Birds Familie hat russische Wurzeln. Ihr Vater stammt aus Russland. Ihr Großvater wanderte per Schiff in die USA aus. Er hieß mit Nachnamen Boorda. Als er nach Ellis Island kam, hätten die Leute ihn gefragt, wie er heißt, berichtete die Basketballerin in einem Beitrag für das Washington Jewish Museum. Als er Boorda geantwortet habe, hätten sie gesagt: „Boorda? Bird. Und jetzt geh weiter.“ So sei die Familie zu ihrem tierischen Nachnamen gekommen.
Die Familie ihres Vaters ist jüdisch. Aber ihre Mutter ist Protestantin. Sue Bird selbst ging weder zur Kirche, noch in den Tempel. Sie wurde nicht mal getauft. Als Kind habe sie aber immer das Beste von beiden Seiten bekommen und genommen. Mit der einen Hälfte der Familie feierte sie Ostern – mit der anderen Hälfte das Passcha-Fest. Heute sagt Bird, sie habe sich nie mit einer der beiden Glaubensrichtungen identifizieren müssen und trage von beiden das Beste in sich.
Sue Bird wuchs in einem akademischen Haushalt in New York auf. Ihr Vater war Arzt. Und ihre fünf Jahre ältere Schwester Jennifer eine Vorzeigeschülerin, was die kleine Sue zu hören bekam. „Oh, bist du Jen’s kleine Schwester?“ Schwester Jen beeindruckte nicht nur ihre Lehrer, auch Sue bezeichnet ihre ältere Schwester bis heute als ihre Heldin, zu der sie aufsah und der sie nacheiferte. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Heute ist es Jennifer Bird, die gefragt wird, „Oh, bist du die ältere Schwester von Sue?“
Im Jahrbuch in der fünften Klasse hatte die am 16. Oktober 1980 geborene Bird ganz andere Pläne. Rechtsanwältin, Ärztin oder Profifußballerin waren die Traumberufe, die sie dort eingetragen hatte. Aber sie wuchs in der Zeit auf, in der das Frauen-Basketball durchstartete. Als Sue Teenagerin war, wurde überall dafür geworben – schließlich startete 1997 die WNBA, das Pendant zur Männer-Basketballliga NBA. Sue gehörte zu jenen Mädels, die von der High School für das Frauen-Basketball angeworben wurden. „Als kleines Kind habe ich nicht vom Profi-Basketball geträumt. Aber als Teenager hatte ich definitiv das Ziel, es zu schaffen.“
Mike Bibby war bei den Männern das große Vorbild von Bird. Bibby spielte in Arizona, als sie begann, sich für Basketball zu interessieren. Und bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996 begeisterte sich Bird für die Olympiasiegerin Azzi – aber aus einem sehr speziellen Grund. „Ich dachte, oh, sie sieht aus wie ich.“ Das sei ihre Verbindung zu Azzi geworden. Was Azzi kann, kann ich schon lang, dachte sich Sue Bird – und wurde Profisportlerin.
Sue Bird ist eine Gewinnerin durch und durch. Schon an der High School gewann sie die nationale Meisterschaft und wurde in New York als Spielerin des Jahres ausgezeichnet. In Connecticut gewann sie mit ihrer Uni-Mannschaft unfassbare 136 von 145 Spielen – Bird machte nicht nur ihren Abschluss in Kommunikationswissenschaften, sondern wurde auch Spielerin des Jahres. Seit inzwischen fast 20 Jahren – seit 2002 – spielt sie in der WNBA. Sie hat mit Abstand die meisten Spiele in der Frauen-Liga bestritten und holte inzwischen vier Meisterschaften. Dazu kommen die Titel mit der Nationalmannschaft, mit der sie bereits viermal Weltmeister wurde. Und Erfolge in Europa. Denn Bird spielte sowohl in Moskau als auch in Jekaterinburg während der WNBA-Saison-Pausen und konnte alleine von 2007 bis 2010 viermal in Serie die Euroleague Women gewinnen. Ob sie nach Tokio aufhört? Nicht ausgeschlossen, aber auch nicht unbedingt gesagt. Schon seit ein paar Jahren spricht sie scherzhaft davon, einen Ein-Jahres-Plan zu verfolgen – am Ende jeden Jahres entscheidet sie neu, ob sie ihre Karriere fortsetzt.
Sue Bird hat auch eine israelische Staatsbürgerschaft. Das hat aber weder etwas mit ihrem jüdischen Glauben zu tun noch mit einer besonders engen Bindung zu Israel. Es sei einfach praktisch, für ihre Gast-Engagements in Europa auch über eine europäische Staatsbürgerschaft zu verfügen. Das mache es für Vereine leichter, sie zu engagieren.
Seit Langem lebt Bird vor allem in Seattle. Nirgends auf der Welt sei es bei warmem Wetter und klarem Himmel schöner, glaubt sie. Aber am liebsten mag sie ihre Wahlheimat nach eigenen Worten wegen der Restaurants-Szene. „Ich liebe es, zum Essen auszugehen“ - entweder zu den alten Favoriten oder in neue Restaurants.
Sue Bird ist schon länger mit US-Profifußballerin Megan Rapinoe liiert. Die beiden sind verlobt und wollen heiraten. Sie selbst habe nie an ein Coming Out gedacht, sagt Bird. Ihre Familie habe gewusst, dass sie lesbisch sei. Ihre Freunde hätten es gewusst, ihr gesamtes Umfeld habe es gewusst – sie habe schlicht keine Notwendigkeit gesehen, sich öffentlich zu outen. Aber dann habe ihr Megan die andere Seite gezeigt, dass Sichtbarkeit für homosexuelle Paare wichtig ist. Heterosexuelle Paare müssten überhaupt nicht erwähnen, dass sie zusammen sind. So lange homosexuelle Paare noch nicht soweit anerkannt seien in der Gesellschaft, müssten sie sich halt outen - „it actually does matter“. Sue Bird ist auch hier also ein Vorbild. Ihr Coming Out hat vielen Menschen das Selbstvertrauen gegeben, zu sein, wer sie wirklich sind.
Sollte Sue Bird doch nach Tokio ihre Spielerinnen-Karriere beenden, weiß sie schon, wie es weitergehen soll. Sie will Trainerin werden. Schon seit ein paar Jahren versuche sie, die Spiele mit den Augen eines Trainers zu sehen. Doch sollte wider Erwarten die Trainerinnen-Karriere nichts werden, könnte sie sich auch eine Karriere im Fernsehen vorstellen
Sue Bird gibt sich als Kämpferin für ein liberales, aufgeklärtes Amerika. Mit ihrer Verlobten Rapinoe half sie erst kürzlich im Impfzentrum. Den früheren US-Präsidenten Donald Trump kritisierte sie. Doch vor allem widmete sie sich mit anderen Spielerinnen der WNBA dem Kampf für mehr soziale Gerechtigkeit und gegen Diskriminierung. Als Vizepräsidentin der Spielergewerkschaft der WNBA handelte sie aus, dass auf den Trikots der Basketballerinnen Botschaften zur sozialen Gerechtigkeit standen. Aber es stand nicht nur die Parole „Black live matters“ plakativ auf den Trikots. Die Spielerinnen stellten auch einen Forderungskatalog etwa nach Überarbeitungen in der Strafjustiz auf. Anders als Männer würden Frauen ganz anders betrachtet. Männliche Athleten dürften ausschließlich ihren Sport ausüben. Bei Frauen dagegen werde zusätzlich zum Sport beurteilt, wie sie aussehen und wen sie lieben. Weil die Frauen dadurch aber auch darin geübt sind, in Gesprächen über soziale Gerechtigkeit eine geschlossene Front zu bilden, brachte sie mit anderen Spielerinnen die WNBA dazu, hier ein Vorbild zu sein.
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