In der ISPO.com-Reihe Das Herz der ISPO stellen wir die ISPO-Macher*innen vor. Menschen, ohne die die ISPO Munich 2022 (28. bis 30. November in München) nicht möglich wäre. Diesmal: Constanze Fuchs, Category Managerin für die Bereiche Sportsfashion sowie Health & Fitness.
Wer bist Du und was machst Du genau bei der Messe München?
Ich bin Constanze Fuchs, 40 Jahre alt, Mutter einer fast sechsjährigen Tochter und am Münchner Speckgürtel geboren und aufgewachsen. An der dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg habe ich BWL mit Schwerpunkt Messe-Event und Kongressmanagement studiert, 2004 direkt nach dem Abschluss ein Praktikum im Marketing bei der Messe München angefangen. Das wunderbare Messewesen hat mich sofort in seinen Bann gezogen, sodass ich blieb und in die Projektleitung wechselte. Zu den Zeiten gab es noch die ispo summer und winter, Events wie die Golf Europe, die ISPO Russia und die ISPO China wurde aufgesetzt. Mittlerweile bin ich als Category Managerin für die Bereiche Sportsfashion sowie Health & Fitness zuständig.
Wie genau hilfst Du als Category Managerin den Marken, die auf der ISPO Munich ausstellen?
Ich bin die Ansprechpartnerin für Key Accounts. Das sind nicht nur Aussteller, sondern können auch wichtige Händler, Medienvertreter*innen oder Verbände sein. Zu meinen Aufgaben gehört, das Netzwerk innerhalb meiner Community auf- und auszubauen, zusammenzuhalten. Dabei ist es wichtig, bei Tendenzen, Trends, Innovationen und Strömungen innerhalb der Branche auf dem Laufenden zu sein und Kontakte zu früheren, bestehenden oder potenziellen Kunden zu knüpfen und zu pflegen.
Natürlich gehört es auch dazu, Veranstaltungen zu organisieren, die den Bereich mit Leben füllen und für Kunden ein attraktives Umfeld schaffen. Seien es Modenschauen wie einst im Rahmen der ISPO Vision GQ Style Nights mit Gästen wie Naomi Campbell, Wladimir Klitschko, David Coulthard und vielen weiteren im Fashion-Bereich oder Bühnenprogramme für das Segment Health & Fitness.
Die nächste ISPO Munich steht schon vor der Tür. Kannst Du uns einen Einblick hinter die Kulissen bei der Vorbereitung auf eine solche Messe geben?
Da gilt das Motto „Nach der Messe ist vor der Messe“. Direkt nach Abschluss der letzten Messe kann sich der Kunde für die nächste anmelden und seine Wünsche mitgeben. Rund sechs Monate vor der Veranstaltung geht’s los mit der Aufplanung der Hallen. Mit den darauffolgenden Rückmeldungen der Aussteller können wir dann feintunen. Jemand möchte die Hallen wechseln, bevorzugt ein anderes Markenumfeld oder will größer oder kleiner auftreten? Wir prüfen, welche Wünsche wir wie umsetzen können. Dieses riesige Puzzle steht für uns bei jeder Messe aufs Neue wieder an. Und mit dem neuen Hallenkonzept, dem Future Lab und den verkleinerten Standmaßen ist die ISPO Munich dieses Jahr wieder ein besonders anspruchsvolles Puzzle. Parallel laufen die Vorbereitungen für das Rahmenprogramm, wie beispielsweise mein über die Jahre sehr lieb gewonnenes Laufsymposium in Kooperation mit der Runner’s World.
Du bist schon seit 2004 im Team der Messe München. Was hat sich bei der ISPO Munich in dieser Zeit verändert?
Was sich verändert hat, ist sicherlich der Anspruch der Kunden. Die Erwartungshaltung hat sich über die Jahre vergrößert, was das Umfeld angeht. Als ich angefangen habe, gab es noch relativ schlichte Hallen mit Ausstellern Stand an Stand. Dabei waren die Themenbereiche nicht so klar strukturiert wie jetzt. Wir haben über die Jahre stimmige Segmente für Kunden aufgebaut und viel mehr Struktur beispielsweise in die Wegeführung in den Hallen gebracht, klare Sichtachsen geschaffen. So ermöglichen wir Besucher*innen eine bessere Orientierung und jeder Marke die bestmögliche Sichtbarkeit.
Was sind die wichtigsten Trends und Herausforderungen, die Deine Kunden in der Sports-Fashion-Branche derzeit beschäftigen?
Das Thema Nachhaltigkeit ist natürlich nicht wegzudiskutieren. Da haben die Sportsfashion-Marken im Vergleich zur Outdoor-Branche, die mit gutem Beispiel voran geht, noch Nachholbedarf und die Chance auf eine steilere Lernkurve.
Ebenfalls ein Thema für den Sportsfashion-Bereich ist die neue Konkurrenz durch Vertikale wie Zara oder H&M, die den kompletten Zyklus ihrer Produkte unter einem Dach steuern und den Bereich Sportsfashion mit eigenen Kollektionen zu zum Teil abstrus niedrigen Preisen für sich entdeckt haben. Für Kunden, die nicht markentreu sind, haben Sportsfashion-Brands nun Konkurrenz bekommen, von der sie sich abheben müssen. Hier gibt es noch Chancen, ähnlich wie Vaude oder Patagonia im Outdoor-Bereich auch als Sportsfashion Brand mit der Story hinter der Marke Kunden zu binden.
Und im Bereich Health & Fitness?
Hier hat durch die Pandemie das Thema Home-Fitness einen Boom erlebt. Neben Outdoor waren Home-Fitness-Angebote die großen Gewinner. Die Leute haben sich viele Produkte zum Trainieren nach Hause geholt. Nun geht es darum, dass diese auch nach der Pandemie genutzt werden.
Wie werden diese Themen auf der ISPO Munich 2022 präsent sein?
In der Health & Fitness Halle werden wir auf der ISPO Munich 2022 erstmals einen speziellen Bereich für Nahrungsergänzungsmittel haben. Außerdem werden mit der therapie München in der Halle B0 und der FitnessConnected im ICM zwei Parallelmessen stattfinden. Mit der FitnessConnected stärken wir unser Angebot in Richtung des Fitnessstudio-Sektors. Die therapie bietet spannende Aussteller und Konferenzprogramm für Physiotherapeuten, Trainer und Sportmediziner im Bereich Training, Reha und Prävention. Mit diesem starken Dreigespann können wir ganz neue Besuchergruppe ansprechen.
Wie kam es zu Deiner Leidenschaft für Sport und Fashion?
Ich habe schon immer Sport gemacht, aber nie mit vollem Fokus auf eine Sportart. Ich war als Kind im Ballett und Kinderturnen, bin später ins Fitnessstudio gegangen. Das ISPO Umfeld hat dann immer weiter auf mich abgefärbt. Inzwischen bräuchten wir eine zweite Garage allein für die Fahrräder bei uns zuhause. Ob Rennrad oder Mountainbike, Trekkingbike oder Pedelec, alles kommt zum Einsatz. Seit einigen Jahren habe ich ein Faible für Yoga entdeckt und spiele nun mit dem Gedanken, eine Yoga-Lehrer-Ausbildung zu machen, um dadurch mehr über das Zusammenspiel des Körpers zu lernen. Das finde ich superspannend. Außerdem laufe ich gern, auch wenn mit Familie und Job momentan weniger Zeit als gewünscht dafür bleibt. Ich bin 2013 meinen ersten und hoffentlich nicht letzten Marathon in München gelaufen.
Im Bereich Fashion engagiere ich mich „nebenher“ ehrenamtlich – unter anderem mit Head of ISPO Group Tobias Gröber – für die Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie, die mit ihrem jährlich ausgeschriebenen European Fashion Award „FASH“ Modedesign-Studierende fördert. Neben Preisgeldern und Praktikumsplätzen unterstützt die Stiftung beispielsweise auch durch Mentoring. Preisträger*innen des FASH arbeiten mittlerweile unter anderem bei Adidas, Akris, Craft, Hugo Boss, Quiksilver, Puma, Dorothee Schumacher oder Vivienne Westwood.
Was treibt Dich bei Deiner Arbeit an?
Vor allem in den vergangenen Jahren ist mir bewusst geworden, wie groß mein Netzwerk mittlerweile ist und dass ich dadurch sinnstiftende Verbindungen schaffen kann. Ich habe das Gefühl, Partner und Kunden mit Kontakten versorgen zu können, mit denen sie etwas Gutes erreichen können. Das macht mir wahnsinnig viel Freude und treibt mich wirklich an. Egal ob geplant oder zufällig, triffst du während Messen auf wunderbare Menschen, erlebst unvergessliche Momente und erweiterst dein Netzwerk. Und das gehört für mich zu einem der riesigen Mehrwerte, den eine physische Veranstaltung bietet.
Wo kann die Branche Deiner Meinung zukünftig noch mehr Gutes erreichen?
Ich war in diesem Jahr in einer Textilrecycling-Anlage in Sachsen-Anhalt. Pro Tag kommen dort unfassbare Mengen an Klamotten an, die in Altkleidercontainer geworfen wurden und händisch sortiert werden müssen. Nur ein ganz kleiner Teil ist gut genug, um in Second-Hand-Läden wieder in den Kreislauf zu gelangen. Die qualitativ schlechteren Teile gehen nach Osteuropa oder Afrika, um dort verkauft zu werden. Der ganz große Rest ist Müll, der geschreddert wird und im besten Fall zum Beispiel noch in der Automobilindustrie Verwendung findet. Der Besuch bei diesem Unternehmen hat einiges in mir bewirkt. Denn auch die Sportartikelbranche trägt natürlich zu diesem stetigen Fluss an neuen Klamotten bei. Und je mehr Materialien darin verwebt oder verklebt werden, desto schwieriger sind sie zu recyceln.
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