Ob in Schuhen, Rucksäcken und Taschen oder bei Bekleidung - gut gepflegt, sind Leder-Produkte lange haltbar, sehen sleek aus und sind so flexibel und geschmeidig wie stabil. Ideal also zum Beispiel für Wanderschuhe, die über lange Zeit großer Belastung standhalten müssen und trotzdem bequem sein sollen. Leder hat aber auch seine Schattenseiten. Wer sich heutzutage im Textilbereich über nachhaltige Materialien informiert, stolpert daher schnell über veganes Leder.
Veganes Leder wird ohne den Einsatz oder die Verarbeitung von tierischen Materialien hergestellt. Genau genommen kann das Material kein echtes Leder sein, da dieses aus Tierhaut gewonnen und anschließend verarbeitet wird. Als vegane Alternative werden anstelle von Tierhaut synthetisches Material und Pflanzenfasern in einem ähnlichen Herstellungsprozess zu einem Material verarbeitet, das herkömmlichem Tierleder optisch sehr ähnlich sieht.
Vegane Materialien gelten als nachhaltig und umweltschonend, so auch die Alternative zum Leder. Dazu kommt, dass beim Herstellungsprozess kein Tierleid entsteht. Außerdem wird selbst auf Knochenleim bei der Herstellung von veganem Leder komplett verzichtet.
Neben Nachhaltigkeitsaspekten gibt es zudem auch preisliche Vorteile. Echtleder ist dafür bekannt, teuer zu sein, die vegane Alternative hingegen ist in der Regel weitaus kostengünstiger. Natürlich ist zu beachten, dass sich der Preis schlussendlich stark an der Verarbeitung und der Vertriebsmarke orientiert.
Ein Blick auf den Herstellungsprozess macht deutlich, dass veganes Leder nicht nur Vorteile in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz bietet. Die Erzeugung erfolgt nämlich durch den Einsatz von synthetischen Materialien. Unterschiedlichste Chemikalien und fossile Brennstoffe kommen dabei beispielsweise zum Einsatz. Häufig verwendete Stoffe wie Polyurethan oder Polyvinylchlorid führen im schlimmsten Fall zu gesundheitlichen Problemen. Auch die enthaltenen Weichmacher geben Grund zur Sorge.
Aufgrund der hohen Nachfrage an veganem Leder werden immer wieder neue Methoden entwickelt und umgesetzt. So gibt es zum Beispiel sogar schon Lederalternativen aus Ananasblattfasern oder Pilzen. Doch auch hier kommen umweltschädliche Verfahren wie die PU-Beschichtung zum Einsatz, um die Haltbarkeit des Materials zu verlängern.
Das Label “Veganes Leder” erweckt den Eindruck, dass es sich um eine umweltschonende Alternative zum klassischen Tierleder handelt und unter Berücksichtigung des Tierwohlaspektes ist das durchaus richtig. Jedoch sind die bei der Herstellung verwendeten synthetische Materialien alles andere als nachhaltig. Außerdem ist veganes Leder auch nicht biologisch abbaubar. Obwohl das Label vegan von den meisten Konsumenten mit Nachhaltigkeit assoziiert wird, ist das im Falle von Leder leider nicht der Fall. Bedauerlicherweise sind die Materialien sogar je nach Herstellungsverfahren teilweise schädlich und können die Gesundheit gefährden.
Es mag für einige überraschend klingen, doch Echtleder bietet gegenüber der veganen Variante einige Vorteile. Tierleder ist nämlich biologisch abbaubar, atmungsaktiv, lange haltbar, bequem und bei der Herstellung werden mitunter Überreste aus der Fleischproduktion verwertet.
Unter einigen Aspekten betrachtet ist Echtleder sogar nachhaltiger, denn aufgrund der Langlebigkeit sind die Produkte langlebiger. Und wie wir alle wissen, ist es für die Umwelt am besten, wenn erst gar neuen Produkte gekauft werden. Außerdem ist die biologische Abbaubarkeit ein wichtiges Kriterium für nachhaltige Produkte.
Dennoch darf nicht vergessen werden, dass die Lederherstellung in unmittelbarer Verbindung mit der Fleischindustrie steht. Obwohl die Herstellung von Lederwaren aus Überresten die Abfallmenge reduziert, ist Fleischindustrie alles andere als nachhaltig. Neben der immensen Mengen an Wasserverbrauch (15.415 Liter für 1 Kg Rindfleisch) ist die Tierhaltung außerdem für ca. 15 bis 20 Prozent der umweltschädlichen Kohlenstoffemissionen verantwortlich.
Dazu kommt, dass bei der Lederherstellung eine chemische Behandlung durch die Chromgerbung erfolgt. Chrom ist eine giftige und somit auch für die menschliche Gesundheit nicht unbedenkliche Farbe, die auch negative Auswirkungen für die Umwelt haben kann. Eine nachhaltigere Alternative ist zum Beispiel die pflanzliche Gerbung, auf die jedoch leider nicht alle Lederhersteller zurückgreifen.
Welche Variante besser ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Die gängigsten Herstellungsprozesse beider Varianten sind für die Umwelt und Gesundheit nicht ganz unbedenklich. Die Frage lautet daher, inwiefern du die Anschaffung eines Produktes mit deinen eigenen Wertvorstellungen vereinbaren kannst. Veganes Leder ist ohne Zweifel besser für die Tierwelt, jedoch können die Produkte für den Menschen und die Umwelt schädlich sein, da die Produkte nicht biologisch abbaubar sind und bei der Herstellung umweltschädliche und gesundheitsgefährdende chemische Stoffe zum Einsatz kommen.
Vor dem Kauf eines Produktes ist es daher empfehlenswert, einen genaueren Blick auf den Herstellungsprozess. Das gilt sowohl für die tierische als auch die vegane Variante. Wie bereits erläutert wird Echtleder zum Beispiel teilweise aus pflanzlicher Gerbung hergestellt und veganes Leder besteht oft aus Ananas-, Pilz-, oder Kakteenleder. Leider werden diese Herstellungsmethoden aber nicht von allen Anbieter gewährleistet.
Deshalb solltest du diese Kriterien bei deiner Entscheidung jedenfalls berücksichtigen.
Die Alternative zu klassischem Leder eignet sich vor allem für Menschen, denen Tierschutz am Herzen liegt. Wenn es rein um den Nachhaltigkeitsaspekt geht, muss für das jeweilige Produkt individuell geprüft werde, ob es die genannten Kriterien erfüllt.
Außerdem eignet sich veganes Leder für alle, die beim Kauf ihrer Produkte etwas Geld sparen möchte. Selbstverständlich muss man hier eventuell in Optik und Qualität etwas einbüßen, denn Textilien aus Echtleder haben oft eine hochwertigere Aufmachung und sind zudem langlebiger. Das heißt aber nicht, dass Textilien aus veganem Leder nicht stylisch sein können oder gar qualitativ minderwertig sind, ganz im Gegenteil. Auch bei Möbeln und Accessoires sind die optischen Unterschiede oft nur minimal.
Inzwischen wird veganes Leder nicht mehr ausschließlich aus Polyurethan (PU) und Polyvinylchlorid (PVC) hergestellt. Mittlerweile wird bei der Produktion außerdem auf folgende Rohstoffe zurückgegriffen:
Pilzleder
Eine bislang eher unbekannte Herstellungsmethode ist die Erzeugung von Leder aus Pilzen. Die Pilzart “Zunderschwamm” hat ihr Zuhause in Bayern und in einzelnen anderen Regionen Deutschlands. Eine gute Alternative für alle, die auch regionale Aspekte berücksichtigen. Pilzleder ist ideal für Textilien, denn das Material ist vergleichsweise atmungsaktiv und außerdem noch sehr weich.
Kork
Kork gilt als sehr nachhaltiges Material. Es wird aus der Korkeiche hergestellt und für die Rohstoffgewinnung müssen die Bäume nicht gefällt werden. Geschälte Bäume produzieren Kork von selbst und erzeugen zudem viermal so viel Sauerstoff wie ungeschälte Bäume. Korkleder gilt zudem als atmungsaktiv, wasserdicht und wärmend.
Weinleder
Diese Herstellungsmethode basiert auf Trauben sowie deren Haut, Stiele und Samen. Bei dem Verarbeitungsverfahren werden Öl und die Fasern miteinander verbunden, um eine lederähnliche Oberfläche zu erzeugen.
Apfelleder
Aus den Überresten der Apfelindustrie entsteht die sogenannte “Appleskin”. Dabei bestehen ca. 70 Prozent aus Apfelresten und die restlichen 30 Prozent aus Polyurethan. Auch wenn dieser Stoff für die Stabilität der hergestellten Produkte verantwortlich ist, ist Polyurethan nicht gut für die Umwelt. Appleskin kann daher nicht als umweltfreundliche Alternative eingestuft werden.
Kaktusleder
Die einzigartige Struktur des Nopal-Kaktus sieht echtem Leder optisch zum verwechseln ähnlich. Außerdem wird bei der Herstellung von Kaktusleder kaum Wasser benötigt und es wird komplett auf den Einsatz von Kunststoffen verzichtet. Aufgrund der hohen Strapazierfähigkeit eignet sich Kaktusleder perfekt für die Verarbeitung zu Mode, Accessoires, Möbel und Kleidung.
Ananasleder
Viele vegane Ledervarianten werden aus Früchten hergestellt. Bekannt ist vor allem das Ananasleder, auch bekannt als Piñatex. Erzeugt wird das Leder aus den Fasern der Ananasblätter. Dadurch wird das Material robust und weil die Frucht leicht verfügbar ist, sind die Produkte aus Piñatex verhältnismäßig günstig.
Auch Produkte aus veganem Leder erfordern Pflege, damit sie möglichst lange erhalten bleiben. Schuhe reinigst du am besten mit einer weichen Bürste, mit der du vorsichtig Druck ausüben kannst. Autositze sollen in Faserrichtung abgewischt werden. Handtaschen hingegen imprägnierst du am besten mit vorab einem Spray und reinigst sie anschließend je nach Bedarf mit einem feuchten Tuch.
Wichtig: Allgemeine Tipps wie diese hier gelten nicht für alle Produkte. Daher berücksichtigst du am besten immer die Pflegehinweise für das jeweilige Leder, um auf Nummer sicher zu gehen.
Entgegen vieler Vermutungen handelt es sich bei veganem Leder nicht um einen Greenwashing-Trick, um Produkte besser zu verkaufen, denn es bestehen tatsächlich ausschlaggebende Unterschiede zum Kunstleder. Das Hauptmerkmal von veganem Leder ist, wie der Name schon verrät, dass die Herstellung ohne jegliche tierischen Produkte auskommt. Bei der Erzeugung von Kunstleder wird hingegen nur auf die Verarbeitung von Tierhäuten verzichtet, Knochenleim kommt trotzdem zum Einsatz.
Kunstleder ist also nicht gleich vegan. Achte deshalb genau auf die Bezeichnung, denn Kunstleder darf nur als vegan bezeichnet werden, wenn tatsächlich keine tierischen Produkte verarbeitet wurden.
Klar ist, dass veganes Leder eine tierfreundliche und preisgünstige Alternative zu Echtleder bietet. Allerdings meist auf Kosten der Umwelt. Zwar sind vor allem Leder-Alternativen aus Früchten vergleichsweise umweltschonend, doch auch hier kommen oftmals chemische Stoffe zum Einsatz. Wer wirklich nachhaltig leben möchte, sollte sich daher genau über den Herstellungsprozess informieren und abwägen, welche Ledervariante besser mit den persönlichen Wertvorstellungen zusammenpasst. Wichtig ist in jedem Fall die richtige Pflege, der Produkte, egal für welches Material du dich schlussendlich entscheidest. Denn so kannst du die Lederwaren über Jahre hinweg tragen, ohne neue Produkte kaufen zu müssen, was letzten Endes am besten für unsere Umwelt ist.
Was ist eine PU Beschichtung?
Es handelt sich um eine schützende Schicht aus Polyurethan (PU). Die Beschichtung dient als ein dauerhaftes Imprägnierungsverfahren, um Schutz gegen Feuchtigkeit zu bieten. Jedoch ist eine PU Beschichtung umwelt- und gesundheitsschädigend.
Ist veganes Leder wasserdicht?
Veganes Leder ist in den meisten Fällen wasserdicht, aber nur mit einer entsprechenden Kunststoffbeschichtung.
Ist veganes Leder Plastik?
In den meisten Fällen werden die grundsätzlich umweltschonenden Materialien wie beispielsweise Annanasleder oder Kork, mit einer Kunststoffschicht aus Polyvinylchlorid oder Polyurethan überzogen. Somit sind die Produkte zwar vegan, aber nicht nachhaltig.
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