- Das Erfolgs-Geheimnis von Padel: Die ungeheuer steile Lernkurve und ein spaßiges Miteinander
- Globale Verbreitung und Boom der Padel-Courts
- Padel-Wachstum in Deutschland: Aufholjagd und Potenzial
- Wirtschaftliches Potenzial von Padel
- „Fachkräftemangel“ auch im Padel
- Suchtfaktor: Die erfrischende soziale Komponente von Padel
- Fazit
Stellt man die eingangs erwähnte Passantenfrage in Spanien, wird die Antwort höchstwahrscheinlich die Einladung zum gemeinsamen Match beinhalten. Denn in Spanien jagen bereits über eine Million begeisterter „Padeleros“ der gelben Kugel im Kasten hinterher – und das tun sie auf über 16.000 Padel-Courts, die über ganz Spanien verteilt sind. Zum Vergleich: In Deutschland begnügt sich die noch überschaubare Fangemeinde mit aktuell gerade mal 500 Padel-Plätzen, die derzeit entsprechend gut ausgebucht sind, wenn das Wetter ein Padel-Match zulässt. Und dazu braucht es lediglich trockene Bedingungen und Temperaturen über Null Grad – denn Padel ist durch die windabweisenden Scheiben auch bei ruhigem Winterwetter eine gute Option, sich mit viel Spaß zu bewegen.
Warum Padel nachhaltig derart boomt ist auch dadurch zu erklären, dass Sportlerinnen und Sportler, die über ein gewisses Ballgefühl verfügen, schon nach kurzer Zeit spannende Matches auf dem Padel-Court erleben. Dazu Sportwissenschaftler und Rückschlagsport-Coach Andreas Ehstand: „Die Schlagvarianten sind meist viel kompakter und schneller zu erlernen als beispielweise im Tennis. Hinzu kommt, dass durch die Spielfeldbegrenzung aus Glas und Metall die Ballwechsel wesentlich länger und somit oft auch subjektiv viel spannender werden können als in anderen Rückschlagsportarten. Die Zweierteams auf jeder Court-Seite führen - durch die ständige verbale und nonverbale Kommunikation - zu einem deutlich sozialeren Spielgefühl, das viele Spieler gerade nach Corona auch über das Spiel hinausgehend im gesamten sozialgesellschaftlichen Sportgefüge um die Courts herum und in die oft nahen Sportler-Gaststätten hinein empfinden und weitertragen.“
Wie energisch es in puncto Padel weltweit vorangeht, hat sogar die Wirtschaftsexperten von Deloitte auf den Plan gerufen, die sich seit drei Jahren zusammen mit der weltweiten Buchungs- und Verabredungs-Plattform Playtomic dem Phänomen Padel einmal jährlich unter dem Wirtschaftlichkeitsaspekt annähern. In der aktuellen Report-Ausgabe heißt es, dass allein im Jahr 2023 weltweit über 2.657 neue Padel-Clubs eröffnet wurden – das entspricht mehr als 50 neuen Clubs pro Woche. Diese Dynamik verdeutlicht, wie schnell sich die Sportart global etabliert. Besonders bemerkenswert ist, dass der Report für 2026 eine Anzahl von 70.000 (2023 waren es 40.000) Padel-Courts weltweit prognostiziert, was einer annähernden Verdopplung der derzeitigen Court-Anzahl entspricht. Das Wachstum wird durch den steigenden Bedarf an Plätzen in neuen Märkten angetrieben – insbesondere in Ländern, in denen Padel erst in den letzten Jahren populär geworden ist wie den USA, Frankreich und Deutschland.
Der Report hebt besonders die Märkte hervor, in denen Padel gerade in der Boom-Phase ist. Spanien bleibt weiterhin das Mekka des Padel-Sports mit über 16.000 Courts im Jahr 2023. Dahinter folgen Länder wie Italien (6.470 Courts) und Schweden (4.200 Courts). Interessant ist, dass sich auch in Ländern mit kälteren klimatischen Bedingungen wie Finnland und Norwegen Padel stark etabliert. Dort sind jeweils bereits mehr als 1.000 Padel-Courts in Betrieb, allerdings davon sehr viele Indoor-Courts.
Ein besonders starkes Wachstum zeigt sich in Deutschland. Während das Land im europäischen Vergleich noch hinterherhinkt, gibt es hierzulande ein enormes Aufholpotenzial. Im Jahr 2023 stieg die Anzahl der Padel-Courts in Deutschland auf 420, und die Zahl der beim Deutschen Padel Verband lizenzierten SpielerInnen wuchs von 1.100 im Jahr 2022 auf 2.500 im Folgejahr. Diese Zuwächse deuten darauf hin, dass Deutschland in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle in der europäischen Padel-Szene einnehmen könnte. Neben dem Deutschen Padel Verband (DPV), der für Trainerausbildung, Nationalteams und Verbandsspiele verantwortlich und Teil des Weltverbandes FIP ist, hat auch der Deutsche Tennis Bund (DTB, größter Tennisbund der Welt) das enorme Potenzial von Padel entdeckt. Die DTB-Verantwortlichen sehen hervorragende Chancen für etablierte Tennis-Clubs, durch zusätzliche Padel-Courts dem Club einen neuen jugendlichen sowie funorientierten Spirit einzuhauchen und auf weite Sicht auch für die Entwicklung des Tennissports mit dem Padel-Angebot neue Zielgruppen für den Rückschlagsport zu begeistern.
Der Global Padel Report beleuchtet nicht nur die Entwicklung im Hinblick auf den Court-Neubau, sondern gibt auch wirtschaftliche Prognosen für Betreiber sowie die Sport-Industrie ab.
In der Report-Ausgabe dieses Jahres wurde der weltweite Padel-Markt im Jahr 2023 auf 2 Milliarden Euro geschätzt. Dieser Markt umfasst Einnahmen aus der Court-Vermietung, dem Verkauf von Schlägern, Bällen und Bekleidung. Besonders der Verkauf von Padel-Schlägern boomt: Im Jahr 2023 wurden weltweit über 6 Millionen Padel-Rackets verkauft. Das zeigt, wie groß das Interesse an der Sportart ist und wie sehr auch die Industrie um Padel herum wächst.
Die Prognosen für die Zukunft sind beeindruckend: Bis 2026 soll der weltweite Padel-Markt auf 6 Milliarden Euro anwachsen. Dies bedeutet eine Verdreifachung des aktuellen Marktwerts. Besonders in neuen Märkten wie den USA und Deutschland wird weiteres Wachstum erwartet, was auf den starken Anstieg von Court-Neubauten und der wachsenden Community zurückzuführen ist. Diese Entwicklung ist auch den etablierten Tennismarken nicht verborgen geblieben. Beinahe alle Tennis-Brands bieten Ihren „Rückschlagsportart-Kunden“ inzwischen auch Padel-Ausrüstung, in der Hauptsache Schläger, Bälle, Taschen und Textilien an. Neben Global Playern wie HEAD, WILSON und Babolat sind im Padel-Business aber auch eine Reihe von Spezial-Brands sehr erfolgreich, die ausschließlich Padel-Equipment anbieten. Sie haben ihre Firmensitze zumeist in Spanien wie auch die meisten der etablierten Court-Bauer. Allerdings sind diese Marken im deutschen Sportfachhandel noch lange nicht etabliert. Für den Sportfachhandel könnte Padel also mittelfristig zu einer neuen Nische werden, die gute Umsätze beschert. Denn trotz der kompakten und nicht sehr technisch anmutenden Bauweise von Padel-Rackets sind die Markenprodukte meist deutlich teurer als beispielsweise die Tennisschläger eines Labels.
Die Chancen für Investoren, agile Tennisclubs, Sportvereine und Kommunen sind hervorragend. Allerdings fehlt es derzeit noch an Trainern, der Einbindung von Schulen sowie einem noch besser etablierten Netz für Padel als Wettkampfsport in Anlehnung an den Punktspielbetrieb im Tennis. Dazu Business-Berater und Padel-Coach Arndt Schmidtmayer: „Wir stehen in Deutschland tatsächlich noch am Anfang, was die Strukturen und die Verfügbarkeit von Padel-Kompetenz im Trainingsbereich angeht. Allerdings engagieren sich sowohl der Deutsche Padel Verband wie auch der Deutsche Tennis Bund aktiv um die Aufstockung im Trainingsbereich. Wenn Padel in Deutschland eine echte Erfolgsgeschichte werden soll, müssen beide Verbände besser zusammenarbeiten und dadurch u.a. das Leistungsniveau im Wettkampf-Sport steigen. Da heißt es also, engagiert auf Nachwuchsarbeit setzen, Schulen zu integrieren, aber auch Padel als Event- und Reisethema weiter auszubauen. Dazu braucht es Übungsleiter und Trainer sowie entsprechende flächendeckende sowie auch professionelle digitale Ausbildungs-Optionen“.
Ein Grund für die anhaltende Popularität von Padel ist die starke soziale Komponente des Sports. Padel ist ein Teamsport, der hauptsächlich im Doppel gespielt wird, was ihn besonders attraktiv für Freundesgruppen und soziale Aktivitäten macht. Viele Spieler schätzen die Möglichkeit, in unterschiedlichen Clubs zu spielen und sich mit verschiedenen Gegnern zu messen. Das trägt dazu bei, dass sich Padel-Communities weltweit rasch entwickeln und festigen. Diese soziale Dimension hat auch dazu beigetragen, dass Padel zunehmend als Freizeit- und Erholungssport wahrgenommen wird. Insbesondere in Ländern wie Spanien und Italien ist Padel nicht nur ein Sport für Profis, sondern auch für Menschen aller Altersgruppen, die Freude an Bewegung und sozialer Interaktion haben. Die Padel-Communities basieren in der Regel auf sehr agilen WhatsApp-Gruppen. In den Metropolregionen zählen diese Sportgruppen Mitglieder im vierstelligen Bereich, meist organisiert in großen Infogruppen und Verabredungs-Communities der Anlagenbetreiber. Wer sich an diesen Gruppen aktiv beteiligt und den Kanal nicht auf stumm stellt, hat so in der Regel täglich mehrere Optionen, um sich mit „noch Fremden“ spontan auf dem Court zu treffen. Ferner organisieren findige Standortbetreiber vor allem an den Wochenenden „Americanos“. Bei dieser Turnier-Art wird mit wechselnden Partnern auf Zeit gematched und der Tagessieg dem Teilnehmenden mit den meisten gewonnenen Spielen zugesprochen wird. Diese Turniere erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und werden je nach Standort und Anlage in drei bis fünf Spielniveau-Kategorien angeboten.
Padel hat in jeder Beziehung das Zeug zum „Trendsport“, wenngleich dieses Attribut beispielsweise vom Deutschen Padel Verband gemieden wird. Denn Fakt ist: Padel findet längst statt, als nationaler und internationaler Wettkampfsport, im Fernsehen sowie als Streaming-Angebot sowie auf sozialen Netzwerken. Dennoch ist das Entwicklungspotenzial sehr hoch. Dazu tragen neben dem Engagement großer Sportmarken wie Adidas, Decathlon sowie Red Bull auch zahlreiche prominente Botschafter aus anderen Sportarten bei, die sich als echte Padel-Fans geoutet haben. Ob Tennis-Stars wie Rafael Nadal, Thommy Haas oder Andy Murray sowie die Fußball-Ikonen Lionel Messi, Manuel Neuer oder Jürgen Klopp: Sie alle hat das Virus längst gepackt und mit dem finanzkräftigen Weltverband FIP aus Katar sind olympische Ambitionen längst nicht mehr unrealistisch. Es lohnt sich also für die Sportindustrie, den Sportfachhandel und nicht zuletzt die Sportmedien, die weitere Entwicklung von Padel mit sehr wachsamen Augen zu verfolgen.
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