So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Das ist das Credo beim Bikepacking. Stell dir immer die Frage: Was kann ich zur Not weglassen? Welches Equipment spart Platz und Gewicht?
Die Frage: „Was muss mit?“, hängt entscheidend von der Länge des Trips ab. Zwar macht es auf dem Rad mehr Spaß, ohne Zelt, Kochequipment und den kompletten Proviant durch die Natur zu fahren. Die Flexibilität bei der Wahl der Route und ihrer Länge schränkt dies allerdings auch merklich ein. Helfen kann ein Minizelt, bei dem das Rad gleichzeitig Zeltgestänge wird, wie der „Bikecamper“ von Topeak. Das spart nicht nur bis zu 1,5 Kilogramm Gepäck, sondern ist zugleich effektiver Diebstahlschutz für das eigene Rad bei Nacht.
Die Platzierung des Gepäcks am Rad wirkt sich direkt auf die Fahrqualität aus. Viele Gravelbikes verfügen zum Beispiel über Ösen oder Gewinde für einen Heckträger. Kleinere und rundum am Bike verteilte Taschen erhalten aber die fürs Gelände wichtige Gewichtsverteilung und entlasten den Rahmen.
Hersteller wie der ISPO Award Preisträger Ortlieb bieten zudem kompakte Taschen für Sattel, Rahmen, Lenker und Gabel mit erstaunlich geringem Packmaß.
Bei Gravelbikes kommt es hin und wieder zu Tragepassagen, das Radgewicht ruht dann auf einem durchgehend weichen Polster. Wichtig ist hier: alles Schwere tief in die Tasche drücken. So vermeiden sie starke Pendel- und Wippbewegungen.
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Die Trinkflasche am Rahmen ist ein Klassiker. Dabei gibt es viel bessere Lösungen: Zum einen verhindern die Flaschen am Rahmen, dass das Rad leicht geschultert werden kann, zum anderen bedarf es im Gelände spezieller Flaschen mit geschützten Trinkventilen. Besser als Flaschen am Rahmen sind beim Bikepacking kleine Trinkrucksäcke oder „Hydration Vests“, wie sie Trailrunner tragen.
Eine 1,5-Liter Trinkblase samt Schlauch auf dem Rücken, zwei Softflasks und eine Fülle von kleinen und leicht erreichbaren Taschen rund um den Oberkörper halten Getränke, Riegel, Werkzeug oder Elektronik körpernah. Sie werden weniger durchgeschüttelt, können im Winter schwer einfrieren und sind immer gut erreichbar. Weiterer Pluspunkt: die Biketaschen können im „freien Feld“ geschlossen bleiben. Der Inhalt bleibt trocken und sauber.
So verlockend es ist, das schwerste Gepäck einfach im Rucksack auf dem Rücken zu verstauen, so unpraktisch ist es doch auf langen Radreisen. Denn schwerere Rucksäcke verändern die Haltung auf dem Rad derart, dass schnell muskuläre Probleme auftreten, selbst wenn der Rucksack sich gut anfühlt.
Zudem können schwere Rucksäcke die Beweglichkeit einschränken. Für schnelle Abschnitte verhindern sie außerdem die Aerodynamik, da sie eine stark gebeugte Position unmöglich machen. Und: Der Rücken bekommt bei der Fahrt mit Rucksack kaum eine Belüftung ab.
Ein guter Kompromiss können hier Ultraleichtrucksäcke ohne Tragegestell sein.
Die eine Methode, das Gravelbike zu beladen, gibt es nicht. Einige Basisregeln verhindern allerdings böse Überraschungen unterwegs:
- Oberste Regel: Sitzposition und Tretbewegung dürfen nicht für das Gepäck verändert werden. Ist etwas im Weg, muss es dem Fahrer weichen.
- An Lenker und Gabel maximal etwa ein Drittel des Gepäck befestigen, um die Steuerung nicht zu beeinträchtigen.
- Möglichst tief beladen, um den Schwerpunkt fahrdynamisch zu halten.
- Vor jedem Start kurz auf festen Sitz kontrollieren. Hat man etwa einer Tasche etwas entnommen, kann diese labiler sein und in Speichen, Bremsen oder Kurbellauf hineinragen.
- Je schwerer ein Gegenstand ist, desto näher sollte er Richtung Radmittelpunkt befestigt werden. Sogar innerhalb einer Tasche ist es wichtig, massive Gegenstände zum Zentrum hin zu packen.
- Auf die Breite achten. Gravelrouten können durch enge Fels- oder Gestrüpp-Passagen führen, breiter als der Lenker sollten die Taschen nicht sein.
- Achtung bei Lenkertaschen am Gravelbike: Ist die Tasche zu breit oder nicht fest verzurrt, können die Fingerkuppen gequetscht oder die Bremshebel blockiert werden.
Je variabler einzelne Gegenstände sind, desto weniger muss mit. Arm- und Beinling plus Regenjacke mit abnehmbaren Ärmeln machen aus einem Trikotsatz ein universelles Dress.
An folgende Ausrüstung solltest du beim Bikepacking denken:
- Bekleidung für alle wahrscheinlichen Bedingungen
- Werkzeug und Reparaturmaterial, besonders für Reifen und Kette
- kleines Verbandszeug und bei langen Touren Gesäßcreme sowie Sonnenschutz
- kompakte Toilettenartikel wie ein Mikrofaserhandtuch
- (Not)beleuchtung und oder reflektierende Kleidung, falls der Zeitplan mal aus den Fugen gerät
- Geldbeutel, am besten wasserdicht oder im Zipbeutel mit Ausweis, Notfallkontakt, Geldkarte, Bargeld je nach Region und Münzen z.B. für Automaten oder die (Selbst)-Waschstraße
- Zur Bikewartung reicht eine alte Zahnbürste und sogenanntes Trockenschmiermittel (sammelt weniger Sand auf als Öl)
- Bei mehrtägigen Touren darf ein Bikepacking Zelt nicht fehlen
- Achtung: Gravelbikes besitzen oft „tubeless“ Reifen, die besondere Pumpen erfordern! Hilfreich ist auch ein Adapter von Sclaverand- auf Autoventil, um an Tankstellen nachfüllen zu können.
Nützliche Gadgets:
- Multitool mit Bikewerkzeugen
- Kabelbinder / Tape
- Powerbank inkl. Kabel
- Lange Handschuhe als Schutz gegen Gestrüpp und bei Bodenkontakt
- Sonnenbrille mit Wechselscheiben
- 2 – 4 leichte Zurrgurte
- Fahrradschloss (je nach Unterbringung)
- Wasserlösliche Minaraldrinks, falls es unterwegs „nur“ Wasser gibt
- Notfallriegel oder Gels gegen Hungeräste
- Eine Karte mit grober eingezeichneter Route, falls die elektrische Navigation versagt
- Eine Trillerpfeife für Notfälle an abgelegenen Orten
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