Der Absatz von Fahrrädern steigt seit Jahren in Deutschland, insbesondere E-Bikes verzeichnen hohe Verkaufszahlen. Doch nach wie vor liegen deutsche Städte weit hinter Fahrradhochburgen wie Kopenhagen oder Amsterdam zurück. Um das zu ändern, sieht die Bike-Branche vor allem die Politik in der Pflicht. „Das Fahrrad braucht keine Subventionen, bessere Rahmenbedingungen wären vollkommen ausreichend“, erläutert Tobias Hild, Gründer und Geschäftsführer von SQlab.
Auch Sandra Wolf, Geschäftsführerin von Riese & Müller, betont: „Fahrräder können noch individueller, noch vernetzter, noch alltagsorientierter, noch besser konstruiert und designt werden – den größten Bedarf an Weiterentwicklung sehen wir jedoch in den verbesserten Rahmenbedingungen für die Nutzung des Fahrrads allgemein. Das bedeutet, dass die städtische Infrastruktur verbessert oder überhaupt geschaffen wird, die eine ausgewogene Co-Existenz von Auto und Fahrrad beziehungsweise E-Bike ermöglicht.“ Vor allem im Bereich E-Bikes, die für Pendler eine echte Alternative zum Auto darstellen, brauche es klare Richtlinien und eine eindeutige Gesetzeslage.
Subventionen erachtet Wolf vor allem im Bereich E-Cargo-Bikes als sinnvoll. „Um die Anschaffung von E-Cargo-Bikes auf privater Ebene zu unterstützen, sind mehr Förderprogramme und größere Fördertöpfe nötig – dass die Nachfrage vorhanden ist, hat der überwältigende Zuspruch zur Kaufprämie in Berlin bewiesen.“ Auch Stefan Limbrunner, Geschäftsführer von KTM Fahrrad, fordert mehr Engagement von den Entscheidungsträgern: „Das E-Bike hätte noch viel mehr Chancen für die Gesellschaft, würde sich die Politik damit auseinandersetzen. Im Fahrrad- und Trekkingbereich, hier auch als Pendlerrad. Dazu immer stärker im Tourismus. Sowie als Urban-Mobility-Einkaufsrad.“
Neben der Politik ist auch die Branche selbst gefordert, mit neuen und besseren Angeboten die Lust der Kunden aufs Rad zu steigern. Dabei stuft Maximilian Topp, PR-Koordinator Europe von Sram „neue Technologien, welche die Bikes schlanker, leichter und ausdauernder machen“ als am wichtigsten ein. „Das E-Bike muss leichter werden, kompakter, mit mehr Reichweite und einer stärkeren Vernetzung“, sagt auch Stefan Limbrunner: „Dazu Diebstahlschutz und Navigation und im Tourismus eine tadellose Wartung der benutzten E-Bikes.“ Das Thema Diebstahlschutz treibt viele Player in der Branche um, da genau dieser Punkt vor allem in Großstädten noch viele potenzielle Kunden vom Kauf eines teureren (E-)Bikes abhält. Daniel Gareus, Maketingchef bei Cosmic Sports, sieht deshalb zum Beispiel „NFC-verschließbare Schlösser“ als eine mögliche Lösung.
Stefan Vollbach, CEO vom Premiumhersteller Simplon, setzt neben dem Diebstahlschutz noch andere Entwicklungs-Prioritäten: „Im Bereich multifunktionaler Produkte gibt es sicher noch Potenzial – genau wie im Bereich der Vernetzung und von aufgrund der Batterie möglicher Zusatzfeatures. Da werden sicher noch einige Innovationen kommen. Auch die Antriebe entwickeln sich – obwohl weitestgehend technisch ausgereift – noch weiter und allein dieses Jahr treten etliche neue Player im E-Antriebsbereich auf die Bühne.“ Die weitere Erhöhung und Flexibilisierung der Akkus gehört ebenfalls zu den am häufigsten genannten Zukunftstrends. „Für unsere Kunden hat die eigene Einstellbarkeit der Unterstützungsstufen derzeit die höchste Priorität“, sagt Maud von Hoff, Brand Managerin bei Rotwild.
Tamara Winograd, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Bosch eBike Systems, ist überzeugt, dass sich die Pedelecs der Zukunft in Formsprache und Design nur noch marginal vom traditionellen Fahrrad unterscheiden werden: „Antrieb und Akku werden bis dahin noch kompakter, leichter und mehr und mehr in das Rahmendesign integriert. Weitere Funktionen am Pedelec wie etwa Licht, Schaltung, Dämpfer und Navigation können in Zukunft weiter elektrifiziert werden.“
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