Auf dem Podium der OutDoor by ISPO: Stefan Mohr, Geschäftsführer von Pyua, Jan Lorch, Chief Sustainability Officer bei Vaude, David Ekelund, CEO von Icebug und Guillaume Linossier, Gründer von Saola Shoes.
Während zum Beispiel Letzerer mit seinem Projekt nachhaltig produzierter Outdoor-Schuhe erst seit kurzer Zeit am Markt ist, kann Kollege Jan Lorch auf eine langjährige Erfahrung und Expertise in diesem Bereich zurückblicken – was er dann auch gerne tut. „Wir sind seit zehn Jahren auf dem Weg“, so Lorch, „in allen Bereichen des Unternehmens, und ich glaube: Es ist der einzige Weg, künftig eine Firma zu führen.“
Das größte Problem in den Anfangsjahren sei gewesen: „Heute ist Nachhaltigkeit ja beinahe Mainstream. Damals mussten wir zuerst mal alle im Unternehmen von der Notwendigkeit überzeugen. Da kamen viele Fragen auf: 'Wie? Die Margen werden erst mal runter gehen? Ja, wie viel denn? Und wie lange?' Darauf musste ich sagen: 'Keine Ahnung.'“ Mittlerweile habe man viele Probleme gelöst, sagt Lorch, man kämpfe gegen die absurden Auswüchse des Über-Konsums, achte auf die volle Transparenz der Lieferkette und bilde zudem die Händler in diesem wichtigen Thema fort.
David Ekelund hat sich mit seinem schwedischen Unternehmen Icebug eine ganz besondere Hürde aufgestellt: Seit 2001 stellt man Outdoorschuhe her, und nun soll die Firma bis 2020 ein komplett klimapositives Unternehmen werden, mit Unterstützung der UN und ihrer Initiative „Climate Neutral Now“. Laut Ekelund liegt Icebug nicht nur gut im Plan, sondern sogar darüber: Bereits seit Ende Februar 2019 kompensiert die Firma mehr Emissionen, als sie produziert.
„Wenn es um das Thema Nachhaltigkeit ging, liefen Schuhe lange Zeit unter dem Radar“, sagt Ekelund, und das in einer Branche, die viel mit auf Öl basierendem Material arbeitete. Ekelund weiter: „Dass wir in den vergangenen Jahren schon viel Zeit in das Thema Nachhaltigkeit gesteckt hatten, war hilfreich. Aber, dass es so einfach werden würde, hatten wir nicht erwartet. Als wir die Entscheidung trafen, war das ein Schritt ins Ungewisse. Wir wussten nicht: Wird uns das 20 Cents oder 20 Euro pro Schuh kosten?“
Die Intention sei nicht gewesen, als die Guten dazustehen: „Eine finanzielle Kompensation ist kein Freifahrtschein dafür, so weiterzumachen wie bisher. Wir wollen den größtmöglichen Effekt mit dieser Aktion erzielen, und das geht nur, wenn uns andere folgen. Wenn wir es schaffen, klimapositiv zu sein, können die meisten Marken um uns herum es auch – wenn sie wirklich wollen. Was wir anbieten wollen? A better choice. Und wir brauchen einen Wechsel: vom Konsumenten zu Nutzer.“
Kollege Stefan Mohr, der im vergangenen Herbst mit seiner Sportinvestmentfirma Spin Capital nach dem Lawinen-Airbag-Hersteller ABS auch die Skibekleidungsfirma Pyua gekauft hatte, sieht in der Nachhaltigkeit „einen Game-Changer für alle Industrien“.
Er glaubt, „dass Werbung mit nicht nachhaltigen Produkten bald nicht mehr erlaubt sein wird“ und regt eine Steuer auf solche Produkte an: „Das würde schnell wirken.“ Die Marke Pyua stellt ihre Produkte fast zu hundert Prozent aus recycelten Materialien her, wovon sich Mohr noch großes Wachstumspotenzial verspricht.
Einen ähnlichen Weg geht auch der 2016 von Guillaume Linossier gegründete Schuhhersteller Saloa. Seine Mission: Eco-Design unter der Verwendung von möglichst viel biobasiertem Recyclingmaterial. Schließlich sei die Schuh-Industrie nach Öl und Gas der größte Umweltverschmutzer weltweit.
Und so bastelt Saloa Schuhe aus alten Plastikflaschen, Kork, Algenschaum und organischer Baumwolle. „Wir sind gerade erst im zweiten Jahr, aber wir sehen dieses Commitment zur Umwelt als unser Flagship.“
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