Vom dritten bis fünften August sind die schnellsten Downhiller in den schottischen Highlands unterwegs. Kompromisslos, fokussiert und mit einer gehörigen Portion Risikobereitschaft werden sie an den Start gehen. Wir stellen mit Jackson Goldstone, Jordan Williams, Andreas Kolb und Vali Höll vier der inspirierendsten jungen Downhill-Profis vor.
Auf seinen Start im Elitefeld haben alle gewartet: Jackson Goldstone. Der Kanadier fuhr im vergangenen Jahr noch bei den Junioren und startet in dieser Saison das erste Mal bei den Herren. Doch durch Social Media kennt den jungen Kanadier die MTB-Community schon, seit er Laufrad fahren kann. Er ist wortwörtlich auf dem Bike aufgewachsen, sagt die mehrfache Weltmeisterin Rachel Atherton. Was sie damit meint, transportiert eines der ersten MTB-Kids-Videos, das viral gegangen ist.
Der kleine Laufrad-Fahrer entwickelte sich zu einem der größten Versprechen im Mountainbiken. Das erste Ausrufezeichen setzte Goldstone, als er 2022 als Debütant die Red Bull Hardline, das vermutlich härteste offizielle Downhill-Rennen im Profizirkus, gewann. Der Kurs in Wales enthält 30-Meter-Sprünge, rund 14-Meter hohe Drops und anspruchsvolle Passagen in steilstem, felsigem Gelände. Nur wenige Downhill-Profis gehen hier an den Start.
In die WM startet er als frischgebackener Weltcupsieger. Der Kanadier gewann das letzte Rennen vor der WM in Val di Sole und ist absoluter Topfavorit auf den WM-Titel. „Bei seinem ersten Weltcup-Sieg in Val di Sole hat er mit seinem Sieg bereits gezeigt, dass seine fehlende Erfahrung durch unglaubliche Skills und Spaß am Biken wettgemacht werden kann“, sagt Jasper Jauch über den 19-Jährigen. Jauch ist MTB-Profi, Youtuber und hat als ehemaliger Weltcupfahrer noch sehr gute Einblicke in die Rennszene. Weiter erkennt der Deutsche bei „dem Rohdiamanten, eine gewisse Frische in Rennabläufen und keine verkopfte Herangehensweise bei der Fahrwerkabstimmung. Außerdem hat Jackson ein lustiges und erfahrenes Team im Hintergrund.“
Neben Fünffach-Weltmeister Loic Bruni aus Frankreich, seinem kanadischen Landsmann Finn Iles, dem Franzosen Loris Vergier könnte ein anderer „Young Gun“ Jackson Goldstone die Show stehlen. Einer, der dies schon einmal geschafft hat: Jordan Williams. Der Brite ist genauso alt wie Goldstone und fuhr ebenfalls im vergangenen Jahr noch bei den Junioren. Dort holte er auch den WM-Titel. Doch im Gegensatz zum Kanadier war er nur den eingefleischten MTB-Experten ein Begriff. Das änderte sich schlagartig, als er sensationell beim Auftakt-Weltcup in dieser Saison in Lenzerheide die schnellste Zeit und damit den Sieg einfuhr – und das bei seinem ersten Downhill-Weltcup in der Elite-Klasse.
Jasper Jauch hat aber noch einen Geheimfavoriten in petto: Andreas Kolb. „Aus meiner Perspektive gehört Andi Kolb auch noch zu den Jungen und ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn der humorvolle Österreicher den Titel gewinnt.“ Kolb hat erst 2012 richtig mit dem Downhillbiken begonnen und sich stetig verbessert. Vergangenes Jahr dann der erste große Meilenstein: Kolb wurde Europameister. In diesem Jahr durfte er seinen ersten Sieg bei einem Weltcuprennen feiern. Beim Heimrennen in Leogang brachte der 27-Jährige die Fans zum Ausrasten. Insgesamt reist er als Viertplatzierter im Gesamtweltcup zur WM nach Schottland.
Für einen österreichischen Doppelsieg in Leogang sorgte Vali Höll. Ähnlich wie Goldstone kennt sie trotz ihrer jungen 21 Jahre jeder in der Mountainbikeszene. Schon früh prophezeiten die Experten Höll eine große Karriere, mit 13 Jahren unterschrieb sie ihren ersten Profivertrag.
„Vali Höll hat einfach ein unfassbares Talent“, sagt Jauch. „Sie ist mit dem Mountainbike aufgewachsen, hatte zu jederzeit tolle Menschen und erfahrene Biker*innen um sich.“ Sie habe eine exzellente „Reaktion, Balance und Linienwahl“ sagt der Youtuber anerkennend. So ist sie bei der WM auch die große Favoritin auf den Titel, den sie bereits im vergangenen Jahr gewann.
Dabei hat sie seit ihrem Start in der Eliteklasse vor zwei Jahren auch lernen müssen, mit Rückschlägen umzugehen. Verletzungen und Stürze bei ihrem Heimrennen und bei ihrer ersten Elite-WM sowie der hohe Erwartungsdruck verlangten alles von der Ausnahmesportlerin ab. Der Vorteil: Mit dem Druck, der auf einer Titelverteidigerin lastet, dürfte sie in Schottland umgehen können.
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