Beim Klettern lernst du, dich vollkommen auf dich selbst zu konzentrieren, du bist an der frischen Luft und tust etwas Gutes für deine Gesundheit - auch für die mentale. Gesundheit ist zum Megatrend geworden, und das nicht ohne Grund: Sie beeinflusst nicht nur unsere Leistung im Sport, sondern unseren kompletten Alltag.
Beim Alpinklettern kann ich über meine Grenzen hinauswachsen und mich auf eine ganz andere Art und Weise kennenlernen. Ich kann mich noch ganz gut an meine erste alpine Klettertour erinnern: Kopfkino, wenig Vertrauen ins Equipment und Seilsalat vom Feinsten.
Drei intensive Jahre später kann ich sagen: beim Alpinklettern macht man Erfahrungen fürs Leben.
- Grenzen kennenlernen und verschieben
- Disziplin und Durchhaltevermögen
- Mit Rückschlägen umgehen
- Auf eigene Fähigkeiten vertrauen
- Ruhe bewahren
- Vertrauen in den Partner
- Sich auf das Wesentliche konzentrieren
- Sicherheit schätzen
- Demütig bleiben
Seit dem ersten Tag arbeite ich an meinen Grenzen. Grenzen, die am Anfang ganz nah waren, dehnen sich aus, rücken in die Ferne. Das kommt mit der steigenden Erfahrung: denn jede Klettertour, die ich mache, gibt mir so viel Neues.
Gerade bei alpinen Touren stoße ich das eine oder andere Mal an meine Grenzen, das muss aber gar nichts Schlimmes sein. Ganz im Gegenteil: Wer seine Grenzen kennt, kann sie auch verschieben, wenn er dranbleibt - und das gilt nicht nur am Berg.
Wenn du gerade mitten in der Route stehst, oder am Gipfel ankommst, kannst du nicht einfach sagen: „Tja, ich habe jetzt keine Lust mehr, ich höre jetzt mal auf“. Egal, ob du schon müde bist, oder einfach nur keine Lust mehr hast. Zurück ins Tal musst du immer.
Jeder, der sich beim Alpinklettern ausprobiert, wird früher oder später merken: Wer hochklettert, muss auch wieder runter. Das habe ich aber auch auf meinen Alltag übertragen.
Wenn ich mit einer Aufgabe anfange, bringe ich sie auch zu Ende und höre nicht mittendrin auf. Das erleichtert mir den Alltag ungemein und ist auch für meine berufliche Karriere eine super Sache.
Immer wenn ich ein Motivationsloch habe, sage ich zu mir: „Das schaffst du doch auch auf dem Berg. Dann kannst du deine Aufgaben zu Hause unter vereinfachten Bedingungen genauso gut fertigbringen.“ Für mich wirkt das Wunder.
Nein, es wird nicht jede Tour von Erfolg gekrönt sein. Am Anfang war ich so versteift darauf, dass jede Tour funktionieren muss.
Diese Einstellung war aber ziemlich falsch, wie es sich herausstellte. Die wahre Stärke und Größe beim Alpinklettern liegt darin, Gefahren zu erkennen und auch mal umdrehen zu können.
Leichtsinniges Handeln ist hier fehl am Platz, zumindest, wenn du lange leben möchtest. Es ist nicht immer einfach, eine Tour abzubrechen - und leider auch nicht immer möglich.
Du lernst jedoch die Gefahren einzuschätzen, eine Entscheidung zu treffen und vor allem, mit dieser Entscheidung deinen Frieden zu finden.
Früher dachte ich immer, umzudrehen ist nur etwas für Schwache. Doch mittlerweile höre ich auf mein Bauchgefühl: lieber einmal zu viel abbrechen, als gar nicht mehr zurückzukommen.
Gerade beim Alpinklettern brauchst du dir selbst nichts vorzumachen: wenn du dir sicher bist, dass es mit einer Route nichts wird, weil dein Können einfach nicht ausreicht, lernst du, wie du dir das selbst kommunizierst.
Manchmal ist es aber auch einfach nur der Kopf, der verrückt spielt und einem zuflüstert: „Du schaffst das nicht!“ Das ist mir auch schon oft genug passiert.
Mit der Zeit lernt man aber, seine Fähigkeiten und das Können richtig einzuschätzen und zu entscheiden, ob man eine Route wirklich abbrechen sollte, oder ob man sich selbst etwas vormacht.
Das gilt übrigens auch im Alltag: Du baust Vertrauen in dich selbst und deine Fähigkeiten auf. So kannst du tägliche Aufgaben und Hürden besser meistern und auch mal sagen: „Du schaffst das nicht!“, und dir Hilfe holen.
Beim Alpinklettern kann immer etwas schiefgehen, egal, wie erfahren und wie gut du vorbereitet bist. Das Wetter schlägt um, du findest den Einstieg nicht, du versteigst dich in der Wand. Das kann schnell kritisch werden.
Da heißt es: nicht in Panik geraten und einen kühlen Kopf bewahren. Das ist allerdings oft einfacher gesagt als getan: anfangs fiel mir das äußerst schwer. Selbst in Situationen, die ich eigentlich beherrscht habe, war es um mich geschehen.
Mein Herz fing an zu rasen, Tränen schossen mir ins Auge und ich fing an, Panik zu bekommen. Das Problem ist nur: Das wird dir in keiner Situation helfen.
Ich musste anfangen, mit mir selbst in den Dialog zu gehen: "Okay, es ist zwar gerade kritisch, aber ich kann mein Können anwenden, um aus dieser Situation herauszukommen. Ich muss Ruhe bewahren." Dann atme ich erstmal tief durch, versuche die Situation einzuschätzen und suche nach möglichen Lösungen.
Im Alltag mache ich es genauso: Ich verliere meine Nerven nicht mehr so oft, egal, um was es geht. Ich atme durch. Und ich bewahre Ruhe und suche nach Lösungen.
Beim Alpinklettern lernst du, dich auf andere zu verlassen. Denn streng genommen musst du dein eigenes Leben deinem Kletterpartner anvertrauen. Da lernst du früher oder später die Stärken und Schwächen ungefiltert kennen. Seilschaften sind auch oft im privaten Leben ein Paar.
Von diesem aufgebautem Vertrauen kannst du natürlich auch privat profitieren - ich spreche aus Erfahrung. Die gemeinsamen Erlebnisse, die überwundenen Hürden, stärken die Beziehung und helfen auch im Alltag, Probleme zu meistern und in jeder Situation auf den anderen zählen zu können.
Beim Alpinklettern lässt du Probleme am besten zu Hause. Spätestens, wenn du am Einstieg einer Klettertour stehst, sind die Probleme von Zuhause weit entfernt: Du musst im Hier und Jetzt sein. Nur der Moment darf zählen. Alles andere ist in dem Moment unwichtig und wäre außerdem sowieso eine zu große Ablenkung.
Diesen Filter kann ich mittlerweile im Alltag auch ganz gut ansetzen. Ich schaffe es, alles andere auszublenden und mich nur auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Es gibt wohl kaum etwas Schöneres, als nach einer langen, erfolgreichen Kletter- oder Mehrtagestour zu Hause anzukommen. Plötzlich ist das Sofa besonders gemütlich, das Bett weicher als zuvor.
Na ja, manchmal denke ich mir auch während der Tour: „Wäre ich doch mal lieber zu Hause geblieben.“ Aber am Ende freue ich mich doch immer, wenn ich eine alpine Klettertour geschafft habe.
Wenn du mitten an einer Wand stehst, merkst du erst, wie winzig du selbst eigentlich bist. So oft staunte ich schon darüber, wie wenig Einfluss wir auf unsere Natur haben.
Die Berge geben den Ton vor, wir selbst können nur schauen, dass wir nach unserem besten Wissen und Gewissen handeln, uns anpassen und unsere Erfahrungen abrufen, damit wir möglichst sicher unterwegs sein können.
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