Susi Mai ist eine der erfolgreichsten Kitesurferinnen der Welt. Den prestigeträchtigen „Red Bull King of the Air“ gewann sie drei Mal in Serie (2003, 2004, 2005). Zudem erreichte sie von 2003 bis 2012 konstant Top-5-Platzierung auf der Kiteboarding World Tour.
Nach 16 Jahren als professionelle Athletin hat sich Susi Mai erfolgreich von der Profisportlerin zur Unternehmerin gewandelt. Gemeinsam mit ihrem Business-Partner und Investor Bill Tai entwickelte sie die MaiTai Network Events, bei denen Start-Up-Unternehmer, Investoren und Profisportler von einander profitieren.
Unter ihrem Namen baut sie eine eigene Event-Agentur auf, mit der sie eigene Kitesurfing-Veranstaltungen und Events zum Schutz der Meere organisiert. Zudem erschien 2018 im Pantauro Verlag ihr erstes Buch „Gegen den Wind – eine Frau geht ihren Weg“. In unserem Interview spricht sie über diesen Prozess, ihre neuen beruflichen Ziele und das Standing von Frauen im Actionsport.
ISPO.com: Die MaiTai Network Events, die Sie in den vergangenen Jahren zusammen mit Bill Tai organisiert haben, waren Ihr Einstieg ins Unternehmertum. Wie ist die Idee dazu entstanden?
Susi Mai: Bill Tai hatte meinen Kontakt von Bill Lee, einem der Gründer von Amazon, erhalten, den ich beim Kitesurfen in Cabarete kennengelernt habe. Er schrieb mir eine E-Mail und lud mich als Kitesurflehrerin für sich und seine Freunde nach Maui ein. Ich ließ mich darauf ein und musste feststellen, dass seine Freunde alles Leute aus der Digital-Start-up-Branche waren, wie zum Beispiel Elon Musk. Plötzlich hatte ich also mit Leuten aus einer komplett anderen Branche zu tun, und unser gemeinsamer Nenner war das Kitesurfen. Aus diesem Treffen mit Bill ist die Idee zu MaiTai entstanden.
Wie ging es dann weiter?
Wir gründeten MaiTai als gemeinnützige Organisation, die sich mit den Einnahmen aus den Events für den Schutz der Meere einsetzt. Auf den Veranstaltungen brachten wir meine Kitesurfing-Buddies mit den Unternehmern aus der Start-up-Tech-Branche zusammen. Das war über viele Jahre sehr erfolgreich und hat mich persönlich enorm weitergebracht.
Seit zwei Jahren sind Sie nun nicht mehr Präsidentin von MaiTai Global, sondern bauen mit www.susimai.com Ihr eigenes Event-Business auf. Wie kam es zu dazu?
Bill und ich hatten unterschiedliche Auffassungen davon, wohin sich die MaiTai-Events entwickeln sollten. So war es für mich an der Zeit, eigene Wege zu gehen, denn mein Fokus gilt nach wie vor dem Kitesurfing und dem Schutz der Meere. Bill organisiert unter seinem Namen weiterhin Tech-Konferenzen zu Blockchain-Technologie, Krypto-Währungen und anderen Trends der Digitalisierung, die wir ja nach und nach in die MaiTai-Events integriert hatten.
Jetzt organisieren Sie zum Beispiel das Cabarete Kite Festival. Worum geht es da?
Das Cabarete Kite Festival ist ein gutes Beispiel, wie ich Network-Events organisieren möchte. In diesem Jahr hatte ich rund 50 Unternehmer eingeladen. Unter anderem auch Valerie Bönström, die Mrs Sporty und Pixformance gegründet hat und als deutsche Unternehmerin des Jahres 2012 ausgezeichnet wurde.
Zudem fanden im Rahmen des Festivals die GKA-Airgames statt, bei denen es um den Freestyle-Gedanken des Kitesurfens geht. Die anwesenden Top-Athleten kümmerten sich dann als „Kite-Caddys“ beim sportlichen Teil des Network-Events um das Coaching der Business-Gäste. Hier treffen Sportler auf Unternehmer, die aus ganz anderen Bereichen kommen und den Athleten vielleicht in ihrer Entwicklung weiterhelfen können. Zudem möchte ich das Kite Festival als Plattform etablieren, die auch von Firmen als B2B Event genutzt werden kann.
Das klingt spannend. Wird es das Festival auch an anderen Standorten geben?
Aus meinen Erfahrungen bei MaiTai möchte ich das Kite Festival zu einem Event entwickeln, bei dem ich nicht zwangsläufig selbst anwesend sein muss. Mir schwebt eine Art Franchise-System vor, das dann von interessierten Veranstaltern zur Organisation ihres Kite- und Network-Events genutzt werden kann. Wichtig ist mir dabei immer, dass auf dem Festival beide Seiten vom Networking profitieren. So können hier Firmen, die etwas Cooles im Actionsportbereich launchen, direkt Kontakte zu den besten Athleten knüpfen. Und wer will keinen Kiter in seinem Promo-Video, wenn er ein cooles Image aufbauen will?
Ein weiterer Event, den Sie nun veranstalten, ist der Ocean Goddess Retreat. Was hat es damit auf sich?
Der Event ist ein Wellness-Retreat für Frauen, die eine aktive Zeit mit Gleichgesinnten verbringen wollen. Mit Sierra Campbell haben wir eine tolle Yoga-Expertin an Bord, und zum sportlichen Rahmenprogramm gehören natürlich auch Kitesurfen und Surfen unter Anleitung professioneller Sportlerinnen. Es geht aber nicht nur um Action, sondern auch um Wellness und das Bewusstsein rund um den Meeresschutz.
Als aktive Athletin haben Sie auch die Digitalisierung und die steigende Bedeutung der sozialen Netzwerke hautnah miterlebt. Welche Auswirkungen hatte das auf Ihren Job als Profisportlerin?
Ich bin sehr früh mit dem Social-Media-Thema in Berührung gekommen, denn auf einem MaiTai-Event habe ich Dave Mooring kennengelernt. Er entwickelte die Facebook-Plattform und setzte dabei auch die ersten Facebook-Pages auf. Meine Page war eine seiner ersten Testseiten und bekam in den ersten drei Wochen 40.000 Follower. Das war eine krasse Entwicklung.
Sie waren auch eine der ersten 200 Nutzer auf Twitter. Wie kam das zustande?
Auch über MaiTai im Jahr 2006, denn mein damaliger Partner Bill Tai war einer der Investoren. Doch damals war ich noch sehr mit meiner Profikarriere beschäftigt, und es dauerte etwas, bis ich das Potential der sozialen Medien erkannte.
Und wie nutzen Sie heute Ihre Accounts?
In den vergangenen Jahren, in denen ich sehr mit der Organisation der MaiTai-Events eingespannt war, habe ich sie weniger für meine Darstellung als Sportlerin genutzt. Aber jetzt, mit der Veröffentlichung meines Buches „Gegen den Wind“ und der Organisation der eigenen Events, kann ich diese Kanäle sehr gut zur Promotion nutzen.
Sie haben sich als Frau in einer von Männer dominierten Actionsport-Welt durchgesetzt. Wie waren hier Ihre Erfahrungen?
Ich hatte das Glück, dass es bei mir durchwegs super gelaufen ist und mir niemand unnötig Steine in den Weg gelegt hat.
Und wie nehmen Sie als Actionsportlerin die „Me Too“-Debatte war?
Für mich ist die Debatte sehr spannend, weil sie ans Licht gebracht hat, wie vielen Frauen Ähnliches passiert ist. Ich persönlich habe sexuelle Übergriffe von Männern nicht erlebt, hätte es aber auch nie so weit kommen lassen und vorher eine klare Grenze gezogen. Zum Beispiel wollte ein Fotograf bei einem Shooting unbedingt, dass ich im Bikini fahre. Da ich damit aber schlechte Erfahrungen gemacht habe, bestand ich darauf, in Sporttop und Boardshorts zu fahren. Wenn er das nicht zugelassen hätte, wäre ich wieder abgereist.
Dazu gehört eine Menge Selbstbewusstsein. Ist es nicht auch so, dass sich Frauen gerade im Actionsport oft an den Männer messen lassen müssen?
Früher wollte ich genau die gleichen Sachen können wie meine männlichen Kitesurf-Kollegen und habe das auch mit schweren Knieverletzungen bezahlt. Die sportwissenschaftlichen Forschungen der letzten Jahre haben aber uns Frauen geholfen und die physischen Unterschiede zwischen Mann und Frau belegt. Im Skifahren ist es beispielsweise so, dass für Frauen das Risiko eines Kreuzbandrisses sieben Mal so hoch ist wie bei Männern.
Was mir gefällt ist, dass die Leistungen der Frauen durch solche Studien in die richtige Relation gesetzt werden. Jede Anerkennung, die du als Sportlerin bekommst, stärkt dein Selbstbewusstsein. Und wenn Frauen durch einen Sport wie das Kitesurfen einen schönen Körper bekommen, sollen und dürfen sie auch stolz darauf sein. Auf den Bildern, die von mir entstanden sind, habe ich immer versucht, genau das zu vermitteln.
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