Fitness/08.05.2017

Fitnessstudio-Manager verraten: Diese Fitness-Trends locken unsere Mitglieder

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Über zehn Millionen Deutsche sind in Fitnessstudios angemeldet – so viele wie nie zuvor. Functional Training, Zumba, Yoga, Trampolin – welche Fitness-Trends haben sich durchgesetzt und wie wichtig sind Neuheiten für die Kundenakquise? Fünf Fitnessstudio-Insider verraten, was in Deutschland derzeit besonders gut ankommt.

Ein völlig neues Fitness-Ambiente bietet John Reed, eine McFit-Tochter.
Ein völlig neues Fitness-Ambiente bietet John Reed, eine McFit-Tochter.

Eine beeindruckende Zahl: Deutschland hat mehr Fitnessstudio-Mitglieder als die Schweiz, Österreich oder Schweden jeweils Einwohner haben. Mehr als zehn Millionen Deutsche sollen mittlerweile in Fitnessstudios angemeldet sein, hinzu kommen noch einmal fast eine Million, die Online-Fitnessangebote wie Freeletics nutzen. Und die Zahl steigt von Jahr zu Jahr.

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Zum heutigen Lifestyle gehört, fit zu sein. Doch in Muckibuden wie in den Achtzigerjahren, wo nach Leibeskräften „Eisen gebogen“ wurde, lassen sich heute nur wenige Menschen locken.

ISPO.com hat sich auf die Spur der Fitness-Trends gemacht und fünf Insider befragt: 

  • Veronika Pfeffer von Fitness First,
  • Michael Mäder von Easyfitness,
  • Andreas Kaufmann vom Leo's Sports Club,
  • Cristina Brandtstetter von Injoy,
  • Marcus Adam von John Reed.

Video: Fitness-Trends auf der ISPO Munich

 

 

1. Fitness First: Yoga erreicht mehr Menschen

 

„Die Trendkurse sind nach wie vor Zumba und vor allem Yoga, welches – früher oft belächelt – eine immer größer werdende Zielgruppe anspricht“, sagt Veronika Pfeffer, National Group Fitness Manager bei Fitness First.

 

Veronika Pfeffer ist Diplom-Sportwissenschaftlerin und arbeitet für Fitness First.
Veronika Pfeffer ist Diplom-Sportwissenschaftlerin und arbeitet für Fitness First.
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Fitness First

„Im Trainingsbereich ist Functional Training schon fest etabliert, da die Mitglieder merken, wie gut ihnen dieses freie, alltagsrelevante Training tut und wie viel mehr Spaß es macht, mit innovativen Geräten wie ViPR, Robes oder Plyoboxen zu trainieren als an den Geräten, an denen Bewegungen vorgegeben sind.“

Um den rund 270.000 Mitgliedern neue Trainingsreize bieten zu können, sei Fitness First „immer auf der Suche nach neuen Trends“, sagt Veronika Pfeffer: „Wir prüfen vermeintliche Trends jedoch sehr genau, bevor wir sie in unseren mehr als 80 Klubs implementieren und unsere Mitarbeiter darauf schulen.“

 

Viel Platz für Functional Training: Fitness First bietet seinen Mitgliedern Platz.
Viel Platz für Functional Training: Fitness First bietet seinen Mitgliedern Platz.
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Fitness First

Die Diplom-Sportwissenschaftlerin nennt Beispiele: „Zuletzt haben wir 'Strong by Zumba' eingeführt und exklusiv in Deutschland 'ShockWave', ein motivierendes Circuittraining mit dem Waterrower-Gerät, bei dem man die Übung so lange machen muss, bis alle Ruderer die vorgegeben Distanz gerudert sind. Teamspirit steht hier ganz vorne!“

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2. Easyfitness: Mehr virtuelle Trainer

Auch Easyfitness gehört mit rund 190.000 Mitgliedern zu den zehn größten Fitnessketten Deutschlands. Michael Mäder hat 2008 die europaweite Franchisekette gegründet, heute ist er Geschäftsführer. Im Moment werde Functional Training von den Mitgliedern stark nachgefragt, sagt Mäder: „In vielen unserer Studios bieten wir daher komplette Functionalbereiche, inklusive Functional-Turm, Kettlebells, TRX-Bänder, Boxsäcke, Schlitten, Corbags und einigem mehr an.“

„Auch der Trend der Mikrostudios, also Studios welche ein schnelles und effektives Training unter 30 Minuten in Form von Zirkeltraining o.Ä. garantieren, ist bei uns angekommen“, erklärt Michael Mäder. „Seit letztem Jahr bieten wir daher das 'Fit22 Programm' an, welches durch seine kurze Trainingsdauer (22 Minuten) aber enorm hohe Effektivität in jeden Alltag zu integrieren ist.“

 

Michael Mäder ist Chef von Easyfitness, einer internationalen Fitnesskette.
Michael Mäder ist Chef von Easyfitness, einer internationalen Fitnesskette.
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Easyfitness

Easyfitness begegne neuen Trends grundsätzlich eher abwartend, „um zu sehen wie das Feedback der Teilnehmer ist und ob das Interesse auch noch nach mehreren Monaten besteht“, sagt Mäder. Die Kursprogramme von LesMills wie „BodyPump“, „Bodyattack“ oder „BodyBalance“ seien Dauerbrenner. Das Trampolin-Konzept von JumpingFitness werde ebenfalls „hervorragend angenommen“. 

Aber „auch die altbekannte Kursform 'Bauch-Beine-Po' verliert nicht an Beliebtheit“, sagt Michael Mäder, der virtuelle Kurse in den 100 Easyfitness-Studios fördern möchte: „Man ist nicht mehr auf einen Kurstrainer angewiesen, die Kurse können immer und zu jeder Zeit stattfinden und das Kursprogramm kann erweitert werden, da keine benötigten Trainerlizenzen abgeschlossen werden müssen.“

 

 

3. Leo's: Functional Training ist ein Trend

Der Leo's Sports Club in München hält seit 30 Jahren ein eher solventes Publikum fit, derzeit hat das Fitnessstudio rund 3000 Mitglieder. Andreas Kaufmann hat als Gesellschafter schon viele Trends kommen und gehen sehen. „Wir gehen allen Trends nach, übernehmen aber die wenigsten, da auch viel 'Quatsch' dabei ist“, sagt Kaufmann.

 

Im Leo's Sports Club in der Leopoldstraße in München wird auf exklusive Ausstattung wert gelegt.
Im Leo's Sports Club in der Leopoldstraße in München wird auf exklusive Ausstattung wert gelegt.
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Leo's Sports Club

Der Kursplan des Leo's Sports Club lässt dennoch wenige Lücken: TRX-, Faszien-, EMS- und Functional Training, Yoga, Boxen und Indoor Cycling – die Klassiker sind alle vorhanden. „Functional Training ist sicherlich der Trend“, sagt Andreas Kaufmann: „Ansonsten haben die Leute einfach mehr Bezug zu ihrem Körper und ihrer Gesundheit, sie sind aufgeklärter.“

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4. Injoy: Work-Life-Balance für Mitarbeiter

Für den Fitness-Franchisegeber Injoy ist Functional Training sogar „einer der anhaltenden Megatrends“, sagt Chief Operating Officer Cristina Brandtstetter: „Functional Training, ob indoor oder outdoor, ist weiter auf dem Vormarsch und sowohl bei Männern wie auch bei Frauen beliebt.“

„Wir beobachten auch, dass mehr und mehr [der rund 200.000] Mitglieder über Angebote des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) bzw. der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) in unseren Studios trainieren“, sagt Brandtstetter. „Daraus schließen wir zum einen, dass die Firmen uns als Gesundheitspartner für Ihre Mitarbeiter verstehen und gleichzeitig Wert darauf legen, die Gesundheit und die Work-Life-Balance Ihrer Mitarbeiter zu fördern.“

 

Cristina Brandtstetter fungiert seit November 2016 als COO bei der Unternehmensberatung Inline und der Marke Injoy.
Cristina Brandtstetter fungiert seit November 2016 als COO bei der Unternehmensberatung Inline und der Marke Injoy.
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INLINE

Manche Sportwissenschaftler haben in der Vergangenheit das mangelhafte Angebot für Senioren angemahnt. Injoy stelle in einigen seiner mehr als 150 Klubs in Deutschland eine steigende „Nachfrage nach Koordinations- und Gleichgewichtstraining“ fest, sagt Brandtstetter: „Programme zur Aktiverhaltung, zur Antisturzprophylaxe und zur Muskel- und Nervenkoordination werden zunehmend und natürlich auch von älteren Trainierenden nachgefragt.“

5. John Reed: Mix aus Fitnessstudio und Disko

Ist John Reed eine Fitnessstudio- oder eine Disko-Kette? Der Mix aus beidem macht die neue Idee der McFit Global Group zu etwas ganz Neuem. „Musik und Design spielen eine wichtige Rolle“, sagt Marcus Adam, der Musikchef bei MTV war und seit November 2016 Head of Marketing and Music bei John Reed ist.

Live-DJs, ein eigenes Radio und ein Ambiente zwischen Street Art und Moderne Kunst werden in mittlerweile zwölf Klubs (darunter auch Budapest und Venedig) angeboten. „Functional Training und vor allem die geführten Kleingruppen-Workouts sind bei John Reed sehr gefragt“, sagt Marcus Adam.

 

Vorher war Marcus Adam MTV-Musikchef, jetzt arbeitet er für John Reed.
Vorher war Marcus Adam MTV-Musikchef, jetzt arbeitet er für John Reed.
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JOHN REED

Virtuelles Kurstraining gehört selbstverständlich dazu, vor allem beiden weiblichen Mitgliedern werde es immer beliebter, sagt Adam: „Mit Cyberobics können wir wöchentlich bis zu 400 Kurseinheiten inklusive Cycling anbieten.“

Die virtuellen Kurse mögen zwar auf den ersten Blick unpersönlicher sein, allerdings bekommt man so die Möglichkeit, mit angesehenen Fitness-Experten zu trainieren. „Sehr beliebt sind momentan die Langhantelkurse von Josh Martin, die hoch intensiven Intervalltrainings wie Burning HIIT (High-Intensity Interval Training) mit Eliteturnerin Anja Garcia oder die Kettlebell Challenge mit Tyler Schaeffer“, sagt Marcus Adam.

Fazit: Individualisierung und Virtual Training

Kein Fitnessstudio kommt heutzutage am Trend des Functional Trainings vorbei. Während früher oft alleine oder mit maximal einem Trainingspartner gelitten wurde, fühlen sich Sportbegeisterte nun durch das Training in Kleingruppen zusätzlich motiviert.

Dem damit verbundenen Personal-Mehraufwand begegnen Fitnessstudio-Betreiber mit virtuellen Angeboten, die ständig weiterentwickelt werden. Virtuelles Training erlaubt auch eine Diversifizierung, die dringend nötig ist, um eine möglichst breite Zielgruppe anzusprechen.

Denn eindimensionale, starre Konzepte sind heutzutage ebenso wenig gefragt wie starre Fitnessgeräte.

Video: Frauenpower fürs Sportbusiness

 




Joscha Thieringer Autor: Joscha Thieringer