Nachhaltigkeit/13.12.2016

Re:Down: Recycelte Daunen aus der Bettdecke für die Winterjacke

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Wir können schon ziemlich viel recyceln: Polyester, Wolle, Reißverschlüsse. Aber Daunen? Lange gab es kein wirtschaftlich attraktives Verfahren, das fragile Material mit Recycling wieder so aufzubereiten, dass es wie neu verwendet werden kann. Mit dem Unternehmen Re:Down ändert sich das jetzt.

Mann mit Daunenjacke vor Bergpanorama
Daunenjacken sind unverzichtbar in alpinem Gelände.

Re:Down ist ein kleines, international aufgestelltes Unternehmen mit Hauptsitz in Las Vegas und einer Niederlassung in Lyon. Zusammen mit einem Hersteller aus der Outdoor-Branche hat Re:Down ein Verfahren entwickelt, mit dem gebrauchte Daunen gesammelt, gereinigt und wieder neu in den textilen Kreislauf eingegliedert werden können.

Die Rückführung in den textilen Kreislauf ist ein wesentlicher Aspekt, denn Daunen und Federn werden schon lange in Altkleider-Containern gesammelt und von dort aus irgendwie weiter verarbeitet. Jedoch nicht so, dass sie von der Bekleidungsindustrie wieder verwendet werden konnten. Sie waren entweder zu teuer oder in der Qualität minderwertig.

„Virgin Down“ verdrängte Recycling-Daune

„Es gab keinen Markt dafür“, sagt Eric Firmann von Re:Down. Dabei war das schon mal anders. „Das Recyceln von Daunen ist keine neue Idee“, erklärt Firmann. „Früher war es ganz normal, dass Daunen und Federn aus Federbetten und Kissen gereinigt und wieder verwendet wurden.“

 

Daunen und Federn waren teuer, also reinigte man sie lieber, statt sie wegzuwerfen. Es gab viele Betriebe, die sich auf diese Arbeit spezialisiert hatten. „Bis die Bettenindustrie anfing, mit der Anpreisung von weißer ‚Virgin Down‘ die recycelte Daune schlechtzureden“, erklärt Firmann.

Die Folge: Inzwischen gibt es quasi keine gebrauchte Daune mehr am Markt, die die Qualität hätte, in Bekleidung neu verwendet zu werden.

Genau hier will Re:Down ansetzen und aus gebrauchten Daunen und Federn eine breite Palette unterschiedlicher Qualitätsstufen anbieten. Bisher ist man in der Lage, eine Fillpower von 600 zu schaffen, was einer durchschnittlichen Daunenqualität für die Bekleidungsindustrie entspricht.

„Ich will jede Qualität vermarkten“

„Für einen Daunenparka mit einem festen Oberstoff reicht das völlig aus“, sagt Firmann. Für dünne Oberstoffe braucht man jedoch feinere Daunen mit bis zu 900 Fillpower. Diese höchste Qualitätsstufe zu erreichen, daran arbeitet Re:Down gerade noch. Was allerdings kaum erreichbar sein wird, ist die Trennung zwischen Enten- und Gänsefedern und -daunen.

Die größte Herausforderung bei der Vermarktung seines Produktes ist nach Firmann aber nicht die Bekleidungsindustrie. Für die hohen Qualitäten Abnehmer zu finden, ist weniger schwierig als für den Rest. Aus einer Tonne Daunen und Federn kann nur ein kleiner Teil von 20 Prozent zu einer hochwertigen Daunenfüllung verarbeitet werden.

 

 

„Ich will aber alle Qualitätsstufen bis hin zu den gebrochenen Federn und zum Federstaub vermarkten“, erklärt Firmann. „Nur dann ist unser Produkt nachhaltig, und nur so können wir einen attraktiven Preis anbieten.“

Langfristig sogar günstiger als neue Daunen

„Wenn wir eine echte Alternative zu herkömmlichen Daunen darstellen wollen, müssen zwei Dinge stimmen“, erklärt Firmann: „Die Qualität und der Preis.“

Die Qualität ist machbar, die ersten Produkte aus der Outdoor-Kooperation sind schon auf dem Markt. Der Preis wird ganz entscheidend davon abhängen, wie gut die Gesamtvermarktung des recycelten Federmaterials gelingt.

Langfristig sieht er sich preislich sogar im Vorteil. Sein Produkt ist unabhängig von Saisons oder Katastrophen wie zum Beispiel der Vogelgrippe, und Re:Down kann einen stabilen Preis anbieten. Im Vergleich dazu hat der Marktpreis von neuen Daunen in den letzten Jahren immer mal wieder turbulente Zeiten erlebt.

Die Wiederverwendung des wertvollen Rohstoffs hat noch einen weiteren positiven Effekt: Die Herkunft der Daune kann zu 100% zurückverfolgt werden. Der Käufer konsumiert mit dem Wissen, dass Tiere bei der Rückgewinnung der Daune nicht leiden mussten. 

Die meisten Daunen stammen aus Europa

 

Die meisten Daunen und Federn, die bei Re:Down landen, stammen aber nicht aus Bekleidung, sondern aus Bettwaren.
Die meisten Daunen und Federn, die bei Re:Down landen, stammen aber nicht aus Bekleidung, sondern aus Bettwaren.
Bildcredit:
Thinkstock / iStock / Ozgur Coskun

 

Die Daunen und Federn von Re:Down stammen vor allem aus Europa. Im Gegensatz zu den USA funktioniert das Sammeln von gebrauchten Textilien in Europa schon recht gut. Hier gibt es ausreichend Konsumenten, die gebrauchte Textilien abgeben, und es gibt ein funktionierendes, flächendeckendes System an Recycling-Betrieben, die Textilien einsammeln und weiterverarbeiten.

 

Die meisten Daunen und Federn, die bei Re:Down landen, stammen aber nicht aus Bekleidung, sondern aus Bettwaren. „Daunen aus Jacken recyceln wir nicht. Es lohnt sich vom Aufwand her noch nicht, die kleinen Kammern aufzuschneiden und die vergleichsweise geringen Mengen an Daunen herauszuholen“, sagt Eric Firmann, der die Niederlassung in Lyon leitet.

In Lyon findet auch der erste Schritt des Recyclings statt: Hier werden alle Daunen und Federn gesammelt, vorsortiert und anschließend nach Ungarn verschickt, wo das Material gewaschen und wieder aufbereitet wird.

 

Die Qualität von recycelten Daunen ist genauso gut wie von neuer und hält bei jeder Kälte warm.
Die Qualität von recycelten Daunen ist genauso gut wie von neuer und hält bei jeder Kälte warm.
Bildcredit:
Thinkstock / iStock / SanderStock

Recycling-Prozess: Global Recycled Standard

Für Re:Down war es wichtig, das Naturmaterial zu recyceln. Genauso wichtig war es aber, ein umweltschonendes und nachhaltiges Verfahren dafür zu finden. Um Daunen zu waschen, benötigt man viel Energie und Wasser. Deshalb wurde die Fabrik in Ungarn an einem Standort errichtet, wo 38 Grad warmes Wasser aus der Erde sprudelt. „So verbrauchen wir weniger Energie und sparen zusätzlich Kosten“, sagt Firmann.

Das verwendete Wasser wird ebenfalls recycelt. Auch deshalb, erklärt Firmann, „um beim Waschen so viel Wasser verwenden zu können, wie wir brauchen“. Der ganze Prozess wurde zertifiziert und darf das Label „Global Recycled Standard“ von Textile Exchange tragen.




Dr. Regina Henkel Autor: Regina Henkel