Die skandinavische Laufmarke Saysky setzt seit ihrer Gründung im Jahr 2013 auf Performance-Kleidung mit relaxtem Style und räumte damit 2016 bei ISPO Brandnew als Category Winner ab.
Gründer und CEO Lars Pedersen erklärt im Interview mit ISPO.com, warum er mit Saysky lieber aneckt, als Adidas und Nike hinterherzulaufen und wie wichtig Spezialhändler für seine Marke sind.
Auf der ISPO Munich 2020 stand das Thema Nachhaltigkeit besonders im Fokus. Kaum eine Apparel-Marke, bei der es nicht um natürliche Rohstoffe, Ocean Plastic, Recycling oder gar Upcycling ging. Bei euch ging es dafür mehr um Style und Spaß.
Ich finde das super, und es ist wirklich wichtig, dass wir alle, also Kunden, Händler und Hersteller, möglichst wenig Müll produzieren und nachhaltig wirtschaften. Bei Saysky gibt es einen Spruch: „We care but we don’t give a fuck“. Will heißen: Wir tun alles, um nachhaltig zu handeln. Wir verschicken unsere Teile in kompostierbarem Plastik, das sich in zwei bis vier Jahren komplett abbaut. In Zukunft schneidern wir aus recyceltem Polyester.
Da haben andere schon einen Vorsprung.
Klar, in diesem speziellen Fall schon. Aber für kleine Marken war es bis vor Kurzem kaum möglich, die richtigen Stoffe zu bekommen. Wir wollten vor zwei Jahren schon damit loslegen. Aber damals hätte ich eine Tonne Stoff kaufen müssen. Die Nachfrage war einfach zu gering, als dass sich kleine Chargen für die Hersteller gelohnt hätten. Das wäre auch nicht nachhaltig gewesen. Das hat sich dann irgendwann innerhalb eines halben Jahres komplett geändert – zum Glück.
Trotzdem ist es bei Saysky auffällig still um das Thema Nachhaltigkeit.
Wie gesagt: Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern Teil unseres Mindsets. Bei allem, was wir tun, denken wir das mit, schon immer und aus Überzeugung. Es ist aber nicht unser USP. In zwei oder drei Jahren gibt es in der Sportbranche wahrscheinlich gar keine Kunstfasern mehr, die nicht aus Müll, Speiseabfällen oder Algen hergestellt werden. Das wird toll. Wenn dann aber das Hauptargument für eine Marke ist, dass sie nachhaltig produzierte Stoffe verwendet – wie kann sie sich dann von anderen unterscheiden? Die Saysky-DNA ist Freundschaft, Kameradschaft, Spaß am Sport und dergleichen – das unterliegt keinen Trends. Neben Qualität und Design ist das ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Wie zeigt sich das in der Saysky-Kollektion?
Nachhaltigkeit bedeutet auch, dass wir keine Modelle nur für eine Saison machen. Was wir in den Handel bringen, soll sehr gut funktionieren, klasse aussehen und unseren Kunden wirklich gut passen. Vor allem aber: Unsere Teile halten ziemlich lange. Was soll ich da jedes Jahr alles neu erfinden? Bei uns spart das Zeit, Energie und Ressourcen, der Kunde auf der anderen Seite hat immer coole aktuelle Teile an – und kann sein Lieblingsteil im Zweifel auch einmal nachkaufen.
Dann ist also die Reduktion ein Schlüssel eures Erfolgs.
Wenn du dir skandinavisches Design anschaust, dann ist das sehr oft reduziert und auf das Wesentliche fokussiert. Da geht es um klare Formen und hohe Funktionalität. Wir machen nichts anderes. Andere Marken für Läufer kombinieren jedes Jahr neu die unterschiedlichsten Technologien, fügen Extra an Extra. Wir wollen einfach top- funktionierende Laufbekleidung machen. Für uns bedeutet das: gute Stoffe in guten Schnitten und das ganze Brimborium weglassen.
Saysky hat als ISPO Brandnew Category Winner 2016 schon in den ersten Firmenjahren einiges richtig gemacht. Hast du einen Tipp für die Newcomer von heute?
Es ist okay, anders zu sein als die anderen. Ich glaube ja, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn dich die Leute für ein bisschen verrückt halten; das bedeutet doch, dass du etwas machst, was es so noch nicht gegeben hat. Wenn alle sofort kapieren, was du vorhast, bist du wahrscheinlich ziemlich nah an der Norm. Eine Marke im Sportbusiness aufzubauen ist richtig harte Arbeit. Und es braucht Geduld, nicht vom Weg abzuweichen. Zum anderen brauchst du an der einen oder anderen Stelle auch einfach Glück, musst im richtigen Moment die richtigen Leute treffen. Und du musst die richtigen Momente erkennen.
Worauf muss man besonders achten?
Guter Service gewinnt! Das gilt im stationären Handel genauso wie online. Da hat sich im Prinzip auch nichts geändert – das war schon immer Trend. Viele vergessen das leider und meinen, es reiche aus, online verfügbar zu sein oder morgens die Ladentür aufzusperren.
Speziell das Verhältnis von Marke und Händler hat sich zuletzt stark gewandelt.
Klar, das ist deutlich ausgeglichener geworden. Früher konnte ich als Marke meine Produkte nur verkaufen, wenn sie dem Verkäufer gefallen haben. Heute kann ich den Kunden auch direkt ansprechen, das hat das Verhältnis natürlich komplett verändert. Wir freuen uns sehr, wenn sich ein Händler mit unserem Produkt auseinandersetzt, sich darauf einlässt und das gut verkauft – von diesem partnerschaftlichen Verhältnis profitieren beide Seiten. Wenn ein Händler das nicht möchte, erreichen wir die Leute online trotzdem. Es gibt keine Gatekeeper mehr. Für kleine Unternehmen ist das eine Riesenchance.
Saysky hat einen sehr relaxten Auftritt. Das kommt nicht bei jedem Läufer an.
Was ich mich immer gefragt habe: Warum musst du schnell aussehen, um schnell zu sein? Deshalb gibt es bei uns auch Prints mit Blumen oder Hamburgern. Wir wollen schnell sein, dabei aber locker bleiben. Das ist auch gut für den Kopf und gibt dir mentale Stärke. Das bringt dich weiter, als wenn du dich vor lauter Konzentration verkrampfst.
Wie wichtig ist die eigene Identität im Sportbusiness?
Nehmen wir Adidas und Nike – die sind ein wenig wie Pepsi und Coke, die Unterschiede sind nicht besonders groß. Uns geht es darum, mit Saysky eine ganz eigene Markenidentität zu haben und eigene Trends zu setzen. Wir wollen niemanden imitieren, niemandem nachlaufen. Das ist aber auch eine Herausforderung. Viele traditionelle Sporthändler sind es gewohnt, nur die großen Brands im Shop zu haben, die eh jeder kennt. Das muss man auch verstehen – die großen Marken stehen stabil da und sind über viele Jahre verlässliche Partner.
Neue Wege zu gehen bedeutet Arbeit für den Shop.
Auf eine Marke wie Saysky muss man sich einlassen, seine Leute schulen, die Produkte aktiv verkaufen. Das kostet Mühe. Ich sehe uns deshalb eher in spezialisierten Laufshops, in denen die Leute wirklich beraten werden. Die Kunden dort wollen das Wissen des Verkäufers. Und genau dort ist Saysky eine tolle Marke, mit der sich der Spezialist weiter von den großen Ketten abheben kann. Unsere Klamotten gibt es einfach nicht an jeder Ecke. Um mich als kleiner Laden mit Laufbekleidung zu behaupten, brauche ich gute Produkte für die Zielgruppe. Und vor allem brauche ich qualifiziertes Personal, das auf die Bedürfnisse der Kunden eingeht, wirklich beraten kann und das individuell richtige Produkt findet.
Wie wichtig sind sportliche Höchstleistungen?
Das ist doch eine ganz individuelle Geschichte. Die Leute wollen fit sein, Spaß haben und sich wohlfühlen. Es gibt so viele tolle und schnelle Läufer, die sich immer neu herausfordern. Die laufen nie um den Weltrekord, sondern nur für sich. Daher auch unser Claim „Be a star“. Wenn du Kinder hast oder einen fordernden Job – da hast du schlicht keine Zeit, sechs Mal die Woche trainieren zu gehen. Da geht es nicht um große Siege und Rekorde, da geht es darum, das Bestmögliche zu geben und sich dabei wohlzufühlen. Wenn es einer schafft, unter diesen Voraussetzungen vielleicht einen Marathon unter dreieinhalb Stunden zu laufen, das ist doch wahnsinnig gut.
Wie wichtig ist für euch der direkte Draht zum Kunden?
Das ist für eine kleine Marke wie Saysky entscheidend. Ein Teil unserer Strategie ist es, selber viele Events zu veranstalten. Das kenne ich vom Surfen und Snowboarden – ständig trifft man sich irgendwo und macht gemeinsam Sport. Das müssen auch gar keine riesigen Veranstaltungen sein. Aber es geht immer darum, Leute zusammenzubringen. Wir machen da oft eine Mischung aus Party und Wettbewerb, treffen unsere Leute und haben gemeinsam Spaß.
Klingt wie eine Art Graswurzeltrend.
Das trifft es ganz gut. Wir binden unsere Kunden an die Marke, bilden eine Gemeinschaft. Das wächst langsam, ist am Ende aber viel erfolgreicher und nachhaltiger als irgendeine Werbekampagne in einem Magazin. Wir kommunizieren direkt und auf Augenhöhe. So bekommen wir auch viel direkteres Feedback. Wenn man es betriebswirtschaftlich betrachtet, ist der Kontaktpreis relativ hoch. Aber die Qualität dieser Kontakte ist unbezahlbar. Und es macht natürlich einen großen Spaß.
Um Wettkämpfe geht es dabei aber eher nicht …
Eine Zeitmessung gibt es bei uns nie. Die Teilnehmer batteln sich natürlich trotzdem. Wir denken uns immer besondere Challenges aus, eine Art „urban orienteering” zum Beispiel. Dabei muss man schon ziemlich schnell sein. Aber auch clever. Oft gewinnt derjenige, der sich vor Ort am besten auskennt und sich die Route am schlauesten zurechtlegt.
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