Es war die Krönung eines fulminanten Comebacks: Anfang März 2020 gewann Emil Johansson mit einem der besten Slopestyle-Runs aller Zeiten das Crankworx Rotorua, Teil der Crankworx Freestyle-Bike-Eventserie. In den beiden Jahren zuvor hatte der FMB-Tour-Weltmeister von 2017 bei dem renommierten Wettbewerb in Neuseeland nicht starten können: Rätselhafte Rückenschmerzen hatten ihn dermaßen gequält, dass er sich mit nur 18 Jahren schon vor dem Karriereende sah.
Der Mann, dem Johansson die Rückkehr auf den Slopestyle-Thron mit zu verdanken hat, ist Tarek Rasouli. Dessen Agentur Rasoulution, die in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bestehen feiert, managt den Schweden ebenso wie weitere Weltstars der Mountainbike-Szene, darunter Danny MacAskill (GBR), Fabio Wibmer (AUT) und Thomas Genon (BEL).
Dabei blickt Rasouli auf seine ganz eigene Wiedergeburt zurück: Der heute 45-jährige Münchner war in den 1990er-Jahren einer der besten BMX- und Mountainbike-Profis weltweit. Als Mitglied der legendären ‚Frorider‘ und mit Segmenten in den berühmten Filmen der Kranked-Reihe trieb er die Entwicklung im Freeriden voran – bis ihn 2002 ein Mountainbike-Unfall in British Columbia jäh stoppte.
Tarek Rasouli wird bei den ISPO Re.Start Days am 30. Juni von 12:00 - 12:30 Uhr seine inspirierende Geschichte als Table Captain erzählen und Sie können mit ihm ganz persönlich diskutieren. Hier geht es zum vollen Programm der ISPO Re.Start Days.
„Die ersten Minuten nach dem Sturz waren extrem“, erinnert sich Rasouli heute. „Ich hatte kein Gefühl mehr in den Beinen. Mir war sofort bewusst, dass etwas richtig schiefgelaufen ist.“ Trotz der Diagnose einer Querschnittslähmung gelang es ihm, bald wieder nach vorne zu schauen. „Beruflich war allerdings zunächst unklar, wie es weitergehen sollte“, berichtet er. „Das war eine große Challenge: Ich war Sportler, wusste erst einmal gar nichts.“
Rasouli profitierte von seiner tiefen Verwurzelung in der Radszene. Aus seiner Leidenschaft schöpfte er nicht nur Kraft, sondern konnte auch das entsprechende Netzwerk nutzen. So platze schon kurze Zeit später der Knoten, als ihm das Mountainbike-Fachblatt BIKE anbot, seine Freeride-Seiten redaktionell zu betreuen. Zusätzlich organisierte er Filmpremieren und kam schließlich auf die Idee, mit dem kanadischen Freerider Cory Moore selbst eine Veranstaltung zu initiieren: Den Ride To The Lake 2004, einen In-City-Slopestyle-Event in Meersburg.
Von diesem Erfolg beflügelt, folgte die Planung und Durchführung des ersten Red Bull District Rides 2005, inmitten der Nürnberger Altstadt – der Anstoß, gemeinsam mit Anne Baltes Rasoulution zu gründen. „Diese Entwicklung war ein natürlicher Fluss“, blickt er heute zurück. „Ich bin keinem Plan gefolgt. Es kam eines zum anderen.“
Neben dem Eventbereich baute er sich PR & Kommunikation ein zweites Standbein auf. Dazu kam das Athletenmanagement, zunächst für die norwegischen Mountainbiker Trond Hansen und Niels Windfeldt. „Das entstand aus der Passion heraus, ohne zu wissen, ob uns das unternehmerisch weiterbringt“, sagt Rasouli über diesen heute so wichtigen Geschäftszweig seiner Agentur.
Er hatte sich erinnert, dass die Medien- und Sponsorenarbeit ihm als Athlet viel Zeit geraubt hatte. Daher wollte er den Sportlern die Arbeit hinter den Kulissen abnehmen. Andreu und Luis Lacondeguy aus Spanien sowie der Schwede Martin Söderström waren die nächsten Athleten, die er unter seine Fittiche nahm. 2009 folgte Danny MacAskill, der noch heute mit jeder YouTube-Veröffentlichung ein schweres Social-Media-Erdbeben auslöst, ähnlich wie der Österreicher Fabio Wibmer, den Rasouli seit 2015 managt.
Auch Emil Johansson entdeckte er früh: Der junge Schwede kam Ende 2016 zu Rasoulution – kurz bevor er 2017 in einem grandiosen Jahr Weltmeister der FMB-Tour wurde.
Seinen zweiten Neuanfang – dieses Mal auf rein geschäftlicher Ebene - erlebte Rasouli nach der Finanzkrise 2008. Im selben Jahr hatte er zum zweiten Mal die „Qashqai Challenge“ durchgeführt, eine urbane Freeride-Mountainbike-Serie in Mailand, Madrid, München, Paris und London.
Nach dem Crash begannen die Sponsoren zu sparen, Rasouli musste Mitarbeiter entlassen. Er wandelte die GbR in eine GmbH, holte nach dem Ausscheiden von Anne Baltes seine Schwester Nathalie mit ins Boot und stellte die Agentur breiter auf, um die Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen zu verringern. So kamen Bereiche wie Brand-Consulting, Content-Produktion und Social-Media-Management hinzu. Eine Bestätigung für diesen Weg folgte 2013, als der US-Sportsender ESPN die Agentur mit der Umsetzung des Slopestyle-Contests der X-Games Munich beauftragte.
Heute ist Rasoulution fest etabliert. „Unsere Expertise im Fahrradbereich ist gefragt“, begründet Tarek Rasouli diesen Erfolg. „Dazu kommen das globale Netzwerk und die große Erfahrung unserer Mitarbeiter.“
Den aktuellsten Einschnitt in der Agentur-Geschichte, den Corona-Shutdown, hat das Team relativ gesund überstanden – obwohl schon ab Februar Projekte wegfielen, weil Kunden Umsatzprobleme bekamen. Events wie der Red Bull District Ride in Nürnberg oder der GlemmRide in Saalbach wurden abgesagt. Für eine reine Eventagentur wäre es eine Katastrophe gewesen. Für Rasouli zahlte sich die Diversifikation aus – und dank seiner Lebenserfahrung konnte er mit der Situation gut umgehen.
„Wir haben uns sehr bedacht die nächsten Schritte überlegt“, sagt er. „Wir haben teilweise Kurzarbeit angemeldet, unsere Themen aber weiter vorangetrieben und in manchen Bereichen mehr Gas gegeben.“ Erfolgreiche und kreative Beispiele für diesen Umgang mit dem Lockdown sind das bis dato fast acht Millionen Mal aufgerufene Video Homeoffice von Fabio Wibmer oder „The Legend of Tommy G“ von Thomas Genon.
Auch der Blick nach vorne ist positiv, nicht zuletzt dank des aktuellen Booms in der Fahrradwelt: „Einige unserer Projekte haben sich auf die zweite Jahreshälfte verschoben. Da tut sich viel.“
Zurück zu Emil Johansson. Der meldete sich Ende 2017 bei Tarek Rasouli, dass es ihm schlecht gehe. „Die schwedischen Ärzte wollten ihn am Rücken operieren“, erinnert sich Rasouli. „Ich sagte: Moment! Operiert wird erstmal gar nichts.“ Er holte den damals 18-jährigen Schweden nach München und schickte ihn zu Lorenz Westner von der Sportschule Puch, mit dem er selbst schon lange zusammenarbeitet. „Das war sehr glücklich, dass wir diesen Draht hatten“, so Rasouli.
Bei den weiteren Untersuchungen durch Münchner Ärztinnen stellte sich heraus: Johansson litt unter einer überlangen Wirbelsäule, aber auch dem Epstein-Barr-Virus und der Autoimmunkrankheit Hashimoto. Mit Physiotherapie und Medikamenten konnte sein Immunsystem ab Sommer 2018 allmählich stabilisiert werden.
Noch im selben Jahr startete er wieder beim Red Bull Joyride in Whistler – und wurde Vierter. Beim Crankworx Rotorua 2019 setzte er nach einem Rückfall aus, doch drei Monate später beim Crankworx Innsbruck 2019 war Johansson mit Platz zwei wieder voll da. Endgültig vollendet war sein Comeback dann mit den Siegen bei den Crankworx-Events in Whistler 2019 und Rotorua 2020.
„Ich habe Emil zu vielen Arztterminen begleitet und ihn beraten. Dabei konnte ich ihm viel Skepsis und Angst vor den Behandlungen nehmen“, freut sich Rasouli noch heute. „Es ist für mich ganz etwas Besonderes, dass diese Geschichte so gut geendet hat.“ Emil Johansson wiederum ist Rasouli für seine Unterstützung, die weit über reines Athletenmanagement hinausging, ewig dankbar: „Auf Tarek kann man sich zu 120 % verlassen. Ich weiß nicht, wo ich heute wäre, wenn er nicht gesagt hätte, dass ich wegen meiner Verletzung nach München kommen soll. Ich kann ihm nicht genug für seinen Support danken.“
Tarek Rasouli wird bei den ISPO Re.Start Days am 30. Juni von 12:00 - 12:30 Uhr seine inspirierende Geschichte als Table Captain erzählen und Sie können mit ihm ganz persönlich diskutieren. Hier geht es zum vollen Programm der ISPO Re.Start Days.
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