Die Anzeigenmotive und Social Media Beiträge der Sportbranche zeigen aktive, fitte und selbstbewusste Frauen, die ambitionierte Ziele verfolgen und dafür ausdauernd trainieren. Aber geht es wirklich darum, Sportlerinnen, insbesondere Läuferinnen frauenspezifische Produkte zu bieten, oder steht die Zielgruppe Frau lediglich im Fokus der jeweiligen Marketingabteilung?
In Teil 6 unserer Running-Serie haben wir Adidas, Brooks Running, On und Saucony befragt, inwiefern sie von Grund auf Produkte für Frauen entwickeln oder ob es dabei eher um Designaspekte und Werbebotschaften geht.
„Töchter lauft!“ war eine der ersten und dazu einprägsamsten Werbekampagnen, die von der Sportartikelindustrie – nämlich Weltmarktführer Nike – für Läuferinnen geschaffen wurde. Im Jahr 2010 schwappte die Kampagne und die damit verbundenen lokalen Running Communities „Club der Töchter“ sowie jährlich stattfindende „We Own The Night“ Läufe in die deutschen Städte.
Was sie so erfolgreich machte? Sie brachte junge Sportlerinnen in Großstädten, die gerne regelmäßig abends laufen wollten zusammen. Eine erfolgreiche Initiative, der bald weitere Marken mit eigenen Communities (z.B. Asics Urban Runners und Adidas Runners) folgen sollten. Spätestens seitdem ist gezieltes, frauenspezifisches Marketing in der Laufbranche angekommen und die Hersteller fokussieren sich in der Auswahl ihrer Werbeplattformen und Gestaltung ihrer Marketingmaßnahmen immer mehr auf die weibliche Läuferin.
Was Frauen wollen? Eine Frage, die die Experten der Laufbranche weiter beschäftigt. Wie sieht das weibliche Käuferverhalten im online und offline Sportfachhandel aus und welche Kriterien sind für den Kauf entscheidend?
Die amerikanische Sportschuhmarke Saucony setzt auf Optik. Mika Froesch, Country Manager Deutschland/Österreich: „Frauen achten besonders auf einen attraktiven Mix aus Technologie und Lifestyle. Dabei ist es wichtig, dass die Modelle neben einem ansprechenden Design mit den gleichen Technologien ausgestattet sind, wie die vergleichbaren Modelle aus dem Performance Farbweg.“
Er beschreibt die Herangehensweise von Saucony, die sich ausschließlich auf ein weibliches Design konzentriert: „Diesen Anforderungen werden wir mit unseren zwei Farbwegen in der Schuhkollektion, sowie einer fashionorientierten Textilkollektion gerecht. Aktuell bieten wir unsere Schuhmodelle neben einer performance-orientierten Farbe, in einem modisch inspirierten Look an.“
Auch Brooks Running fokussiert sich auf frauenspezifische Designs in der Schuh- und der Bekleidungskollektion: „Wir haben in der letzten Saison das Design angepasst. Vor allem bei der Damenkollektion sind wir damit wesentlich modischer geworden und verbinden qualitativ hochwertige Funktionalitäten mit einem lifestyligen Auftritt“, sagt Lara Hasagic, Brooks Running Marketing DACH.
Wenn es aber um die Passform und die Funktionalität geht, gehen die Meinungen der Hersteller auseinander. Braucht es wirklich einen speziell für den weiblichen Fuß kreierten Laufschuh, oder reicht es die Größen der Unisex-Modelle anzupassen?
Jüngst präsentiert Adidas mit UltraBOOST X eine Schuhtechnologie speziell für Frauen und wird damit der steigenden Zahl an Läuferinnen gerecht. Adidas Pressesprecher Oliver Brüggen erklärt: „Durch die frauenspezifische Konstruktion passt sich der Schuh dem Fußgewölbe an und sorgt für einen erhöhten Tragekomfort. Hier stehen wir mit Athletinnen, Influencerinnen sowie weiblichen Konsumenten stets im Austausch, um gemeinsam optimale Produkte zu entwickeln.“
Im Gegensatz zum Sportartikelriesen sehen die Laufsportspezialisten Brooks Running und On weder Bedarf noch Nachfrage für Technologien, die ausschließlich in Modellen für Frauen eingesetzt werden.
„Laufen ist keine geschlechtsspezifische Sportart, daher haben wir nie speziell eine männliche oder weibliche Zielgruppe angesprochen“, so Lara Hasagic. „Brooks Running Laufschuhmodelle gibt es immer in einer Ausführung für Herren - und auch für Damen. Die Damenmodelle unterscheiden sich in der Passform und Breite, da der weibliche Fuß sich in Proportion und Größe vom männlichen Fuß unterscheidet.“
Martin Borgenheimer, Verkaufsleiter Deutschland der Schweizer Marke On, erklärt: „On hat mittlerweile für jeden Läufertyp den richtigen Schuh, wir differenzieren unsere Produkte jedoch nach gewünschtem Laufgefühl und Anforderungen des Läufers und nicht nach Geschlecht. Als Performance- und nicht Lifestyle-Marke wird dies auch unsere Ausrichtung bleiben. Wir benutzen unterschiedliche Leisten für Herren- und Damenmodelle; optisch sind viele unserer Modelle jedoch für Männer und Frauen identisch.“
In unserer Interviewreihe mit den Laufmarken Adidas, Puma, Saucony, Brooks Running, Salomon, Icebug und LaSportiva erklären Laufexperten die wichtigsten Entwicklungen im Runningbereich 2018.
- Teil 1: Die wichtigsten Lauf-Trends 2018
- Teil 2: Running-Trend 2018: Individuell anpassbare Laufschuhe
- Teil 3: Laufschuhberatung: Den richtigen Running-Schuh mit Hightech-Analysen finden
- Teil 4: So aktivieren Running-Marken wie Adidas Influencer und Profiläufer
- Teil 5: Trailrunning: So aktivieren Marken Ausdauer- und Bergsportler
- Know-HowSport Motivation: Musik beim Joggen
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