe Aktivitätslevel und Abkühlungsphasen schnell abwechseln, wie beispielsweise beim Skisport. Doch auch in urbanen Umgebungen, wo draußen enorme Hitze und drinnen die Kälte von Klimaanlagen dominieren, können diese Stoffe zu mehr Wohlbefinden beitragen.
Und so funktionieren sie: Bei der Outlast Thermo-Technologie wird mikroverkapseltes Naturwachs als Beschichtung auf Geweben aufgebracht oder in die Fasern eingearbeitet. Sobald sich die Temperatur erhöht – durch gesteigerte Aktivität oder weil man in der Sonne sitzt – nimmt das Naturwachs überschüssige Wärme auf, indem es sich verflüssigt. Das speichert sie buchstäblich im Textil. Die Körperwärme heizt das eigene Mikroklima also nicht weiter auf, sondern bringt stattdessen das Naturwachs zum Schmelzen. Sinkt die Temperatur, verfestigt sich das Wachs wieder und die gespeicherte Wärme wird wieder zurück an den Körper abgegeben. So fungieren PCM wie ein Wärmepuffer, der Wärmespitzen abfängt und so auch die Schweißbildung reduziert – laut Outlast um fast 50 Prozent. Das heißt, die Technologie wirkt ständig temperaturausgleichend, um Überhitzung, aber auch Auskühlung zu vermeiden. Übrigens: Dieses Wärmemanagement nutzt auch die Raumfahrt.
Während die Heizfunktion in Kleidung schon länger bekannt ist und dank der immer kleiner werdenden Batterien auch bereits massentauglich ist, sind elektrisch betriebene Kühlsysteme in der Kleidung noch ein absolutes Novum. Das schwedische Unternehmen LunaMicro hat nun den ersten Schritt gemacht und eine Feuchtigkeitsmanagement-Technologie entwickelt, die ebenfalls mithilfe von Strom funktioniert. Grundlage der Technologie ist ein mehrlagiges, poröses Textil, das mit einer kleinen Batterie verbunden ist. Mehrlagig ist das Textil deshalb, weil zwischen dem eigentlichen Oberstoff und dem Futter drei weitere dünne Textillagen eingearbeitet sind: zwei Elektroden und dazwischen eine nanoporöse Membran. Mithilfe von Elektroosmose pumpt die kleine Batterie die Feuchtigkeit von der Bekleidungsinnenseite nach außen und erreicht so einen Kühlungseffekt. Die Technologie basiert auf patentierten Forschungsergebnissen der Universität Linköping in Schweden und wurde gerade auf der Stoffmesse Techtextil in Frankfurt ausgezeichnet.
Wir alle kennen den Trick: Sobald man ein nasses Tuch auf die Haut legt, tritt ein Kühleffekt ein. E.Cooline hat sich dieses Prinzip zunutze gemacht und eine Technologie entwickelt, bei der die Feuchtigkeit im Textil fest eingeschlossen wird. Sie ermöglicht die kühlende Verdunstung, ohne dass sich das Textil dafür nass anfühlen muss. Basis der Technologie ist ein Hightech-Vlies, dessen spezielle 3D-Struktur in Sekundenschnelle das Zehnfache seines Gewichts an Wasser im Inneren bindet und direkt an den 3D-Fasern fest speichert. So bleibt man trocken und erhält durch die enorm große Oberfläche eine effektivere und stärkere Verdunstungskühlung als bei anderen Materialien. Um die Kühlung zu erreichen, muss man übrigens nicht warten bis man schwitzt: Man kann die Textilien einfach schnell nass machen! Durch die 3D-Struktur sind die Produkte zudem leicht und bleiben atmungsaktiv.
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