In der Coronakrise greift der Outdoor-Hersteller Ortovox dem lokalen Einzelhandel unter die Arme. Mit der Aktion „Support Your Local Ortovox Dealer“ geht ein Viertel der Erlöse aus dem Online-Shop von Ortovox an Partner aus dem Einzelhandel. Christian Schneidermeier, Geschäftsführer der Ortovox Sportartikel GmbH erklärt die Idee im Interview mit ISPO.com.
ISPO.com: Sie haben in der aktuellen Corona-Ausnahmesituation und angesichts der damit verbundenen wirtschaftlichen Herausforderungen das neue Programm Support Your Local Ortovox Dealer zur Unterstützung des Fachhandels entwickelt. Wie funktioniert das Ganze? Welche Vorteile hat der Händler?
Christian Schneidermeier: Der Fachhandel ist für uns Partner der ersten Stunde. Gerade in dieser für uns alle so unerwarteten Situation muss Gemeinschaft und Solidarität an erster Stelle stehen – menschlich wie unternehmerisch. Dass der stationäre Fachhandel aktuell seine Ladentüren geschlossen halten muss, trifft viele schwer.
Wir möchten im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen: Das Konzept „Support Your Local Ortovox Dealer“ funktioniert so, dass 25 Prozent der Umsätze über unseren Online-Shop direkt an unsere Fachhändler gehen, transparent und unbürokratisch.
Welche Händler profitieren genau von der Unterstützung?
An welchen Händler die 25 Prozent eines Einkaufswertes gehen, darüber entscheidet der Endverbraucher mit einem Coupon-Code. Jedem Händler wird ein Code zugeteilt. So kann der Kunde sein Ortovox-Produkt gedanklich beim Händler seiner Wahl kaufen. Weil dieser unter Umständen aber keinen eigenen Online-Shop hat, laufen der Einkauf und die gesamte Abwicklung über uns. Dem Händler werden 25 Prozent des Einkaufswertes gutgeschrieben.
Im nächsten Schritt in ein paar Wochen kann der Endverbraucher am Ende des Bestellvorgangs direkt seinen Lieblingshändler auswählen und muss keinen Code mehr eingeben. Wir arbeiten gerade an der technischen Umsetzung.
In welchen Ländern und bis wann ist diese Aktion gültig?
Support Your Local Ortovox Dealer wird zunächst in Deutschland, Österreich, Frankreich und Großbritannien umgesetzt und gilt für die gesamte Sommersaison 2020.
Gibt es spezielle Voraussetzungen, damit Händler an der Aktion teilnehmen können?
Nein, grundsätzlich kann jeder autorisierte Ortovox-Händler an der Aktion teilnehmen.
Wie erfahren die Endverbraucher von der Aktion?
Es gilt die Devise: Jetzt handeln! Deshalb nutzen wir alle uns zur Verfügung stehenden Kommunikationskanäle. Auch dem Händler wird ein Content-Paket zur Verfügung gestellt, damit er je nach Möglichkeit und Wunsch auch selbst seine Kunden informieren kann und ein erweitertes Serviceangebot anbieten kann.
Als Dankeschön für die Unterstützung erhält jeder Endverbraucher ein kleines Geschenk von uns.
Werden Sie diese Möglichkeit des Fachhandels-Supports auch nach Zeiten von Corona weiterführen?
In der Krise liegen auch Chancen. Chancen den Blick zu öffnen und kreativ in alle Richtungen zu denken. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es zu früh, um über konkrete Pläne und Maßnahmen nach Covid-19 zu sprechen. Fakt ist aber, dass uns mit dem stationären Fachhandel eine langjährige Partnerschaft verbindet und das auch in Zukunft so bleiben soll. Auch ohne Covid-19-Krise gibt es eine Vielzahl an Vorteilen für unsere Händler-Partner in der Anbindung an unseren Online-Shop. So werden beispielsweise für Winter 20/21 und Sommer 21 spezielle Kollektionen oder einzelne Produkte ausschließlich über den Fachhandel verfügbar sein – und wir bewerben diese Teile in unserem Online Shop für den Fachhandel.
Außerdem arbeiten wir mit dem Händler-Anbindungstool OUTTRA mit dem Ziel, Endkunden Verfügbarkeitsinformationen des Händlers dort zugänglich zu machen, wo sie sich informieren. Hier führen wir unseren „Kaufe lokal“-Gedanken weiter.
A propos Onlinehandel: Ihr Unternehmen hat mit den Händlern selektive Vertriebsvereinbarungen getroffen – halten Sie an unter den aktuellen Umständen daran fest?
In dieser speziellen Situation haben wir eine Ausnahme gemacht und die selektive Vertriebsvereinbarung zeitlich terminiert gelockert. Damit möchten wir unseren Fachhändlern die Möglichkeit eines „pragmatischen“ und direkten Onlineverkaufs auf Drittplattformen unserer Produkte bieten, um die schlimmsten Konsequenzen für die Händler zu vermeiden.
Wir vertrauen dabei auf die Vernunft unserer Händler, diese Maßnahme nur im Notfall einzusetzen und unsere Qualitätsstandards beizubehalten. Nach Bewältigung der Krise werden wir unseren eingeschlagenen Weg des selektiven Vertriebs wieder konsequent weitergehen.
Stefan Rainer, Geschäftsführer von Salewa, hatte in diesen Tagen bereits davon gesprochen, 75 Prozent der Ware aus der aktuellen Sommerkollektion in das Jahr 2021 zu übertragen – wie stehen Sie dazu? Wäre es denkbar, dass hier die gesamte Branche solidarisch agiert und an einem Strang zieht?
Eine der ersten Maßnahmen, die wir ergriffen haben, war die Überprüfung unserer geplanten Kollektionen. Dabei werden wir die Anzahl der neuen Styles reduzieren und die Laufzeiten bestehender Styles verlängern, um dem Fachhandel die Möglichkeit zu geben, bestehende Lagerbestände besser abbauen zu können. Das ist eine der Aufgaben für die Branche, Wege zu finden, den viel zu hohen Warendruck im Markt zu reduzieren. Ich würde mir wünschen, dass wir alle zusammen an Lösungen arbeiten.
Wie gehen Sie persönlich mit der aktuellen Lage um? Und wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Es sind definitiv herausfordernde Zeiten. Aber ich freue mich darauf, dieser Krise einen Sinn zu geben, indem wir mit neuen Blickwinkeln an Entscheidungen herangehen und hoffentlich endlich das tun, was schon länger überfällig ist. Ansonsten versuchen wir ein Stück Normalität beizubehalten, in dem wir zum Beispiel unser Betriebssport-Angebot auf Digital Yoga umstellen. Aber wir alle vermissen unsere besondere Arbeitsatmosphäre und den schönen sozialen Kontakt zu den Kollegen.
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