ispo.com: Warum wird im Sport so stark geschlechterspezifisch differenziert?
Hans-Willy Brockes: Der Sport strebt nach Vergleichbarkeit, Gerechtigkeit und Fairness. Daher gibt es verschiedene Klassen und Kategorien, um Wettbewerbe gerecht zu gestalten. Diese sind nicht nur nach Geschlechtern, sondern wie beispielsweise im Boxen nach Gewichtsklassen eingeteilt. Ebenso wird bei Kindern und Jugendlichen eine Alterseinteilung vorgenommen, um Vergleichbarkeit und damit Fairness zu erzielen.
Warum wird in den Medien dem männlichen Sport deutlich mehr Raum eingeräumt als anderen Geschlechtern?
In Sportarten wie Pferde- oder Motorsport sowie beim Darts gibt es jedoch zumeist keine geschlechterspezifischen Wettbewerbe, somit kann man die Aussage nicht ganz generalisieren. Aber natürlich hat der Männersport als „Standard“ historische Gründe. Viele Wettkampfsportarten waren historisch den Männern vorbehalten. Außerdem sind aufgrund körperlicher Unterschiede die Ergebnisse bei den Männern scheinbar besser. Beim Marathon und anderen Ausdauersportarten laufen die Sieger bei den Männern zumeist vor den Frauen ein. Generell aber kann man nicht geschlechtsspezifisch von besser reden, sondern Frauensport ist häufig anderes und meiner persönlichen Meinung nach zum Beispiel im Fußball oder Tennis auch attraktiver. Dies wird aber nicht unbedingt bei allen Medien so gesehen.

Ist es im Jahr 2025 nicht ein Skandal, dass Sponsoren für die identische Leistung von Frauen regelmäßig deutlich weniger Sponsoringsummen zahlen als für die Leistungen der Männer?
Das kann man so nicht sagen. Sponsoren zahlen nicht generell nach Geschlecht, sondern nach Kriterien wie Werbewirksamkeit, Image und Positionierungsmöglichkeiten. Deshalb gibt es große Unterschiede zwischen den Sportarten. In Fußball, Tennis und Formel 1 fließen höhere Summen als in Sportarten wie Badminton oder Volleyball. Auch bei den Tennisfrauen im Vergleich zu Badminton. Sponsoring ist immer ein Abwägen von Reichweite, Zielgruppenansprache und Storytelling.
Welche Rolle spielt das Thema Transgender im Sport und inwiefern ist dies ein spannender Bereich für Sponsoren?
Das Transgender-Thema ist komplex und wird unter Fairness-Gesichtspunkten diskutiert. Es betrifft vor allem Transfrauen, die in Frauendisziplinen antreten wollen. Im Spitzensport gibt es kaum Transgender-Athlet*innen auf Weltklasseniveau. Sponsoren haben das Thema bisher selten aufgegriffen, da sie ihr Engagement sorgfältig abwägen. In bestimmten Branchen wie Kleidung, Mode oder Sportartikel könnte es jedoch Potenzial geben.
Würden Sie einem Sponsor abraten, Athlet*innen, die transgender sind, zu sponsern oder sogar eigene Wettkämpfe zu bewerben?
Ja und nein. Es hängt von der Botschaft ab, die man vermitteln will. In der heutigen Zeit ist es wichtig, die Zielgruppen und den möglichen Image-Transfer genau zu prüfen. In bestimmten Branchen kann ein fokussiertes Engagement große Reichweite erzielen. Es ist jedoch wichtig, sich bewusst zu sein, dass Unternehmen wirtschaftliche Ziele verfolgen und wenn mit dem Engagement dann andere Kundengruppen abgeschreckt werden, ist dies nicht zu empfehlen.
Wie ist die Haltung von Sponsoren zur sexuellen Neigung von Sportlern und Sportlerinnen?
Die sexuelle Neigung ist Privatsache. Wenn jemand seine Neigung öffentlich macht, ist das eine Facette der Persönlichkeit, die man sponsert. Das kann positiv oder weniger vorteilhaft sein. Letztlich geht es darum, wirtschaftliche Ziele zu erreichen und die Zielgruppen des Unternehmens nicht zu verprellen. Nicht wenige Unternehmen interessieren sich für die starke Kaufkraft der LGBTQ+ Community und sprechen diese mit gezielten Marketingmaßnahmen an. Dies ist aber im Sportsponsoring eher die Ausnahme.
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