Kurz gesagt: Die Branche braucht neue Kennzahlen neben den althergebrachten. Damit haben wir uns im ersten Teil zu den Outdoor-Sourcing KPI bereits beschäftigt.
Doch die Herausforderungen stellen sich nicht nur branchenintern. Sie berühren jeden Einzelnen von uns und das gesamte Wirtschaftssystem. Notwendige Veränderungen betreffen Sourcing, Ökodesign, Einkauf, Produktion, Vertrieb und End-of-Life-Management. Chemikalieneinsatz, CO2-Emissionen und Wassermanagement müssen dem Schutz der Bio-Diversität untergeordnet werden.
Zu abstrakt? Machen wir uns folgende Zahl bewusst: Das Europäische Parlament schätzt, dass die Textilproduktion – insbesondere die Fast Fashion – für satte 20 Prozent der weltweiten Umweltverschmutzung verantwortlich ist.
Wenn die biologische Vielfalt erhalten werden soll, ziehen wir am besten wissenschaftliche Studien als Grundlage für Strategien, Innovationen und Lösungen heran. Sie bilden übrigens auch die Grundlage für französische und europäische Vorschriften zu den Zielen der Nachhaltigkeit, Überwachung und Transparenz. All das soll eine angemessene Due Diligence erzwingen.
„Um die negativen Auswirkungen dieses Phänomens auf die Umwelt zu bekämpfen, will die EU Textilabfälle reduzieren und den Lebenszyklus sowie das Recycling von Textilien erhöhen. Dies ist Teil des Plans, bis 2050 eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen.“ Quelle: Europäisches Parlament, Juni 2023.
Die Kontrolle des Ressourcenmanagements, die Sorgfaltspflicht, die ESG-Berichterstattung – alles drängt auf mehr Effizienz und Transparenz, damit der Impact so gering wie nur möglich bleibt.
Die größten Umweltbelastungen entstehen hier durch Treibhausgase, den Wasserkreislauf und die Verschmutzung durch Kunststoffe. Das betrifft sowohl die Erhaltung der Artenvielfalt als auch die Gesundheit des Menschen, der durch seine Konsumentscheidungen mehr oder weniger gefährlichen Chemikalien ausgesetzt sein kann. Wenn man sich aber auf den effizienten Einsatz von Ressourcen konzentriert, kann die Nachhaltigkeit von Produkten und das Abfallmanagement deutlich verbessert werden.
Einige Marken haben diesen globalen Ansatz vorweggenommen, wie Oxbow™, Rip Curl™ oder Salomon™. Letztere messen zum Beispiel jährlich den Fußabdruck ihres Firmensitzes in Annecy. Andere haben im Rahmen einer Lebenszyklusanalyse den Fußabdruck eines Produkts berechnet, wie z. B. die INDEX Schuhserie von Salomon™ oder der Standard Expedition Parka von Canada Goose.
Die Kontrolle erfolgt durch eine Bewusstseinsbildung, die durch die Führungsebene gedeckt ist, durch eine in die Produktionssysteme eingebundene Wissenschaft sowie durch Rückverfolgbarkeits- und KI-Tools, von denen ein verantwortungsvoller und nüchterner Leistungsindikator ein integraler Bestandteil ist.
„Wenn es uns gelingt, KI zu nutzen, um Daten zu validieren, Unstimmigkeiten aufzuzeigen und potenziell Lücken zu schließen, könnten sich CSR-Manager darauf konzentrieren, gemeinsam mit ihren Partnern die Lieferkette zu optimieren. Wenn sie sich engagieren, können sie einen echten Wert schaffen und positive Auswirkungen erzielen.“ Philipp Mayer, Cofounder of Retraced
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist eine europäische Richtlinie, die darauf abzielt, die Offenlegung von nicht-finanziellen Informationen durch große Unternehmen zu stärken und zu harmonisieren. Sie soll einen transparenten, soliden und kostengünstigen Rahmen für die Informationsbereitstellung bieten, insbesondere in Bezug auf Berichtsstandards und externe Datenprüfung.
In diesem Sinne müssen Beschaffung und Einkauf zwölf übergreifende und thematische Standards einhalten, von denen die Leistungsmessung ein integraler Bestandteil ist. Die fortschrittlichsten Rückverfolgungsinstrumente sind die besten Verbündeten der Marken. Sie sollen das Unsichtbare sichtbar machen, indem sie helfen, Lieferantendaten auf hohem Niveau zu finden, zu verwalten, zu überprüfen und zu sichern.
In einem umgekehrten Lieferkettenprozess könnten Rückverfolgungsfunktionen Abfälle und Fasern tracken und managen, sodass eine transparente und umfassende Kreislaufwirtschaft möglich wird. Neben der Einschätzung des Geschäftsmodells liegt die Hauptaufgabe der nicht-finanziellen ESG-Berichte darin, Environmental- (Umwelt), Social- (Soziales) und Governance- (verantwortungsvolle Unternehmensführung) Aspekte in einer Matrix darzustellen, um ihre Rolle bei der Bewertung von Risiken und Renditen zu bestimmen.
Eine Materialanalyse wurde bereits auf der Website der Decathlon-Gruppe veröffentlicht, die die Anforderungen der Marke mit den von Stakeholdern identifizierten und definierten Anforderungen vergleicht. Diese Arbeit zur Nachvollziehbarkeit des Risikomanagements und der Herausforderungen zur Sicherung von Herkunft und Eigentum durch Zusammenarbeit und Partnerschaft wird ein Schlüssel zur Anpassung sein.
„Durch den Einsatz von Technologie befolgt Decathlon die neuesten, bewährten Praktiken, die vom European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) empfohlen werden, jener Organisation, die für die Festlegung der zukünftigen europäischen Berichtsstandards für Nachhaltigkeitsentwicklung verantwortlich ist.“ Donato Calace, Mitglied der Arbeitsgruppe von EFRAG-Experten für CSRD
Laut dem diesjährigen Bericht „the regeneration rising“ der Kreativ-Agentur Wundermann Thompson sind 83 Prozent der Befragten aus dem Vereinigten Königreich, den USA und China der Meinung, dass Unternehmen und Marken sich stärker darauf konzentrieren sollten, positive Auswirkungen zu erzielen, anstatt der Erde und ihren Bewohnern Schaden zuzufügen.
Doch wie kann dieses Management realisiert werden? Und was bedeutet dieser positive Ansatz? Hierbei handelt es sich um den feinen Unterschied zwischen Paradigmenwechsel, Projektsteuerung und „Greenwashing“. Marken verpflichten sich zu „Klimaneutralität“ – eine Behauptung, die in Frankreich bald verboten sein wird – und sie müssen dies nachweisen, um bestimmte Vorschriften einzuhalten oder ihre Produkte in bestimmten Gebieten verkaufen zu dürfen.
Zum Beispiel verpflichtet sich Haglof™, Produkte langlebiger zu gestalten und alternative Geschäftsmodelle zu erkunden. All Birds™ behauptet, den ersten Netto-Null-Kohlenstoff-Schuh auf den Markt zu bringen. Zertifizierungen und Standards wie bluesign® oder der Global Organic Textile Standard (GOTS) fördern ebenfalls nachhaltigere und verantwortungsbewusstere Praktiken in der Textilindustrie, um die Auswirkungen auf Wasser und Umwelt zu reduzieren. Kohlenstoffkreditsysteme werden eingesetzt, um Kohlenstoffemissionen zu reduzieren. All diese Initiativen werden positiv sein, wenn sie dazu beitragen, einen Unterschied zwischen Kompensation, Erfassung, Verringerung und Beschränkung zu machen.
„90 Prozent des Verlusts der Artenvielfalt sind auf die Gewinnung und Verarbeitung natürlicher Ressourcen zurückzuführen, und viele der wirkungsvollsten Lösungen betreffen neue Wege der Produktion, des Konsums und des Umgangs mit Materialien in einer Kreislaufwirtschaft.“ Quelle: the nordic innovation
Laut der Organisation CEC (Convention des entreprises pour le climat) besteht die regenerative Wirtschaft aus Geschäftsmodellen, die über die Reduzierung von Auswirkungen oder sogar das Ziel „Net Zero“ hinausgehen. Sie zielen auf die Regeneration von ganzen Ökosystemen ab, indem sie sich auf neue und erweiterte Formen der Zusammenarbeit von Akteuren in einem bestimmten Gebiet stützen.
Die regenerative Mode ist ein Konzept, das in der Modeindustrie entsteht und auf einem ganzheitlichen Ansatz basiert, der darauf abzielt, natürliche und soziale Systeme zu reparieren und zu revitalisieren. Sie konzentriert sich auf die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gemeinschaften entlang des gesamten Lebenszyklus von Kleidungsstücken, von der Gestaltung über die Produktion bis zur Nutzung und Entsorgung. Diese Prinzipien sind die gleichen wie bei der regenerativen Landwirtschaft.
Die Herausforderungen und Auswirkungen dieses Systems beziehen sich auf ökologisches Design, Transparenz und die Wiederherstellung von Ökosystemen. Sie strebt an, die Modeindustrie in einen positiven Veränderungstreiber zu verwandeln, indem sie Kreativität und Innovation fördert und engere Verbindungen zwischen Verbrauchern, Designern und Communitys schafft.
Trotzdem: Im Sourcing und in der Produktion sind regenerative Konzepte mit Vorsicht zu genießen. Denn um deren Ziele zu erreichen, müssen starke, überprüfbare Verpflichtungen zur Reduzierung von Auswirkungen und Produktion auferlegt werden, die klare Maßnahmen zugunsten der Artenvielfalt umfassen. Dieses sehr engagierte System interessiert vor allem per se nachhaltige Marken wie Picture Organic™ oder Brands, die zu tiefgreifenden Veränderungen in der Lage sind, wie Fusalp™, die beide am CEC Alpes-Programm beteiligt sind. Das ist auch die Richtung, die die schwedische Marke Haglofs™ zu verfolgen scheint.
Obwohl Wasser mit der Versauerung der Ozeane, dem Süßwasserkreislauf und dem Gleichgewicht der Biosphäre, die auch Wasserdampf enthält, direkt planetare Grenzen betrifft, wird es kaum beachtet.
Laut der UNESCO trägt Wasser vielfältige Werte und Vorteile in sich. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen Ressourcen ist es äußerst schwierig, seinen „tatsächlichen“ Wert zu bestimmen. Dies betrifft den Einsatz in Produktionsprozessen sowie Verschmutzung und Verschwendung.
Laut der internationalen Organisation Fashion Revolution™ bleiben in den schlimmsten Szenarien nur 80 % der Farbstoffe am Kleidungsstück haften, während die restlichen 20 % beim Spülen freigesetzt werden. Jedes Jahr werden nicht weniger als 40.000 bis 50.000 Tonnen Farbstoff in Flüsse abgegeben. Diese Abfälle enthalten Schwermetalle und perfluorierte Verbindungen (PFC), die dazu dienen, Farbtiefen sowie bügelfreie und wasserdichte Eigenschaften zu erhöhen.
Perfluoroctansäure (PFOA) ist in Norwegen seit mehreren Jahren verboten. Dennoch ist Chemie in der Textilindustrie unverzichtbar. Glücklicherweise gibt es Kreislaufpigmente wie bei Dye Recycle™. Ansätze für mineralische, mikrobielle oder biobasierte Pigmente, und PFC-freie Lösungen sind bei Goretex™ oder Singtex™ erhältlich.
„Der nächste große Gesundheitsskandal wird die Toxizität von Kleidungsstücken betreffen.“ Audrey Millet, Historikerin und Forscherin auf dem Gebiet der Textilindustrie, in dem Buch „Noir de la mode.“
Laut ADEME wird jedes Jahr etwa die Vergleichsmenge von 50 Milliarden Plastikflaschen ins Meer geworfen. Die meisten davon enden als winzige Abfälle, die als „Meerjungfrauen-Tränen“ bezeichnet werden. Die Outdoor- und Sportindustrie trägt direkt zu diesen Problemen bei, da Polyester, ein aus Erdöl stammendes Material, das weltweit am häufigsten verwendete Textilmaterial ist.
Es ist dringend erforderlich, diese Herausforderung im Bereich Outdoor-Produkte zu klären. Wie können wir die Risiken, die mit der Verwendung dieser Ressourcen und der Praxis von Outdoor-Sportarten verbunden sind, angehen? Die Marke Vaude arbeitet mit UPM Biochemicals zusammen, um eine Lösung für Outdoor-Bekleidung zu finden, die mit biobasierten Chemikalien hergestellt wird.
„Die Modeindustrie macht derzeit etwa 20 % der weltweiten industriellen Abwässer und 8 % der weltweiten Treibhausgasemissionen aus.“ Quelle: Vereinte Nationen
Um Leistung mit Zurückhaltung, Führung und systematischen Kriterien zu definieren, ist die Harmonisierung des globalen Lieferkettenmanagements notwendig. Dies würde es der Outdoor-Industrie ermöglichen, in ein stabiles und nachhaltiges System voranzuschreiten, mit präziseren Daten, weniger Abfall und Überproduktion. Diese Industrie gehört uns allen, und gemeinsam sollten wir dafür sorgen, dass digitales und verantwortungsbewusstes Know-how zur Norm wird.
Es gibt kein perfektes Produkt oder Verfahren, aber gemeinsam können Marken, Berater, Garnhersteller und Stofflieferanten einen transparenteren, effizienteren und nachhaltigeren Beschaffungsprozess gestalten. Eine nachhaltigere Lieferkette dient der Leistung und erfordert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Bereichen wie Beschaffung, Einkauf, Finanzen, Marketing, Logistik, Angebot und vielen mehr.
Es liegt an uns allen, unseren Beitrag zu leisten. Und neue Ideen sind mehr als willkommen.
1. Wie kann die Sport- und Outdoorbranche nachhaltiger werden?
Die Branche muss sich auf Rückverfolgbarkeit, positive Ressourcenbewirtschaftung, regenerativen Unternehmensmodus und Harmonisierung der Systeme konzentrieren, um Umweltauswirkungen zu reduzieren.
2. Welche Auswirkungen hat die Textilproduktion auf die Umwelt?
Die Textilproduktion, insbesondere Fast Fashion, trägt laut dem Europäischen Parlament zu 20% der weltweiten Umweltverschmutzung bei. Chemikalieneinsatz, CO2-Emissionen und Wassermanagement müssen verbessert werden.
3. Was ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)?
Die CSRD ist eine europäische Richtlinie, die große Unternehmen zur Offenlegung von nicht-finanziellen Informationen verpflichtet. Sie fördert Transparenz und kostengünstige Informationsbereitstellung.
4. Wie fördert die Rückverfolgbarkeit (gemäß CSRD) Nachhaltigkeit?
Rückverfolgungsinstrumente unterstützen Marken dabei, Lieferantendaten zu finden, zu verwalten und zu überprüfen. Dies ermöglicht eine transparente Kreislaufwirtschaft und hilft, Umweltauswirkungen zu reduzieren.
5. Was bedeutet positives Ressourcenmanagement?
Marken setzen auf effizienten Ressourceneinsatz, Zertifizierungen wie bluesign® und Standards wie GOTS, um nachhaltigere Praktiken zu fördern. Kohlenstoffkreditsysteme werden genutzt, um Emissionen zu reduzieren.
6. Welche Rolle spielt Wasser und Chemie in der Textilindustrie?
Wasserkreislauf und chemische Verschmutzung sind große Umweltbelastungen. Initiativen wie Dye Recycle™ und PFC-freie Lösungen bei Goretex™ sind Ansätze zur Reduzierung der Umweltauswirkungen.
7. Wie kann die Outdoor-Industrie die Plastikschwemme stoppen?
Marken wie Vaude suchen nach Lösungen mit biobasierten Chemikalien, um die Verwendung von Polyester zu reduzieren. Es ist wichtig, nachhaltige Praktiken zu fördern, um Umweltauswirkungen zu minimieren.
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