David Lama galt schon früh als Wunderkind des Kletterns. Bereits mit fünf Jahren wurde er von Peter Habeler in einer Kletterhalle entdeckt. 2004 und 2005 folgten die ersten Erfolge als Jugend-Weltmeister. Im Jahr darauf gewann er mit 16 als jüngster Weltcupsieger überhaupt einen Vorstieg- und Boulder-Weltcup in einer Saison.
Später zog es ihn raus aus den Kletterhallen in die freie Natur. 2012 gelang ihm mit Peter Ortner die erste freie Begehung der Kompressor-Route am Cerro Torre in Patagonien. Und erst vergangenen Oktober gelang Lama die Solo-Erstbesteigung des 6895 Meter hohen Lunag Ri in Nepal.
David Lama war 28 Jahre alt, als er zu seiner letzten Tour in den Rocky Mountains aufbrach.
Auf seiner offiziellen Website veröffentlichten seine Eltern am Freitag ein Statement: „David lebte für die Berge und seine Leidenschaft für das Klettern und Bergsteigen hat uns als Familie geprägt und begleitet. Er folgte stets seinem Weg und lebte seinen Traum. Das nun Geschehene werden wir als Teil davon akzeptieren.“
Auch Hansjörg Auer zählte zu den talentiertesten Kletterern der Welt. Er war einer, der einfach machte und stets seine Grenzen austestete. Mit seiner Free-Solo-Begehung der 37 Seillängen des „Wegs durch den Fisch“ an der Marmolata-Südwand in den italienischen Dolomiten wurde er 2007 weltweit bekannt. Im selben Jahr veröffentlichte Auer sein erstes Buch „Südwand“. Dort beschreibt er seinen Weg vom Kletterer aus Umhausen zum Spitzenalpinisten.
Erst Anfang 2018 ging ein GoPro-Video von ihm durch die Kletterszene, in dem er sich mangels anderer Rückzugsmöglichkeiten an einer lächerlich kleinen Felsnase abseilt. Zu seinen großen Vorbildern zählte der Pionier Reinhold Messner.
Freunde und Familie trauern um den Verlust des großen österreichischen Kletterers.
Ihr amerikanischer Begleiter Jess Roskelley gehörte ebenfalls zu den Größen in der Kletter-Community. Mit gerade einmal 20 Jahren bestieg er 2003 gemeinsam mit seinem Vater den Mount Everest. Zu dieser Zeit war er der jüngste Amerikaner auf dem höchsten Gipfel der Welt.
Mit der Bekanntgabe des Funds der Leichen am Ostersonntag war klar, dass die internationale Klettergemeinde drei ihrer Spitzen-Kletterer verloren hatte. Der Verlust löste weltweit große Trauer und entsetze Reaktionen aus.
Der österreichischen Nachrichtenagentur APA sagte Messner, er habe Lama und Auer persönlich gekannt. Vor allem David Lama habe seine „Kletterkunst in große Dimensionen getragen“ und zudem über eine „starke Ausstrahlung" verfügt. Mit Hansjörg Auer stand Messner in noch engerem Kontakt. Er sei "in jeder Disziplin absolute Weltspitze“ gewesen, so der Alpinistenpionier.
Der Tod der beiden machte Messner nachdenklich. Von den Weltbesten, die sich in diesem Bereich bewegen, komme die Hälfte ums Leben – dies sei schon immer so gewesen.
„Bergsteigen in dieser Dimension ist faszinierend. Aber es ist auch schwer zu vertreten“, so Messner.
In einem Interview mit der APA äußerte sich auch Peter Habeler, der einst mit Reinhold Messner die Erstbesteigung des Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff gelungen war: „David war ein sehr guter Freund von mir, er war menschlich toll und humorig. Ich habe mit ihm zu meinem 75. Geburtstag den Eiger machen dürfen. Da geht ja auch nicht jeder mit. Er war in Hochform. Es war toll ihm zuzuschauen, wie er sich so behände und flink am großteils vereisten Fels bewegte. Ich bin in Schockstarre. Aber was soll man machen?“
Weiter sagte Habeler: „Unvernünftig waren weder David noch Hansjörg. Sie haben immer alles ausbaldowert und waren umsichtig. Es ist schwer zu verstehen, dass so gute Leute am Berg umkommen. Aber es passiert immer wieder. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen, weil beide umdrehen konnten, wenn es zu gefährlich wurde. Das haben sie auch immer wieder getan. Diesmal ist es nicht gelungen.“
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