Natürlich war es ein PR-Coup, als Adidas Ende 2015 auf der Weltklimakonferenz in Paris seinen „Plastikmüll-Turnschuh“ präsentierte. Der Sport-Gigant aus Herzogenaurach meint es jedoch tatsächlich Ernst mit seinem neuen ökologischen Ansatz. Mitte November 2016 brachte Adidas den Recycling-Laufschuh „Ultra Boost Uncaged Parley“ in die Läden – limitiert auf eine Stückzahl von nur 7000.
Obwohl der Preis für den „Müll-Schuh“ mit 199,95 Euro nicht gerade ein Schnäppchen war, verkauften sich die Adidas-Laufschuhe rasend schnell. Nach kürzester Zeit hieß es im Adidas-Onlineshop: „ausverkauft“.
2017 produziert Adidas viele Recycling-Schuhe
Doch die Fans der Idee von Recycling-Schuhen müssen wohl nicht lange warten. „Wir werden 2017 eine Million Schuhpaare aus Parley-Ozeanplastik herstellen – und unser oberstes Ziel ist es, fabrikneues Plastik komplett aus der Wertschöpfungskette zu verbannen", hat Eric Liedtke, Executive-Aufsichtsrats-Mitglied der Adidas-Gruppe, angekündigt.
Was 2015 noch eine eher vage Idee war, könnte nun zum handfesten Verkaufsschlager für Adidas werden. Im Juni 2016 sagte Silvia Raccagni, Adidas-Sprecherin zum Thema Nachhaltigkeit, zu ISPO.com: „Den Schuh, den wir das erste Mal in Juni 2015 bei den Vereinten Nationen vorgestellt haben, war nur ein Prototyp. Seitdem haben wir daran gearbeitet, alte Treibnetze und Plastik aus dem Ozean in Fasern zu verwandeln, die man zur Herstellung eines Performance-Schuhs nutzen kann.“
Mit Erfolg, wie der Recycling-Schuh „Ultra Boost Uncaged Parley“ beweist. Obwohl die Priorität auf Schuhen liegt, verriet Raccagni an, dass Adidas auch an Bekleidungsprodukten arbeite, „die in der zweiten Hälfte des Jahres 2016 für Kunden verfügbar sein werden“.
Mit den Fußballtrikots der Adidas-Klubs FC Bayern München und Real Madrid hielt das Unternehmen aus Herzogenaurach das Versprechen. Am 5. November 2016 bestritten die Bayern ihr erstes Bundesliga-Spiel in Trikots aus recyceltem Plastik. Auch das „FC Bayern München Parley Trikot“ ist mittlerweile in fast allen Größen ausverkauft.
Schick aussehen und etwas für die Umwelt tun
Der Hintergrund der Adidas-Kooperation mit Parley for the Oceans: Jährlich gelangen acht Millionen Tonnen Plastikmüll in die Meere. Mit fatalen Folgen für die Ökosysteme – schließlich dauert es Hunderte Jahre, ehe das Plastik natürlich abgebaut wird.
Beim Abbauprozess entstehen giftige Chemikalien. Viele Meerestiere verwechseln das Plastik zudem mit Nahrung und verenden. Das gleiche schreckliche Schicksal droht, wenn Fische, Robben oder andere Meerestiere sich in den Resten von Fischernetzen verfangen.
3D-Druck soll Branchenstandards setzen
Genau diese Materialien – angespülte Fischernetze meist aus illegaler Tiefseefischerei sowie Plastikmüll aus dem Ozean – werden von Adidas nun recycelt und zur Schuhproduktion genutzt. Die Oberfläche besteht aus einer strickähnlichen Plastikstruktur, die Zwischensohle aus Meeresabfällen.
„Die im 3D-Druck gefertigte Zwischensohle aus Meeresplastik ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir neue Branchenstandards setzen können, indem wir die Existenzberechtigung von allem hinterfragen, was wir kreieren“, sagte Adidas-Vorstandsmitglied Eric Liedtke bei der Vorstellung des Schuhs in Paris: „Wir wollen die gesamte Branche mit ins Boot holen, um gemeinsam nachhaltige Lösungen für globale Probleme zu finden.“
Adidas: Keine Plastiktüten mehr
Der Müll-Schuh ist dabei nicht die einzige Initiative des deutschen Sportartikel-Giganten. Passend dazu hat das Unternehmen auch den Einsatz von Mikroplastikteilchen in Körperpflege-Produkten eingestellt und verzichtet zudem seit diesem Jahr in seinen Geschäften auch auf Plastiktüten. Allein dadurch sollen weltweit rund 70 Millionen Plastiktüten eingespart werden, die somit nicht in die Meere gelangen können.
Damit die Nachhaltigkeits-Botschaft auch bei den Mitarbeitern ankommt, nahmen im November 2015 20 Adidas-Mitarbeiter an einem Programm der Meeresschutzorganisation Parley for the Oceans teil, an dem Küstenregionen von Plastikabfällen befreit wurden. Nun wird ein Schuh draus.
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