Der Fitnessmarkt weltweit wächst: Laut Angaben des Deutschen Sportstudio Verbandes (DSSV) trainierten im Frühjahr 2017 in Deutschland erstmals mehr als 10 Millionen Menschen in einem Fitnessstudio.
Anführer des Fitnesstrends sind die USA: Dort meldet der zuständige Verband IHRSA mehr als 57 Millionen Mitglieder. Das Sportartikel-Business dominieren die großen Sportbrands, doch die Attraktivität des Markts lockt neue Mitbewerber an. Einer davon ist Beachbody aus den USA.
Beachbody LLC gehört zu den größten Fitnessanbietern des Landes und hat sich als eine Art Netflix für Fitness eine große Fitness-Community herangezogen. Abonnenten können u.a. Workouts streamen, auch individualisiert und mit prominenten VIP-Fitness-Coaches wie Tony Horton. Im Jahr 2016 setzte Beachbody 1,3 Milliarden Dollar um. Nun soll die eigene Bekleidungsmarke Beachbody auf die Beine gestellt werden.
2016 vergab Beachbody eine Lizenz an das Unternehmen Global Brand Partners (GBP) aus Singapur zur Entwicklung einer Bekleidungs- und Schuhkollektion für den Fitnesssport. Im Sommer 2018 kommt die erste Kollektion in den Handel. Ispo.com hat mit Killick Datta, Präsident und CEO von GBP, über den boomenden Fitnessmarkt gesprochen.
ISPO.com: Herr Datta, warum wollen Sie eine neue Fitnessmarke etablieren?
Killick Datta: Der Fitnessmarkt ist riesig, um ein Vielfaches größer als die Märkte anderer Sportarten wie Skilaufen, Tennis oder selbst Fußball. Schließlich gehen alle Sportler auch ins Fitnessstudio und nicht nur diejenigen, die z.B. Yoga-Kurse machen, Bodybuilding oder klassisches Workout betreiben. Fitnesstraining gehört zu jeder Sportart dazu. Und genau darauf haben wir uns spezialisiert: Unsere Produkte wurden speziell für die Anforderungen im Studio entwickelt und basieren auf den Erfahrungen eines internationalen Teams aus Designern, Produktentwicklern und natürlich Fitness-Coaches.
Was macht Fitness attraktiv? Wie hat sich der Fitnesssport verändert im Vergleich zu früher?
Fitness wächst weltweit, d.h. immer mehr Menschen gehen ins Fitnessstudio. Gleichzeitig hat sich Fitness enorm weiterentwickelt. Früher galt Fitness eher als feminin, und Krafttraining war nur etwas für Bodybuilder. Diese Tage sind vorbei. Fitness ist Lifestyle geworden, hat sich enorm diversifiziert und deckt ganz unterschiedliche Bereiche und Zielgruppen ab. Heute ist es cool ins Gym zu gehen, dort treffen sich die Kids. Das Gym ist der neue Pub!
Beachbody existiert seit 1998 und verkauft neben Kursen und Sportlernahrung auch Equipment zum Trainieren. Warum gab es bisher noch keine Bekleidung?
Die Gründer von Beachbody wollten schon lange eine Bekleidungslinie starten, hatten dazu aber einfach noch nicht die Zeit und den richtigen Partner gefunden. 2016 haben wir mit Global Brand Partners die Lizenz für Bekleidung und Footwear übernommen. Mein Partner und ich kennen das Business seit Jahren und haben schon einige neue Brands erfolgreich gelauncht. Mein Partner Peter Koral ist der Gründer und ehemalige CEO von 7 for All Mankind, ich habe in den letzten Jahren zahlreiche Schuhlizenzen, z.B. für Diesel, Pony und Nautica sehr erfolgreich platziert.
Diesel Footwear war deshalb so erfolgreich, weil Sie dort Mode und Sport verbunden haben, 7 for All Mankind ist eine Premium Denim Marke. An welchen Händler wendet sich Beachbody?
Wir meinen es ernst, unser Fokus ist der Sport. Wir präsentieren uns z.B. auf keinen Modemessen, sondern nur auf Sportmessen. Viele Händler haben Angst vor neuen Marken, aber wir sind kein „fake“ und auch keine Pop-up-Brand, wir glauben an das was wir tun. Unsere bisherigen Händler, zu denen inzwischen z.B. Nordstrom in den USA und JD Sports in England gehören, haben uns nicht gekauft weil wir die ersten sind, die Fitness machen, sondern weil sie das Potenzial sehen.
Was ist Ihr Ziel mit Beachbody?
Unser Ziel ist es, in den nächsten fünf Jahren in jedem Land unter die Top-5 der Fitnessbranche zu kommen.
Neben welchen Marken?
Neben Adidas, Nike, Under Armour und Puma. Mit Diesel Footwear ist mir das vor einigen Jahren schon mal gelungen. Natürlich kann man Erfolg nicht planen, aber man kann beten und dafür sorgen, dass man ein gutes Produkt hat.
Wie genau sieht die Zusammenarbeit mit Beachbody in den USA aus?
Wir haben mit den Trainern von Beachbody zusammengearbeitet um die Produkte wirklich auf den Punkt zu bringen. Wir haben neueste Materialien verwendet, z.B. Garne von Nilit, verwenden Kompressions- und Seamless-Technologien in der Bekleidung und haben bei der Footwear für die Sohlen-Technologie mit einem renommierten Sportinstitut in England zusammengearbeitet.
Beachbody selbst hat sich inzwischen zu einem digitalen Unternehmen entwickelt. Allein 350.000 Coaches trainieren nach Beachbody Programmen. Wie nutzen Sie die große Beachbody-Community?
Zuallererst sind wir Lizenzpartner von Beachbody und können auf das Know-how der Sportler und Coaches bei der Produktentwicklung zurückgreifen. Natürlich sprechen wir mit dem Markennamen all die Konsumenten an, die Beachbody bereits kennen und nutzen. Aber unsere Produkte werden nicht über die offizielle Beachbody-Website vertrieben. Unser Partner ist der Händler, zu dem natürlich auch Beachbody selbst gehören kann. Unsere Aufgabe ist es, die Beachbody-Kollektionen im Sportfachhandel groß zu machen.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung für Sie?
Die Welt ist wesentlich enger vernetzt als früher, und damit wächst die Power des Konsumenten enorm. Früher konnte ein Kunde nur das kaufen, was ihm sein Händler in der Nähe angeboten hat. Heute weiß er, was auf der ganzen Welt gerade in ist. Ich glaube nicht daran, dass der klassische Einzelhandel stirbt, aber der Handel muss sich mit Technologie auseinandersetzen und eine Strategie entwickeln. Vielleicht macht der Händler mit den großen Marken, die es überall gibt, 85 Prozent seines Umsatzes, aber er braucht die kleinen, neuen Marken um sich von anderen zu unterscheiden. Wir arbeiten zudem an Wearables und der Entwicklung smarter Garne.
In welchen Ländern starten Sie mit der Distribution?
In Deutschland haben wir die Bernd Hummel GmbH als Vertriebspartner gewonnen, die schon Marken wie KangaROOS und flip*flop entwickeln und verkaufen. Sie werden die gesamte DACH-Region verantworten. Zum Sommer 2018 sollen die ersten Produkte auf den Markt kommen. Außerdem haben wir den Verkauf in England, Benelux, Schweden, Italien, Frankreich, Spanien und Portugal gestartet. Osteuropa, Asien und die USA starten ebenfalls bald, in den USA haben wir dafür eine eigene Niederlassung gegründet.
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