Der Fokus auf Nachhaltigkeit ist natürlich inzwischen ein elementarer Bestandteil bei den meisten Unternehmen in der Sportbranche. Das zeigten zuletzt beispielsweise auch die eingesandten Bewerbungen beim ISPO Award sowie bei ISPO Brandnew 2021.
Gleichzeitig gibt es aber gerade in der Vielfalt der nachhaltig orientierten Marken immer noch Vorreiter, die einen Schritt weitergehen, als nur die Norm umzusetzen. Sie schaffen so neue Standards. Die Kommunikationsagentur Greenroom Voice hat bei der ISPO Munich Online 2021 positive Beispiele vorgestellt. Die Unternehmensvertreter von Earlybird und Re:down erklärten ihre Arbeit dabei auch in längeren Interviews.
Unter den vorgestellten Firmen, die beim ISPO Award 2021 in der Kategorie Sustainable Achievement ausgezeichnet wurden, waren etwa Helly Hansens Jacke Odin Infinity, ein Laufschuh von On Running (Cyclon) oder der Zone Knit Hoodie von Icebreaker. Und eben der Skihersteller Earlybird.
Die kleine Skifirma aus der Schweiz arbeitet daran, die Wintersport-Welt zu verbessern – mit dem Tourenski Chickadee. Der ist am Ende seiner Lebenszeit komplett recycelbar. „Wir sind die Ersten damit. Wir wollen die gesamte Industrie pushen und eine Veränderung bewirken“, sagt der Gründer Hanno Schwab. Beim Recycling werden die Skier in ein Bad gelegt und ihre Teile fallen auseinander.
350.000 Skier landen nach Schwabs Angaben allein in Deutschland jedes Jahr im Müll. Das soll sich dann künftig ändern – und auch im Bike-Markt, in der Autobranche oder der Windenergie könnte man die Machart der Skier künftig nutzen, sagt Schwab. Zudem wird der Chickadee wie künftig alle Produkte von Earlybird zu 100 Prozent klimaneutral gefertigt.
Mit der Stiftung Myclimate hat das Unternehmen Ziele erarbeitet, um den CO2-Fußabdruck nach der Produktion durch CO2-Kompensationen auf Null zu bekommen. Dafür hat Schwab auch ausrechnen lassen: „Um ein Paar Ski zu produzieren, würde man umgerechnet 112 Kilometer mit dem Auto fahren.“
An diesem Punkt gibt er daher auch zu bedenken: „Falls der Konsument die Skier kauft und dann mit dem Auto in die Berge fahrt, ergibt das keinen Sinn.“ Daher arbeitet das Unternehmen unter anderem auch mit Protect Our Winters zusammen, um bessere Transportkonzepte für die Wintersportler zu entwickeln: etwa per Bus oder Bahn.
Bis dann die ersten Skier an ihr Lebensende gelangen – Schwab schätzt nach etwa sechs bis Jahren wird das der Fall sein – wird es auch mehr Recycling-Stationen geben. Bislang hat das Unternehmen erst eine in Spanien, später soll es auch z.B. welche in der DACH-Region und Tschechien geben, wo die Produkte benutzt werden.
Neben Schwab stand auch der Re:down-Mitbegründer Eric Firmann Rede und Antwort bei den Greenroom-Voice-Interviews. Er lässt sich von der Frage leiten: „Wie können wir Textilmüll in eine wiederverwertbare Ressource verändern?“ Alleine in Europa schätzt die Firma den Textilmüll auf 7,5 Millionen Tonnen. Firmann arbeitet mit Re:down daran, Daunen und Federn weiter nutzbar zu machen.
Dafür sammelt die Marke weggeworfene Produkte in ganz Europa – aus Textilcontainern oder von Hotelketten. In der Fabrik in Ungarn werden die Daunen und Federn dann wiederaufbereitet. Denn auch wenn das Produkt fragil ist, sei die Daune innen drin stets in gutem Zustand.
Bei der Wiederaufbereitung wird auch nicht mehr Wasser verbraucht als bei der Aufzucht von Tieren bis zur frischen, gewaschenen Daune. „Rohmaterial von uns ist viel sauberer als Material aus dem Schlachthof“, sagt Firmann. Er schätzt die Wasserersparnis gegenüber Neumaterial auf fast 75 Prozent ein. 50 Prozent der Fabrikenergie von Re:down kommt zudem bereits aus Solarenergie.
Der Fabrikmüll landet nicht auf der Deponie, sondern bei Firmen, die Isolation für die Autoindustrie oder das Baugewerbe herstellen. Der Rest der nicht mehr direkt verwertbaren, weil beispielsweise auseinandergebrochenen Daunen wird in Dünger-Pellets gepresst, erklärt Firmann. „Daunen und Federn sind nicht nur biologisch abbaubar, sondern auch ein effizienter natürlicher Dünger wie Horn.“
In Kooperation mit dem Schweizer Biokompositer Fluid Solids entwickelte die Firma im vergangenen Winter aus den Abfällen zudem eine Re:down-Weihnachtsbaumdekoration, die zu 100 Prozent kompostierbar ist. „Nach der Weihnachtszeit kann man die Dekoration dann in den Garten setzen – oder sie im nächsten Jahr wieder benutzen“, sagte Firmann mit einem Lächeln bei der ISPO Munich Online.
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