Demnach wurden 2019 in Österreich 439.000 Fahrräder verkauft. Das entspricht einem Rückgang von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der durchschnittliche Absatz in den 2010er-Jahren lag bei 413.500 Stück.
Statt immer weiter steigender Absatzzahlen ist eine Marktsättigung und Seitwärtsbewegung erkennbar: Kunden greifen vermehrt zu hochwertigen Materialien und höherpreisigen Produkten mit umfassender Ausstattung. Sportartikel werden technischer, individualisierter und digitaler. Dabei vertrauen die Konsumenten auf professionelle Beratung im Fachhandel. Ein Indikator dafür ist auch der hohe Anteil an Radhändlern und freien Händlern von schätzungsweise 50 Prozent.
Durch diesen Qualitäts-Trend in der Nachfrage ist der Durchschnittspreis der Fahrräder 2019 um über 25 Prozent auf 1.585 EUR gestiegen. Gleiches zeigt sich auch bei den E-Bikes: Der Durchschnittspreis liegt bei 2.809 EUR (+4 Prozent). Der Umsatz mit Fahrrädern steigt dadurch auf 700 Millionen EUR (+20 Prozent) und beträgt erstmals über 25 Prozent des Gesamtumsatzes der österreichischen Sportartikelbranche (2,77 Millionen EUR).
Mitverantwortlich für den gestiegenen Umsatz ist der starke Absatz von E-Bikes. Pedelecs sind in der Breite angekommen, von einem Trend ist nicht mehr zu sprechen. Mit 170.000 Stück kommen E-Bikes auf einen Marktanteil von 39 Prozent (+ 6 Prozent). Damit ist Österreich einer der stärksten Märkte in Europa und führend im deutschen Sprachraum (Schweiz 36,6 Prozent, Deutschland 31,5 Prozent). Mehr als zwei Drittel des Gesamtumsatzes mit Fahrrädern sind auf die E-Bike Verkäufe zurückzuführen (480 Millionen EUR, 69 Prozent).
Unter den Pedelecs ist das Segment der E-Mountainbikes 2019 (77.432 Stück, +23 Prozent) am stärksten gestiegen. Dennoch liegen in absoluten Zahlen die E-Bikes mit STVO Ausstattung (91.768 Stück) klar vor den E-Mountainbikes. Das unterstreicht die Alltagstauglichkeit der elektrisierten Fahrräder.
Der Verkauf von regulären, nicht elektrischen Fahrrädern sank von 2018 auf 2019 um 18 Prozent (2019: 196.224 Stück). Das ist auf die hohe Nachfrage nach E-Bikes zurückzuführen. Bei Kinder- und Jugendfährrädern wächst der Markt hingegen: 2019 wurden 71.997 (nicht motorbetriebene) Kinder- und Jugendfahrräder verkauft. Das entspricht einem Zuwachs von 5,5 Prozent.
Besonders bei Kinder- und Jugendrädern setzten die Konsumenten auf die Beratungs- und Servicekompetenz des Sport- und Fahrradfachhandels – nicht zuletzt aufgrund des Sicherheitsaspektes. „Nur ein passendes, gut eingestelltes und gewartetes Fahrrad, ist ein sicheres Fahrrad”, betont der Sprecher der ARGE Fahrrad, Hans-Jürgen Schoder.
Der Beginn der Corona-Krise in Österreich hatte massive Auswirkungen auf die Fahrrad-Branche. Im Monat vor Ostern werden üblicherweise etwa 50 Prozent aller Fahrräder verkauft. „Fahrradkäufe zu Ostern sind Anlasskäufe und werden nicht im Mai oder Juni nachgeholt. Das werden wir trotz des Ansturms auf einige wenige Geschäfte nicht mehr aufholen können“, meint Michael Nendwich, Geschäftsführer des VSSÖ.
Aufgrund der positiven Verkaufszahlen der letzten Jahre sind die Lagerbestände sehr hoch und mit teilweise bis zu 30 Prozent höheren Lagerkosten verbunden. Die Branche rechnet mit Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent im Sommer und bis zu 30 Prozent im Winter. „Am stärksten durch die Corona-Krise betroffen sind die Fachgeschäfte, viele kämpfen ums Überleben. Um die Zukunft der österreichischen Mobilität gesund und nachhaltig zu gestalten, braucht es jedoch mehr Fahrradgeschäfte und nicht weniger“, so Nendwich.
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