Wer weiß schon, wie die Welt im Jahr 2050 aussieht? Die Autoren, die darüber im Jahr 2021 schreiben, produzieren schließlich immer noch Science-Fiction-Romane. Und da lehrte uns bislang die Vergangenheit: Genau so, wie es sich die Schreiber ausgedacht haben, ist es doch nicht gekommen.
Da sieht es bei den unternehmerischen Innovationen schon anders aus. Seit jeher entwickeln Unternehmen Neues für die Zukunft. Und sogar Flugtaxis soll es ja bald mal geben. Natürlich hat sich auch der Sportartikel-Riese Adidas ehrgeizige Ziele für die nächsten Jahre gesetzt.
Bei der ISPO Munich Online 2021 gaben die Herzogenauracher einen Einblick, wie sie ihren Nachhaltigkeits-Plan umsetzen wollen. Das Strategieziel lautet: „Bis 2050 wollen wir Klimaneutralität erreichen“, sagt Frank Henke, Senior VP Adidas Sustainability.
Das Thema Nachhaltigkeit ist in Zeiten der Klimaerwärmung weltweit immer wichtiger, nicht nur die „Fridays for Future“ und Medien warnen, sondern auch Regierungen reagieren mit Restriktionen. Und unter Kunden wie auch Unternehmen nimmt das Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt zu. „Menschen verstehen, dass ihr Verhalten einen Effekt hat“, sagt Carla Murphy, General Manager von Adidas Outdoor. „Jetzt müssen wir Teil der Lösung sein – und nicht des Problems.“
Da braucht es natürlich Etappenziele, um das große Ziel zu erreichen. Das erste davon lautet: „End Plastic Waste.“ Plastiktüten und Plastik im eigenen Büro sind längst abgeschafft, aber bei den Produkten hat Adidas das Ziel noch nicht erreicht. Bis 2024 allerdings will das Unternehmen aber nur noch Recycled Polyester nutzen.
In der aktuellen Kollektion setzt das Adidas-Terrex-Team stark auf Langlebigkeit. Dafür wurden die Produkte auch mit Extremsportlern entwickelt, um sie unter extremen Bedingungen bestens zu testen. Die Farbkombinationen (weiß, blau, braun-rötlich) sind übrigens vom Gletscher inspiriert.
„Das ist kein schnelles Konzept, das ist eine langfristige Vereinbarung.“ Carla Murphy und ihre Mitstreiter meinen es ernst. Dafür haben sie die „Three-Loop-Strategie“ entwickelt, die drei Bausteine, um in Zukunft Produktnachhaltigkeit zu garantieren:
- Recycled Loop (neues Plastik durch recyceltes ersetzen
- Circular Loop (Produkte, die nach dem Wegwerfen direkt wiederverwertet werden können)
- Regenerative Loop (Produkte aus natürlichen Materialien wie Zellen oder Proteine, die nach dem Ende der Lebensdauer zurück in die Natur gegeben werden können)
Noch steht die Entwicklung am Anfang der Kette, für den Circular Loop wurde immerhin schon ein Prototyp eines Anoraks entwickelt. An dem Regenerative Loop wird gerade getüftelt.
„Partnerschaften können uns helfen, ein neues Level zu erreichen“, sagt Murphy. Damit meint sie derzeit vor allem die Partnerschaft mit Parley for the Oceans, die seit 2015 besteht, aber auch die mit Primaloft, die seit 2020 besteht.
Adidas X Parley hat bereits viel erreicht, es ist die treibende Kraft des Erfolgs des Recycled Loop. Begonnen hat die Kooperation 2015 mit einem Schuh aus Ozeanplastik, mittlerweile findet sich das recycelte Plastik eben nicht mehr nur in den Schuhen. Die beiden Partner haben auch „Primeblue“ entwickelt, High-Performance-Recyclingmaterial, das zum Teil aus Meeresplastik besteht. Es ist die Basis fürs 2024er-Ziel, nur noch recyceltes Plastik zu nutzen.
Zulasten der Performance soll Nachhaltigkeit aber nie betrieben werden, sagen die Adidas-Verantwortlichen, da gibt es keine Kompromisse: „Wenn ich auf einem 4000-Meter-Berg bei schlechten Bedingungen stehe, und meine Jacke eventuell Wasser zieht, dann habe ich ein Problem“, sagt Wolfgang Thanner, Director Outdoor Field Specialist bei Adidas. In dem Fall spricht er aus der Sicht des Kunden, im nächsten Schritt hat dann aber natürlich auch die Marke ein Problem.
Ähnlich sieht es beim Style aus: „Ein junger Konsument will raus in die Natur“, sagt Thanner. „Der will aber nicht mehr aussehen, wie Outdoor früher ausgesehen hat.“ Daher baut seine Marke neben der Innovation und der Nachhaltigkeit auch auf einen jugendlichen, modernen Style.
Nachhaltig will Adidas allerdings nicht nur bei seinen Produkten arbeiten – eine gewisse Förderung des nachhaltigen Lebensstils strebt das Unternehmen mittlerweile auch bei den Menschen an, die die Produkte kaufen. Das Unternehmen will zum Sport antreiben und so die Gesundheit aller verbessern.
Dafür gibt es mittlerweile Programme auf fast allen Kontinenten, unter anderem die Adidas Runners Community, die eine Laufgemeinschaft in verschiedenen Städten bietet und sich auf die Fahnen geschrieben hat: „Wir laufen miteinander – nicht gegeneinander – und pushen uns so gegenseitig zu persönlichen Bestleistungen.“ Persönliche Entwicklung gehe schließlich über die Bestzeit hinaus. Ein anderes Programm von Adidas sind etwa Wettbewerbe wie die Infinite Trails, die zum Mitmachen aktivieren.
„Wirklich wichtig ist, dass wir nicht aufhören. Als Team, als eine Gruppe von Marken hier bei ISPO, können wir die Veränderung schaffen“, sagte Murphy bei der ISPO Munich Online 2021. Ambitionierte Ziele erreicht man nur noch gemeinsam.
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