Keine Frage: Der ökologische Fußabdruck der Sportbranche ist riesig. Doch die Szene scheint aufzuwachen. Schon auf der ISPO Munich 2020 war Nachhaltigkeit ein großes Thema – so groß, dass jede Marke ignorant erschien, die dazu nichts zu sagen hatte. Allen voran warben die Outdoor-Marken mit Nachhaltigkeit – sind es doch vor allem ihre Kunden, die ihre Freizeit draußen verbringen und die Natur zu schätzen wissen.
Auch der Running-Sektor will grüner werden und hat für 2021 das Tempo angezogen: Immer mehr Marken probieren sich an Materialien aus recyceltem Plastik, überdenken Lieferketten und Transportwege oder versuchen Produkte auf Erdöl-Basis durch umweltfreundlichere zu ersetzen. Es gelingt längst noch nicht allen: Von 19 befragten Brands sind durchschnittlich gerade mal 1,6 Marken als zumindest teilweise nachhaltig produzierend zu bezeichnen, so Urs Weber von der Läuferzeitschrift „Runner’s World“. Die meisten beschäftigten sich aber mit dem Thema: Lediglich 35 Prozent der Laufmarken haben ihrer eigenen Nachhaltigkeit bisher noch gar keine Aufmerksamkeit geschenkt.
Adidas ist einer Runner’s-World-Umfrage zufolge mit Abstand die nachhaltigste Laufschuhmarke von allen, gefolgt von Asics. Brooks, Salomon und Nike liegen mit ihren Produkten dicht beieinander auf dem dritten bis fünften Rang, On folgt auf Platz sechs. Die Top Ten der nachhaltigsten Laufschuh-Marken im Überblick:
- Adidas: 34 %
- Asics: 19 %
- Brooks: 14 %
- Salomon: 13 %
- Nike: 13 %
- On: 11 %
- New Balance: 8 %
- Hoka One One: 6 %
- Saucony: 6 %
- True Motion: 5 %
Ein gewisser Druck, Schuhe und Bekleidung für Läufer in Zukunft nachhaltiger zu produzieren, kommt auch von den Kunden selbst: Jeder Vierte von insgesamt 10.576 befragten Läufern verschiedener Alters- und Leistungsklassen ist bereit, für nachhaltige Produkte mehr Geld auszugeben. Nach den drei Hauptkriterien gefragt, die ein Laufprodukt für sie nachhaltig machen, antworteten die Teilnehmer der Umfrage:
- Langlebigkeit: 52 %
- Umweltfreundliche Produktionsprozesse: 48 %
- Verwenden recycelter Materialien: 36 %
- Fair gehandelte Ware: 35 %
- Material aus nachwachsenden Rohstoffen: 23 %
- CO2-neutrale Produktion: 22 %
- Kurze Transportwege: 20 %
- In der EU hergestellt: 16 %
- Transparente und nachvollziehbare Produktionsprozesse: 16 %
Immerhin jeder Vierte gab an, in den vergangenen zwölf Monaten beim Kauf eines Produkts schon einmal auf Nachhaltigkeit geachtet zu haben. Besonders wichtig war das bei Laufschuhen, -shirts, -jacken und -hosen. Fast alle Teilnehmer der Umfrage – 97 Prozent – möchten in Zukunft besser auf Nachhaltigkeit achten, wenn sie ein neues Lauf-Produkt kaufen.
Andrej Zwer, Category Director bei Adidas Terrex, freut sich, dass sein Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit ganz vorn liegt: „Ich denke, man kann sagen, dass wir das Thema Nachhaltigkeit bei Adidas ganzheitlich betrachten. Dabei achten nicht nur auf natürliche oder recycelte Materialien, sondern auch auf die kleinen Dinge. Auch das kleine Band, mit dem das Etikett am Schuh oder an einem Kleidungsstück befestigt ist, besteht bei uns nicht mehr aus Plastik.
Caspar Coppetti von On, dessen Laufschuh “Cyclon” auf der ISPO Munich Online den ISPO Award Sustainability gewonnen hat und zum ISPO Award Product of the Year im Segment Running & Fitness gekürt wurde, findet auch, dass die Laufbranche besser wird in Sachen Nachhaltigkeit. „Doch wir müssen noch viel aufholen.“
Der spanische Trailrunner Kilian Jornet findet, dass die Sportbranche auf einem guten Weg ist, was Nachhaltigkeit angeht: „Ich bin so froh darüber, dass dem Thema auf der ISPO Munich Online ein ganzer Tag gewidmet wurde, und sehr dankbar für jede Marke, die sich damit beschäftigt. Das ist enorm wichtig!“ Ebenso wichtig sei, dass Industrie, Spitzensportler und Verbraucher an einem Strang zögen: „Wir wissen längst, was wir unternehmen müssen, um das Klima zu retten, denn die Wissenschaftler sagen es uns seit Jahren. Nicht zu wissen, was zu tun ist, kann heute keine Ausrede mehr sein. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“
Es sei alles andere als sinnvoll, zu Lauf-Wettkämpfen auf der ganzen Welt zu reisen, gestand Jornet in seiner Impulse Speech zum Tag der Nachhaltigkeit auf der ISPO Munich Online: „Das mag für uns Läufer toll sein, aber für die Umwelt ist es eine Katastrophe.“ Der Katalane, der selbst jedes Jahr zu internationalen Rennen fliegt, hat sich deshalb eine Obergrenze an CO2-Emissionen gesetzt, die er zudem durch Spenden kompensiert. Outdoor- und die Running-Branche müssten eng zusammenarbeiten und gemeinsam über Nachhaltigkeit reden, so der 33-Jährige: „Outdoorsportler sind nah an der Natur. Wir sollten ein Vorbild für alle anderen sein und uns überlegen, wie wir den Wandel schaffen können. Lasst uns die Nummer eins werden und es endlich anpacken!"
Ob nun Running oder Outdoor: Welche Branche in Sachen Nachhaltigkeit jetzt nach vorn prescht und schneller ist als die anderen, ist eigentlich zweitrangig.
Das Wichtigste ist wohl, dass das Thema mittlerweile in der Industrie und in den Köpfen der Kunden angekommen zu sein scheint. Dass wirklich etwas ins Rollen zu kommen scheint. Und dass alle dasselbe Ziel haben: den ökologischen Fußabdruck des Sports zu verkleinern.
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