Silber bei der Heim-Europameisterschaft 2018 in Berlin, als erste deutsche 100-Meter-Läuferin seit mehr als 25 Jahren unter der magischen 11-Sekunden-Marke geblieben – Gina Lückenkemper ist in den letzten beiden Jahren im Raketentempo in die Schlagzeilen gesprintet.
Am Dienstag (5. Februar) ist die erst 22 Jahre alte Leichtathletin des Jahres ab 13.30 Uhr im Health- und Fitness-Bereich in der Halle A6 auf der ISPO Munich zu Gast, wie am gleichen Tag zuvor schon der Beachvolleyball-Olympiasieger Julius Brink und am Tag darauf der 800-Meter-Olympiasieger Nils Schumann.
Vor ihrem Auftritt bei der ISPO Munich spricht der Liebling der deutschen Sport-Fans im Gespräch mit ISPO.com schon über die Wichtigkeit eines „guten Körpergefühls“ und warum sie auf der weltgrößten Messe der Sportindustrie Trainings-Tipps geben wird.
ISPO.com: Gina Lückenkemper, internationale Medaillen, Unter-Elf-Sekunden-Läuferin – wie schafft man das als deutsche Sprinterin?
Gina Lückenkemper: Ein wirkliches Erfolgsgeheimnis gibt es da eigentlich nicht. Ich habe Spaß an dem, was ich tue. Und ich habe mit Uli Kunst einen cleveren und weitsichtigen Coach, der mich intelligent trainiert. Dazu kommt mein verdammt gutes Körpergefühl.
Sportlerkollegen kritisieren die in Deutschland vergleichsweise nicht perfekten Rahmenbedingungen für Talentförderung und Leistungssport. Was könnte Ihrer Meinung nach besser laufen und woran mangelt es?
Das kann ich teilweise verstehen. Die Rahmenbedingungen in manch anderen Ländern sind besser als bei uns in Deutschland. So gibt es beispielsweise einige Hallen, in die es reinregnet und in denen Deutschlands Topathleten trotzdem tagtäglich trainieren. Ich kenne solche Bedingungen, da auch ich oft in solchen Hallen trainiere. Es ist ja nicht so, dass es in Deutschland an Sportstätten wirklich mangeln würde. Die entsprechenden Sportstätten benötigen einfach nur mehr Pflege, und das bedeutet auch, dass Geld in sie investiert werden muss.
Das größte Potenzial sehe ich jedoch nach wie vor in der Jugendförderung. In Deutschland wird oft erst dann gefördert, wenn die Athleten Weltklasse-Niveau erreicht haben. Der Weg dorthin kommt da oft zu kurz und wird vernachlässigt. Im Fußball läuft das Ganze anders. Dort wird viel mehr Wert auf die Jugendförderung gelegt. Wir sollten viel mehr auf die Zukunft des deutschen Sports setzen und die Talente stärker unterstützen, als wir das bisher tun.
Was bringt Sie auf die ISPO Munich?
Da auch ich ein Mensch bin, der nur mit „Wasser kocht“, möchte ich gern mein Wissen und mein Verständnis vom Schnelligkeitstraining weitergeben und bei Menschen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass man auch mal andere Wege gehen kann und sollte. Ein Blick über den Tellerrand hinaus schadet niemandem.
Sie sind auf der Health- und Fitness-Bühne der ISPO Munich zu Gast. Welche Gesundheits- und Fitnesstipps haben Sie für Prosumer?
Dass man immer den Spaß am Sport behalten und nie übertreiben sollte. Wenn man sich im Fitnessstudio mal müde oder schlapp fühlt, dann lieber weniger Gewicht nehmen und die Übungen dem körperlichem Befinden anpassen.
Wie sieht im Vergleich Ihr tägliches Trainingspensum aus?
Das ist gar nicht so extrem, wie manch einer annehmen mag. Es sei jedoch gesagt, dass für eine Sprinterin und somit allen voran für die schnell zuckenden Muskelfasern die Regenerationszeit extrem wichtig ist. Ich trainiere deshalb an sechs Tagen in der Woche und meist so zwischen 1,5 und 3 Stunden.
Welche Ziele haben Sie als Sprinterin für die nächsten Jahre?
Gesund bleiben und weiterhin Spaß am Sprinten haben. Und mit dieser Kombination ganz viele schnelle Zeiten rennen.
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