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ISPO.com: Frau Friesinger-Postma, 2010 haben Sie wegen eines Knorpelschadens im Knie Ihre Karriere beendet, im Alter von 33 Jahren. Mittlerweile haben Sie geheiratet, zwei Kinder bekommen – aber so ganz ohne Sport geht’s sicher nicht, oder?
Anni Friesinger-Postma: Natürlich nicht! Meine Töchter sind wirklich im besten Alter! Ein wunderschönes Alter, aber die beiden fordern mich auch.
Wie oft kommen Sie noch zum Sport?
Ganz, ganz, ganz wenig! Höchstens mal am Wochenende, wobei Sonntag bei uns der heilige Familientag ist. Oder abends wenn die Kinder im Bett sind. Bevor ich mich dann wieder an die Buchhaltung setze, rolle ich meine Matte aus und mache meine Übungen.
Was für Übungen sind das?
Core stability heißt das Stabilitätstraining jetzt so schön: Sit-ups, Liegestütze, kleine Sprünge, Seitstütz, um den ganzen Muskelapparat in Form zu halten. Und am Wochenende Ausdauertraining, meistens Inline-Skating oder Laufen. Manchmal sind die Kinder dabei – die Große fährt jetzt Rad, und die Kleine hat so ein Laufrad, mit dem sie ordentlich Gas gibt. Und ich mache dazu meine Eislaufsprünge.
Eislaufsprünge?
Klassische Hocksprünge, Burpees, dazu Seitsprünge, der klassische Tiefgang – und das eben kombiniert mit Laufen. Fahrtenspiel nennt sich das.
Im Prinzip das, was Sie früher auch gemacht haben – nur nicht ganz so oft.
Genau. Die etwas ruhigere Variante. Aber nach wie vor versuche ich eine technisch gute Ausführung zu schaffen. Dann ist das ein Top-Fitmacher. Dann langt schon eine Viertel- oder halbe Stunde. Oder Stand-up-Paddling: Am Mondsee in der Nähe von Salzburg mache ich das, so entspannend und doch die Feinkoordination fordernd: wunderbar! Die Kleinen kommen mit Rettungsweste und Schwimmflügeln mit aufs Brett, und dann erkunden wir den See.
Anni Friesinger: Skating in Salzburg
Auf den Inline-Skates sind Sie dagegen wohl eher alleine unterwegs...
Das geht nicht mit den Kids, das ist zu gefährlich. In Holland, wo mein Mann die meiste Zeit über lebt, gibt es eine richtige Inline-Bahn, ein 300 Meter langes Oval. Da hat man sogar bei leichtem Regen noch Grip. Außenrum gibt es noch eine zweieinhalb Kilometer lange Fahrradbahn, auf der auch Kinder fahren können, mit Sprints und Zeitfahr-Wettbewerben.
Und bei mir daheim in Salzburg skate ich an der Salzach entlang, kilometerlange Top-Radwege mit super Asphalt, meistens morgens in der Früh, wenn es noch nicht so voll ist. Im Moment sitze ich schon wieder im Büro, habe schon die ersten Waren angenommen und habe meine Angestellten instruiert.
Mit meinen zwei Concept Stores „Small Heroes“, einem in Salzburg, einem in Holland, haben wir einjähriges Bestehen gefeiert. Dazu gehört auch ein Web-Shop für Kinderkleidung und Accessoires.
Wie sieht morgens Ihr Büroalltag aus?
Nachsortierung von den am Vortag verkauften Artikeln, Briefing des Personals und Webshop-Arbeit.
Wie läuft das Geschäft?
Ich bin zufrieden. Der Einzelhandel mit seinen auch dunklen Monaten ist für mich ein ganz neuer Sektor. Da muss man einen langen Atem haben – und ein gutes Team, wie im Sport. Bei den Mitarbeitern bin ich schon streng, muss ich auch sein.
Vom Eisschnelllauf zu Discounter Kik
Wie war der Wechsel von der Leistungssportlerin zur Geschäftsfrau?
Ich bin in meiner aktiven Zeit viel gereist und war immer schon sehr design-affin, hab' sogar mal Innenarchitektur studiert, aber nicht abgeschlossen.
Zwei Jahre lang durfte ich bei einem Fertighaus-Hersteller arbeiten, hab' da ein Haus mitentwickelt, das gleich einen Preis gewonnen hat. Design spricht mich voll an, vor allem das nordische: klare Linien, keine schrillen Farben, sondern eher gedeckt und ruhig.
Als ich noch aktiv war, wollte ich schon einen Concept Store in Salzburg eröffnen mit ausgesuchten Bildbänden, coolen Accessoires, Musik, schönen Gürteln und Schuhen – aber dafür war keine Zeit. Als Mama von zwei Kindern habe ich gemerkt, dass ich die coolen Sachen immer nur im Internet bestelle.
Über meine Schwester und meinen Bruder, die in Finnland und Norwegen leben, hab' ich wunderschöne Sachen bekommen. Dann hab' ich mich erkundigt, einen Unternehmer-Kurs belegt, einen Businessplan gemacht, und aus meiner Beratertätigkeit für K2, Triumph, Ergee und HiPP hatte ich ja schon ein bisschen Erfahrung.
Wie kam es zu der Verbindung zur Firma Kik? Sie sind dort Markenbotschafterin. Kik verbindet man ja nicht direkt mit Sport...
Ich bin ja Testimonial für deren Wäsche- und Socken-Marke Ergee, die auch eine eigene Sportlinie hat. Kik ist kürzlich auch ins Onlinegeschäft eingestiegen. Da kann ich viel lernen.
Die sind gerade im Umbruch, wollen raus aus der Billigdiscounter-Ecke und brauchten jemand aus dem Sport, der auch Erfahrung im Wäsche-Sektor hat. Davor habe ich für Asics, Mizuno und Triumph diese muskelunterstützenden Produkte mitentwickelt, die auch in unseren Rennanzügen steckten. Sportler sind ja sehr genau, was die Passform angeht.
Was verkaufen Sie in Ihren Shops?
Meine Produkte sind überwiegend mittel- und hochpreisig, fast alles Bio-Baumwolle von nachhaltigen Newcomer-Labels. Da kann ich mich voll einbringen. Finde ich total spannend.
Ganz schön viel, was Sie sich da neben Ihrer Familie noch so zumuten!
Stimmt, ich brauche eigentlich einen 36-Stunden-Tag – und den würde ich auch noch voll knallen.
Mehr Einblicke in ihr Leben nach dem Profisport gibt Anni Friesinger-Postma auf ihrer offiziellen Homepage und ihrer Facebook-Seite.
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