Calisthenics nennt sich die neue Trendsportart, bei der fast ausschließlich Übungen mit dem eigenen Körpergewicht im Mittelpunkt stehen. Entwickelt hat sich diese spezielle Variante des Krafttrainings kurz nach der Jahrtausendwende in New York.
Ausschlaggebend waren vor allem die sogenannten Outdoor- und Workoutparks, die es ermöglichten, auch außerhalb von Fitnessstudios und Sportvereinen zu trainieren.
Ein paar Klimmzug- bzw. Kletterstangen, ein Barren – mehr Equipment brauchte es nicht, um den nahegelegenen Stadtpark in eine Spielwiese für Fitness-Freunde zu verwandeln.
Und da Kreativität bekanntlich keine Grenzen kennt, wurden nach und nach auch diverse andere Objekte wie Zäune, Straßenschilder oder Mülltonnen in Trainingsgeräte umfunktioniert.
Besonders die spektakulären YouTube-Videos der US-amerikanischen Athleten “Hannibal for King“ und Frank Medrano erregten die Aufmerksamkeit der Online-Gemeinde und machten den speziellen Fitnesssport einem größeren Publikum zugänglich.
Mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit zeigten die beiden bisher nie gesehene Variationen des Krafttrainings an Klimmzugstange und Barren oder stemmten ihre Körper im 90 Grad-Winkel von Stangen, Zäunen oder Straßenschildern ab, um so die sogenannte "menschliche Flagge" (Human Flag) zu formen.
Es dauerte nicht lange, bis der neue Trend auch hierzulande erste Anhänger fand. Die Calisthenics-Bewegung war nach Deutschland geschwappt.
Ein Wunder ist der erfolgreiche Übersee-Import allerdings nicht, denn die Liste der Vorteile von Calisthenics ist lang: Die Übungen mit dem eigenen Körpergewicht sind nicht nur ein gutes Krafttraining, sondern eignen sich auch hervorragend, um Koordination und Gleichgewicht zu schulen.
Im Gegensatz zum Training an Maschinen wird bei Eigengewichtsübungen der natürliche Bewegungsablauf unserer Muskeln nachgeahmt. Zahlreiche Fitnessstudios bieten mittlerweile das sogenannte Functional Training an – also ein Training, das unsere Muskulatur in ihrer ursprünglich funktionierenden Weise aktiviert. Nichts anderes ist Calisthenics.
Ein weiterer Pluspunkt: Schon bei den Grundübungen eines jeden Calisthenics-Anwärters, also bei Kniebeugen, Klimmzügen, Liegestütz oder Dips, muss dauerhaft eine Grundspannung gehalten werden. Dadurch wird besonders der Core, die Körpermitte, trainiert, was nicht nur schnell zu einer ansehnlichen Bauchmuskulatur führt, sondern auch aus sportmedizinischer Sicht eine gute Prophylaxe gegen Rückenprobleme ist.
Ein weiterer wichtiger Faktor: die Zielsetzung. Während sich beim klassischen Krafttraining lediglich das Gewicht und die Anzahl der Wiederholungen steigern lassen, sind bei Calisthenics immer komplexere Übungen möglich. Wer ohne Probleme eine Reihe von Klimmzügen schafft, kann sich beispielsweise im nächsten Schritt an Muscle Up’s oder einarmige Klimmzüge wagen. So hat man immer ein konkretes Ziel vor Augen und bleibt dauerhaft motiviert bei der Sache.
Auch der kreative Spielraum bei der Auswahl der Trainingsobjekte und die Übungsvielfalt sorgen beim Training für jede Menge Abwechslung. Ein gemeinsames Workout mit Freunden unter freiem Himmel klingt doch viel einladender, als das eintönige Schwitzen auf dem Laufband. Mal ganz zu schweigen vom kostenlosen "Eintritt".
Wer sich jetzt ein paar YouTube-Videos angesehen hat und auf dem Weg zum nächsten Spielplatz ist, sollte eines bedenken: Bevor akrobatische Höchstleistungen anstehen, müssen erst einmal die Grundlagen geschaffen werden. Mit Kniebeugen, Klimmzügen, Beinheben und Dips ist man für den Anfang gut beraten und kann die nötige Grundkraft aufbauen. Noch etwas Disziplin, schon rücken auch die komplexeren Übungen in greifbare Nähe.
Und für Abnehmwillige: Gerade die Kombination verschiedener Übungen mit dem eigenen Körpergewicht eignet sich hervorragend, um überschüssige Pfunde zu verlieren.
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