Die Idee ist gar nicht neu – genaugenommen ist sie so alt wie die Erde selbst. Denn auch in der Natur gibt es keinen Abfall – alles wird wiederverwertet in einem unendlichen Kreislauf. Warum versucht man nicht, dieses Konzept auf unsere Wirtschaft zu übertragen?
Der deutsche Chemiker Prof. Dr. Michael Braungart und der amerikanische Architekt William McDonough haben schon in den 1990er Jahren das sogenannte Cradle-to-Cradle (C2C) Konzept entwickelt um die Kreislauffähigkeit von Produkten sicherzustellen. Es lässt sich in allen Industriezweigen anwenden, natürlich auch in der Bekleidungsindustrie. C2C unterscheidet zwischen biologischen und technischen Kreisläufen: entweder werden die Rohstoffe von Mikroorganismen in biologische Nährstoffe aufgelöst und gelangen zurück ins Erdreich, sie sind also biologisch abbaubar. Oder sie werden innerhalb des technischen Zyklus immer wieder zur Herstellung neuer Produkte verwendet, also recycelt.
Grundsätzlich gilt: Je länger ein Bekleidungsstück im Gebrauch ist, desto besser ist es für die Umwelt. Was aber, wenn es am Ende seines Lebenszyklus angelangt ist? Und was passiert mit den Stoffresten aus der Produktion? Diese Textilien müssen idealerweise recycelt werden. Auch hier stellt sich in den letzten Jahren zunehmend die Frage, wie man den ewigen Downcycling Prozess aufhalten kann?
Das Recycling von Polyester ist schon am weitesten fortgeschritten. Aus reinem PET lässt sich ohne Qualitätsverlust wieder gleichwertiges Polyester gewinnen. Schwieriger ist es dagegen mit natürlichen Fasern wie z.B. Baumwolle. Die lässt sich nur mit Qualitätsverlust recyceln und kann dann nur mit neuen, weil stabileren Baumwollfasern versponnen werden. Derzeit liegt die Quote für ein Kleidungsstück bei 30 Prozent recycelte Baumwolle, 70 Prozent neue Baumwolle. Erfreulicherweise gibt es immer mehr Innovationen auf diesem Gebiet, so gibt es schon erste Anbieter von recycelter Wolle oder recycelter Daune.
Richtig schwierig wird es aber, wenn die Bekleidung aus unterschiedlichen Materialien hergestellt wurde. Diese Gemische sortenrein voneinander zu trennen, ist bislang nicht möglich. Und noch ein Problem gibt es beim Thema Recycling: Man muss die gebrauchten Kleidungsstücke wieder einsammeln und der jeweils passenden Verwertung zuführen.
In Deutschland klappt das schon recht gut. Mehr als eine Million Tonnen Altkleider landeten hier 2016 in den Altkleidercontainern. Laut Dachverband FairWertung e.V. sollen das etwa 80 Prozent aller Altkleider sein. Mehr als die Hälfte dieser Altkleider sind nicht mehr als Kleidung zu gebrauchen und werden zu Putzlappen etc. weiterverarbeitet. Etwa 10 Prozent der Altkleider können gar nicht mehr weiterverarbeitet werden und landen dann doch in der Verbrennungsanlage oder auf der Müllkippe. In den USA hingegen landeten ca. 84 Prozent der Altkleider im Müll, das sind 11 Millionen Tonnen pro Jahr. Viele Brands wie z.B. Patagonia, The North Face aber auch H&M starten deshalb eigene Sammelaktionen.
Während das Thema Recycling die Textilindustrie schon seit Jahren beschäftigt und immer mehr recycelte Materialien in den Produkten Verwendung finden (bei Nike sollen schon 71 Prozent der Schuhe recycelte Materialien beinhalten), stehen biologische Abbaubarkeit und Kompostierbarkeit von Textilien noch am Anfang der Entwicklung. Erdölbasiertes Polyester braucht an die 400 Jahre, bis es sich zu weiterhin gefährlichem Mikroplastik zersetzt hat, und dann vor allem in den Meeren Schaden anrichtet.
Viel Forschungsarbeit geht deshalb gerade in die Entwicklung von biobasierten synthetischen Fasern, die auf der Grundlage von nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden können. Sie sollen die erdölbasierten Synthetics ersetzen und am Ende auch das Abfallproblem lösen helfen.
Biologisch hergestellte Kunstfasern sind oft biologisch abbaubar – wenn auch nicht alle - und lassen sich unproblematischer entsorgen. Auf diese Weise können in Zukunft sogar Mischgewebe von Naturfasern und synthetischen Fasern bedenkenlos entsorgt werden. Aber auch hier gibt es ein Problem: Es gibt verschiedene Kompostierungsverfahren, nicht alle eignen sich gleichermaßen. Erst recht heißt „biologisch abbaubar“ noch lange nicht, dass die Faser im Meer als Mikroplastik harmlos wäre. Auch die Kennzeichnungspflicht auf den Textilien ist noch nicht so weit, dass man zweifelsfrei erkennen könnte, wie das Produkt am besten entsorgt werden kann.
Immerhin denken bereits die ersten Unternehmen in Richtung Kreislaufwirtschaft. Zu den Pionieren gehört Puma, das 2013 seine „Puma InCycle“ Kollektion auf den Markt brachte. Sie bestand aus T-Shirt, Trainingsanzug, Sneaker und Rucksack und wurde in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Institut EPEA (Environmental Protection Encouragement Agency) entwickelt, das von C2C-Erfinder Michael Braungart gegründet wurde.
Reebok setzt auf erneuerbare Rohstoffe und meldete im April 2017, es will nachhaltige Turnschuhe auf Pflanzenbasis herstellen, die auf Biobaumwolle und Mais basieren und damit kompostierbar sind. „Letztlich ist es unser Ziel, eine breite Auswahl an Schuhen auf Ökobasis zu schaffen, die nach Gebrauch kompostiert werden kann“, so Reebok Future-Chef Bill McInnis. „Wir werden dann diesen Kompost als Teil des Bodens verwenden, um die Materialien für die nächste Schuhreihe wachsen zu lassen. Wir wollen den gesamten Zyklus berücksichtigen, nach dem Prinzip aus Staub erschaffen und zu Staub zerfallen.” Das Unternehmen setzte sein Vorhaben erfolgreich um und legte damit ein gutes Fundament für nachhaltiges Erwirtschaften.
Kreislaufwirtschaft ist ein guter Ansatz zur Wiederverwertung von Materialien und die gesetzlichen Grundlage, nämlich das Kreislaufwirtschaftsgesetz, stellt eine zielführende Umsetzung sicher. Nichtsdestotrotz ist in erster Linie der innovative Geist von Unternehmen gefragt, um kreislauffähige Produkte in Umlauf zu bringen und die Vorgaben gezielt umzusetzen.
Nachfolgend beantworten wir häufig gestellte Fragen zur Kreislaufwirtschaft.
Bei der Kreislaufwirtschaft handelt es sich um ein Produktionssystem, bei dem Güter so lange wie mögliche geteilt, repariert, wiederverwendet, recycelt und aufgearbeitet werden sollen.
Das Recycling bereits verwendeter Produkte verringert den CO2-Ausstoß und ist somit auch umweltschonender. Darüber hinaus spart die Wiederverwertung von Produkten viel Geld und ebnet den Weg für innovative Geschäftskonzepte.
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