Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? Fürs Schwimmen trifft dieser Spruch nicht zu. Denn Erwachsene können durchaus noch schwimmen lernen und zwar bis ins hohe Alter. Der Willen dazu ist, eine solide Gesundheit vorausgesetzt, die einzige Bedingung. Selbst wer Angst vor dem Wasser hat, kann das Projekt schwimmen lernen in Angriff nehmen. Sogenannte Aquaphobie-Kurse der Schwimmschulen oder Schwimmhallen helfen dabei, die Scheu vor dem nassen Element zu überwinden. Die Mühe lohnt: Denn schließlich können alle Menschen ungewollt in Situationen kommen, wo es lebenswichtig ist, sich über Wasser zu halten. Außerdem eröffnen sich ganz neue Freizeit- und Sportmöglichkeiten, die ohne großen Aufwand und materiellen Einsatz ein Leben lang ausgeübt werden können. Entspannte Bootsausflügen oder der Urlaub am Strand sind nur zwei Beispiele dafür.
Selbst bei körperlichen Problemen wie Gelenkbeschwerden oder Behinderungen ist Schwimmen für viele Menschen bis ins hohe Alter eine Freude. Schließlich ist im Wasser manches an Betätigung möglich, was an Land gerade aufgrund körperlicher Beschwerden nicht mehr so einfach geht. Schwimmen stärkt dabei zugleich die Fitness und Gesundheit.
Jeder Vierte kann nicht schwimmen
23 Prozent der Bundesbürger können nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gar nicht oder nicht sicher schwimmen. Die Hilfsorganisation, die sich vor allem der Wasserrettung verschrieben hat, bildet Rettungsschwimmer aus, stellt in vielen Schwimmhallen und Freibädern ehrenamtliche Bademeister und bietet Schwimmkurse an. Diese richten sich an Anfänger jeden Alters. Für Erwachsene werden eigene Gruppen gebildet. Je nach personeller Kapazität wird sogar versucht, Einzelunterricht zu ermöglichen. Voraussetzung ist die Mitgliedschaft in der DLRG.
Schwimmen lernen: Personal Trainer anheuern
Erwachsene, die Schwimmen lernen wollen, tun sich meist schwer mit der unbekannten Materie. Gründe sind nicht so sehr Alter, Körpergröße und Gewicht, sondern die mentalen Hürden. „Erwachsene denken viel mehr nach als Kinder, wenn sie schwimmen lernen, sie handeln nicht so intuitiv“, erklärte Harald Rehn von der DLRG-Bundesgeschäftsstelle in Bad Nenndorf im Interview mit der Deutschen Presseagentur dpa. Deshalb müssten Schwimmlehrer bei älteren Schwimmanfängern besonders sensibel vorgehen.
Schwimmen lernen ohne Zuschauer
Wem es peinlich ist, nicht schwimmen zu können, der hat verschiedene Möglichkeiten, unter Ausschluss der Öffentlichkeit schwimmen zu lernen. Die frühen Morgentermine in den Schwimmhallen sind relativ sicher vor Zuschauern. Einzelstunden beim Bademeister oder privaten Schwimmlehrern sind ebenfalls eine gute Option, Publikum aus dem Weg zu gehen. In Erwägung gezogen werden könnte zudem ein Schwimm-Urlaub für Anfänger fernab der Heimat. Auch der „Enkel-Trick“ beim schwimmen lernen ist beliebt: Man meldet sich als Erwachsener mit seinen Kindern oder Enkeln im Vorschulalter zu einem eigenen kleinen Privatkurs bei einer Schwimmschule an und geht nicht nur als Begleitperson mit, sondern übt mit den Kleinen gemeinsam. Gerade Vierjährige haben schon viel Spaß im Wasser, brauchen aber normalerweise noch ein bis zwei Jahre, bis Koordination und Ausdauer ausreichen, damit sie wirklich sicher schwimmen können. Genug Zeit, um auch als älterer Mensch die Schwimmbewegungen zu automatisieren.
Schwimmen lernen mit körperlichen Einschränkungen
Gerade bei der Gesundheitsvorsorge und der Gesunderhaltung ist das Schwimmen ein großer Gewinn für ältere Erwachsene. „Wer es nicht kann, nimmt sich selbst Möglichkeiten, an sozialen Ereignissen teilzuhaben und sich fit zu halten“, sagte Andreas Bieder von der Deutschen Sporthochschule Köln der dpa. Es handele sich gerade in der zweiten Lebenshälfte um ein ideales Training, so Bieder, Leiter des Kölner Lehr- und Forschungsgebietes Schwimmen. „Ältere Menschen haben häufiger Probleme am Bewegungsapparat oder Gelenkverschleiß an Knien oder Hüften. Beim Schwimmen kann ich mich bei relativ geringer Gelenkbelastung bewegen, die Muskeln trainieren und Herz-Kreislauf-Training machen.“ Auch für übergewichtige Menschen sei die Bewegung im Wasser leichter und dadurch angenehmer.
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