Wegen steigender Infektionszahlen mit COVID-19 steht der Spitzen- und vor allem der Breitensportbereich in Deutschland erneut vor starken Einschränkungen. Ab 2. November ist zunächst für den ganzen Monat nur noch Individualsport – also zum Beispiel Joggen - erlaubt.
Fitnessstudios müssen erneut schließen, Training und Amateur-Spiele in Teamsportarten sind untersagt. Eine Ausnahme gibt es nur für den Profisport, der allerdings ohne Zuschauer stattfinden muss.
In Österreich schließen zudem ab dem 3. November alle Gletscher bis vorerst Ende November.
Konkret bedeutet das, dass im Fußball nur die obersten drei Ligen die Saison fortsetzen können. Die anderen Profi-Teamsportarten wie Eishockey, Basketball, Handball oder Volleyball dürfen ebenfalls Spiele austragen, allerdings sind die Vereine hier noch viel mehr als der Fußball auf Zuschauereinnahmen angewiesen.
Die Handball-Bundesliga, die im April die vergangene Spielzeit coronabedingt vorzeitig abgebrochen hatte, war am 1. Oktober in die neue Saison gestartet. Mit Blick auf die anstehenden neuen Beschränkungen liegen laut Liga-Chef Frank Bohmann alle Optionen auf dem Tisch.
"Wir fahren nur auf Sicht und probieren so lange wie möglich, unser Kinn über Wasser zu halten. Aber wir werden auch wieder über einen möglichen Saisonabbruch diskutieren", sagte Bohmann dem Spiegel. Die Eishockey-Bundesliga hat ihren Saisonstart bereits zwei Mal verschoben. Die Basketball-Bundesliga will trotz der neuen Beschlüsse am 6. November in die neue Spielzeit starten.
Die Reaktionen auf den Lockdown sind in der Sportszene auch ansonsten gemischt. "Die Sorgen um Sportdeutschland nehmen zu. Der DOSB bedauert sehr, dass dieser temporäre Lockdown inklusive eines Verbots des Amateursports offenbar nötig geworden ist. Wir tragen diese Maßnahme jedoch verantwortungsbewusst trotz der negativen Effekte für den Sport grundsätzlich solidarisch mit. Leider berücksichtigt der generelle Lockdown nicht die vielfältigen und erfolgreichen Aktivitäten des Sports, der durch ein hohes Maß an Disziplin und mit der konsequenten Umsetzung von Hygiene-Konzepten erreicht hat, dass der Sport nachweislich kein Infektionstreiber ist“, sagte Alfons Hörmann als Präsident des Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB).
Besonders hart werden die Fitnessstudio-Betreiber getroffen. "Ein weiterer Shutdown wird dazu führen, dass viele Studios sich endgültig bilanziell überschulden und deswegen in die Insolvenz gehen müssen", sagte Ralph Scholz, Vorsitzender des Deutschen Industrieverbands für Fitness und Gesundheit.
Scholz hatte im ISPO-Interview bereits auf die gravierenden Folgen des ersten Lockdowns hingewiesen. Mit der neuerlichen Schließung kommen weitere Belastungen auf die Fitnessstudios zu.
Fatal dürfte der neue Lockdown auch für die allgemeine physische und psychische Situation vieler Menschen in Deutschland sein. Wolfgang Ruf, Studiengangsleiter Soziale Arbeit und Sport an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport, weist im Gespräch mit dem rbb daraufhin, dass der Sport für "Körper und Geist" gleichermaßen wichtig sei. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, dass man sich "mindestens 150 Minuten mit mindestens mittlerer Intensität pro Woche bewegen soll, um die Gesundheit zu erhalten oder zu verbessern." Kinder seien sogar noch viel mehr auf Bewegung angewiesen.
Auch für die direkte Bekämpfung von Covid-19 ist Sport bedeutsam. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts ist körperliche Inaktivität ein großer Risikofaktor für gesundheitliche Probleme wie Adipositas, Diabetes-2 oder Herzerkrankungen. Diese wiederum können einen schweren Verlauf von Corona-Erkrankungen begünstigen.
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