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Nachhaltigkeit/16.06.2023

Alles dreht sich im Kreis: Warum Zirkularität jetzt beginnen muss

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Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeit und noch mehr Nachhaltigkeit. Alle reden drüber! Schluss mit Buzzword-Bingo, es wird Zeit, etwas zu bewegen. Wir drehen uns im Kreis - doch die Lösung heißt Zirkularität. Aber wie kann die Outdoor-Branche diese zur Realität werden lassen? Der Sustainability Hub auf der OutDoor by ISPO 2023 hat Antworten geliefert. Jetzt ist es an der Branche, darauf zu hören.

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Ohne Natur keine Outdoor-Branche: Zirkularität muss jetzt beginnen

“Für die Outdoor-Branche ist es Zirkularität besonders wichtig, weil wir Menschen nach draußen bringen wollen, um die Natur zu genießen.” Damit macht Virginia Schraml von HEIMPLANET klar: Wenn wir die Natur mit unserem Handeln zerstören, verfehlen wir als Outdoor-Branche ganz klar unsere Vision. Die einzige Chance, die eine Zukunft der Industrie und der Natur ermöglicht, ist sich von linearen Businessmodellen zu lösen und das Ende eines Produktlebenszyklus zum Beginn eines Neuen zu machen.

Einen der wichtigsten Faktoren dafür, damit Zirkularität endlich funktionieren kann, liefert Petra Schweiger, Director Europe von Accelerating Circularity Europe im Panel “Sympatex x Accelerating Circularity Europe (ACPE): Challenges and opportunities of the circular economy.” ACPE ist eine Non-Profit Organisation, die als Katalysator für neue zirkuläre Lieferketten und Geschäftsmodelle dient, mit dem Ziel Alttextilien in gängige Rohstoffe umzuwandeln. ACPE kooperiert mit zahlreichen Akteuren entlang der Lieferkette und weiß: Der wichtigste erste Schritt ist es, dass jede*r im Kreislauf weiß, welchen Impact er oder sie auf das zirkuläre System hat und was man tun muss, um seinen nachhaltigen Part für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu leisten.

Ob wirklich schon jede*r weiß, was wirklich zu tun ist?

Reduce, Reuse, Recycle - Das Dreiergespann der Kreislaufwirtschaft

Wenn zwei Industrien aufeinander treffen und ein visionäres Netzwerk erschaffen, ist klar: Jetzt werden neue Ideen und Lösungen gefunden! Und zwar für eines der relevantesten Themen in der Kreislaufwirtschaft:Recycling. Im neuen, innovativen Cross Industry Panel “Recycling strategies in the sporting goods industry - what's up? Status quo, opinions and solutions” sprachen Dr.-Ing. Julia Hobohm, Executive Board, IFAT worldwide und Kim Scholze, CSMO, Symptax miteinander. Wieso? Um den großen Problemen unserer Zeit wie Klimawandel, Abfall und Umweltverschmutzung auf den Grund zu gehen. Dabei wurde klar, wie wichtig der Wissensaustausch zwischen den Branchen ist.

Nach Recycling-Expertin Julia Hobohm gibt es drei Möglichkeiten, Zirkularität zu fördern und Müll zu reduzieren:

  1. Reduce: Vermeide Müll komplett. Denn: Nur kein Müll ist guter Müll. Der Schlüssel hierzu ist nicht nur, weniger zu produzieren, sondern vor allem die Langlebigkeit von Produkten durch hohe Qualität sicherzustellen.
  2. Reuse: Vorkehrung für Reuse-Konzepte, wie Secondhand Shops. Doch gerade gute Collection-Systeme stellen sich als problematisch heraus. Auch wenn diese auch für den dritten Punkt Voraussetzung sind.
  3. Recycle: Close the loop! Recycling ist nach wie vor eines der Kernthemen der Branche und absolut ausschlaggebend für einen funktionierenden Kreislauf. Dennoch kommentiert die Expertin, dass wirklich nachhaltiges Recycling der Branche fehlt: “You never get clothes from clothes”.
Kim Scholze und Julia Hobohm beim Cross-Industry-Panel
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Drei Probleme - Drei Wörter der Lösung

Aber was ist nun das Problem beim Recycling? Im “Outdoor Industry Approach to Circular Business Models” stellt Jane Turnbull, Sustainability Project Manager der European Outdoor Group spannende Ergebnisse aus einer EOG Umfrage vor.

„Wer sammelt, sortiert und recycelt?“, fragt Kim Scholze, CSMO, Symptax. Zurecht, denn wie die EOG Zahlen zeigen, sind eine mangelnde Infrastruktur und fehlende passende Partner die zweit- und dritt relevantesten Gründe für Brands, keine Recycling-Services anzubieten. Projekte wie ACPE sind auch für Kim Scholze daher wichtige Faktoren und Key-Player im Spiel der Kreislaufwirtschaft.

„Unsere Produkte sind viel zu kompliziert zum Recyceln!“ Das antworten laut Jane Turnbull die meisten Brands auf die Frage, warum sie nicht recyceln oder welchen Herausforderungen sie begegnen. Dass zu komplexe Produkte einer der Hauptgründe für fehlendes Recycling ist, betont auch Julia Hobohm: Performance Kleidung besteht nicht selten aus bis zu sechs verschiedenen Materialien, erklärt Julia Hobohm. Darunter Metalle oder Sensor Technology. Ein Albtraum fürs Recycling. 

„Müll-Management ist immer Geld.“ Gutes Recycling kostet nun mal, stellt Expertin Hobohm klar. Und das ist die Main-Challenge nach der Expertin. Auch in der EOG Umfrage fällt dieser Faktor ins Auge. Jedoch reduziert sich das zum Ende des Lebenszyklus nötige Geld, wenn bereits zu Beginn effizient fürs Recycling produziert wird, so Julia Hobohm.

Drei Wörter, die Kim Scholze in dem Zusammenhang der Problematiken immer wieder hervorhebt: DESIGN FOR RECYLCING! Eine Lösung liegt im ersten Schritt der Lieferkette. Und hier kommen Mono-Materialien und Naturfasern ins Spiel. Produkte müssen schon so designt werden, dass ihre Ressourcen problemlos in einem geschlossenen Kreislauf gehalten werden können. Produkte aus Mono-Material sind nun einmal am einfachsten, effizientesten und kostengünstigsten zu recyceln, sagt Hobohm: Designer und Producer müssen Hand in Hand mit den Recyclingplänen gehen.

Der Schlüssel zum Kreislauf: Kooperationen

Petra Schweiger von ACPE machte in ihrem Vortrag ebenfalls deutlich: In Europa gibt es Recycler, gerade chemische Recycler, die nur darauf warten, in Zusammenarbeit mit Brands zu treten. Dennoch zeigen die Ergebnisse der EOG, dass einer der relevantesten Faktoren, warum Brand kein Recycling betreiben, fehlende passende Partner sind und die Komplexität der Infrastruktur. 

Ein Unternehmen aus dem Sustainabiliy Hub, welches selbst schon Erfahrung mit dem Prozess machen konnte, ist HEIMPLANET. Mit ihren rein aus Mono-Material bestehendem Rucksack schaffen sie ein kleines Kreislauf-Wunder. Die Herausforderungen kennt Virginia Schraml gut: “Dieses ganze System steht noch am Anfang, weil die Recycler da auch noch nicht darauf vorbereitet sind und auch bestimmte Mengen notwendig sind. Wir sind aber auch in Gesprächen mit Partnern, die auch kleinere Mengen zurücknehmen. Genauso ist es mit den Rucksäcken. Die können an uns zurückgeschickt werden, wir sammeln sie, warten bis wir eine bestimmte Menge haben und bringen sie dann zum Recycler, um das Material wiederzuverwenden.”

Recycler warten auf Brands, Brands suchen Recycler. Die Lösung scheint simpel, oder?

Gabriel Arthur, Chief editor, SUSTON teilt im Panel “Von Nachhaltigkeit zu Regeneration”, was der nächste Schritt der Branche ist: Kollaborationen! Kollaborationen jeder Art, zwischen Brands, Recyclern, Collectoren und auch zwischen Konkurrenten. Nur so wird Kreislaufwirtschaft möglich. Und dafür muss die Outdoor-Community an die Hand genommen werden und geleitet werden. 

Auch für Kim Scholze ist klar: Jede*r hat eine unterschiedliche Auffassung von einem funktionierenden Kreislauf und jede*r Einzelne ist Teil der Lösung. Was ab jetzt den Unterschied macht: Ob die Branche nur redet, oder endlich loslegt. “Working on sustainbailiy is fucking hard.” Bringt es Prof. Dr. Tobias Luthe, PhD. DRRS Program Director, Professor, Co-Founder, ETH Zurich, AHO Oslo, MonViso Institute auf den Punkt. Deswegen ist der nächste Booster für eine nachhaltige Zukunft Zusammenhalt. Auch ACPE teilt ihre Vision: Wir müssen gemeinsam verstehen, was zu tun ist, wir müssen gemeinsam voneinander lernen, wir müssen gemeinsam experimentieren. Und auch wenn es für eine Weile schwer sein wird: Wir müssen gemeinsam lineare Modelle hinter uns lassen.

Der rappelvolle Sustainability Hub während der Guided Tour
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Messe München GmbH

Vorreiter-Brands aus dem Sustainability Hub

  1. Globetrotter zeigte echtes Engagement für eine nachhaltige Zukunft und präsentierte seinen neuen Re:think Store in Bonn. Das Ladenkonzept des Cradle-to-Cradle-zertifizierten Stores: Recycling und Upcycling, was geht! Dazu wurde nahezu jeder Aspekt des Inventars des Vormieters Conrad Electronic wiederverwendet und umfunktioniert. 
  2. Picture Organic Clothing zeigt, wie Recycling von Textilien zu Textilien geht, und zwar mit der Initiative "The Circular". Das Ziel: zirkuläre Lösungen für Materialien finden, Verbraucher*innenin sinnvolle Gespräche einbinden, Aufklären und Informieren, Veränderungen in den Prozessen vorantreiben und somit den ökologischen Fußabdruck verringern.
  3. Re:Down und Iteratif sind das Paradebeispiel für Kooperation. Re:Down ist auf das Recycling von Daunen spezialisiert und sammelt dazu Bettzeug und Outdoor-Ausrüstung. Allerdings enthalten diese Produkte oft auch Textilien und weitere Materialien, die ordnungsgemäß entsorgt werden müssen. Und genau dieses Problem löst Iteratif und spannt den Bogen zu Textil-zu-Textil-Recycling.
  4. Sympatex überzeugt mit seiner Expertise über recycelbare Membranen. Diese bestehen aus Polyester und Polyetherester, die frei von PFAS sind. Warum sich Sympatex damit an die Spitze katapultiert? Der Druck durch das europäische Verbot von PFAS und durch Rechtsvorschriften zur Recyclingfähigkeit kann das Unternehmen kaum mehr beeindrucken.
  5. VAUDE präsentierte dein RE:DESIGNED-Konzept und setzt somit ein Zeichen für Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung bei Outdoor-Bekleidung. Die RETHINK-Strategie des Unternehmens, mit umfangreichen Forschungs- und Designbemühungen, macht sich bezahlt: Die CO₂-Emissionen konnten zu unglaublichen 50 % reduziert werden. Damit treiben sie den Wandel aktiv mit an.
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