- Wie trennt man Privat- und Berufsleben?
- Wie hat die Welt auf deinen Kniefall reagiert?
- Brauchen wir mehr Symbole als Teil friedlichen Protests?
- Sollten Athlet*innen mehr zum Symbol werden?
- Wie können junge Athleten ihre Meinung äußern?
- Ist Erfolg eine Voraussetzung für Engagement?
- Wie gehst du mit der Verantwortung um, die deine Reichweite bringt?
- Wie denkst du über Resilienz?
- Du hast ein Kinderbuch geschrieben, stand hier auch die Förderung von Selbstvertrauen im Vordergrund?
- Wie stellen wir sicher, dass der Sport nicht als politisches Instrument missbraucht wird?
- Brauchen wir mehr Corporate Responsibility?
Man muss definitiv eine Balance finden, denn es nimmt viel Zeit ein. Und es braucht jede Menge Herzblut und auch Arbeit, um Dinge anzustoßen und etwas zu bewegen. Daneben Zeit für die Familie zu finden, ich habe ja jetzt eine Tochter, das zu genießen, aber auch hier voll präsent zu sein, ist ein superwichtiger Balanceakt für mich. Ob ich die Balance immer so gut hinbekomme, ist eine andere Sache. Aber abzuschalten und die privaten Momente zu erleben, hilft oftmals dabei, etwas Neues zu entdecken, um zum Beispiel ein Problem zu lösen, über das man nachgedacht hat.
Den Support, den ich weltweit bekommen habe, war wahnsinnig. Zu sehen, dass Fußballer, Cricketspieler, Volleyballer oder auch Cheerleader den Kniefall als Symbol übernommen haben und sich die Geste über den Globus verbreitet hat, war unglaublich. Vor allem im Hinblick darauf, dass die ganze Welt damit gezeigt hat, dass sie sich eine bessere Zukunft wünscht. Und das hat mich bestärkt, denn andere wollten damit das gleiche wie ich und haben meine Vision geteilt. Das hat es für mich auch einfacher gemacht, weiterzukämpfen.
Ein Teil von mir wünscht sich, wir bräuchten gar keine. Das ist für mich auch das Ziel, auf das wir zugehen sollten. In der Zwischenzeit ist es aber wichtig, auf dem Weg dorthin diese Symbole zu haben. Denk nur an Leute wie Rosa Parks oder Mohammed Ali, die zu Hoffnungsträgern geworden sind. An sie man denkt, wenn man versucht, Hürden zu überwinden oder schwere Zeiten zu überstehen. Sie sind Symbole. Es ist wichtig, diese Vorbilder zu haben, auf die man sich stützen kann, wenn man sich selbst schwertut.
Heute und in der Zukunft wird man mehr und mehr Athlet*innen sehen, die Stellung beziehen und in ihren Communitys und darüber hinaus wirken. Sie haben direkten Zugang und eine direkte Verbindung zu den Menschen. Und diese haben mittlerweile auch viel direkter die Möglichkeit, ihre Meinung oder ihre Unterstützung zu äußern, als es vielleicht 2016 noch der Fall war. Das hat die Dynamik insgesamt verändert.
Ja und nein. Du musst in dem, was du machst, nicht der Größte sein, um eine informierte Meinung zu einem Thema zu vertreten, das unsere Gesellschaft oder eine Community direkt betrifft. Denn du bist ja auch ein Teil davon. Die Realität im Moment ist aber, dass manche Unternehmen nicht mit dir arbeiten wollen, wenn du ein Unruhestifter bist. Andere wiederum sehen das als Führungsqualität. Ein Teil von Leadership ist, etwas Unbequemes zu tun, das aber das Beste fürs Team oder die Gesellschaft ist. Zu sagen „Oh, das ist ein Unruhestifter“, anstelle von „Oh, das ist ein Vordenker“, ist in meinen Augen falsches Denken. Dieser Mindset-Shift muss sich gesellschaftlich noch vollziehen.
Je mehr Reichweite du hast, desto mehr Verantwortung trägst du. Egal, ob du dir dessen bewusst bist oder nicht. Es ist deshalb total wichtig, sich selbst vor Augen zu führen, welchen Effekt ein Post hat. Ich denke viel darüber nach, wie ich mit dem, was ich tue, das beste Ergebnis für alle erzielen kann – versus, was das beste Ergebnis für mich persönlich wäre. Ich versuche, überlegt mit meinen Posts umzugehen.
Für mich ist Widerstandsfähigkeit Übungssache. Jedes Mal, wenn sich ein Problem ergibt, ist das eine Gelegenheit, sich in Resilienz zu üben. Indem man das Thema in einzelne Momente aufbricht, macht man es auch viel zugänglicher. Wenn man es nicht Stück für Stück angeht, wird das Thema unübersichtlich und man weiß nicht, wie man Resilienz erreichen soll. Deshalb betrachte ich Probleme als eine Übung. Ein Hindernis oder zwei zu überwinden, machen einen nicht automatisch widerstandsfähig und belastbarer. Konsistent sagen zu können, ich schaffe es da durch und lasse mich davon nicht aufhalten, schon eher.
Auf jeden Fall. Selbstvertrauen – man kann auch Optimismus sagen – schon in jungen Jahren aufzubauen, empfinde ich als extrem wichtig. Und das wollte ich mit dem Buch erreichen. In den meisten Situationen gibt es einen Weg zu gewinnen oder weiterzukommen. Eine stabile Basis zu haben, erlaubt dir erst, Gelegenheiten wahrzunehmen, die dich weiterbringen, anstatt nur auf das Problem zu schauen. Das Problem gibt dir nur einen Rahmen, das richtige Mindset gibt dir dagegen die Möglichkeit, durchzukommen, das Problem zu überwinden – sei es drunter, drüber, an der Seite oder wie auch immer.
Ich hatte damit seit meiner Kindheit zu tun. Vor allem im Sport: Du verlierst, du wirst gedemütigt, hast furchtbare Tage. Kannst du daraus Widerstandsfähigkeit und Selbstvertrauen entwickeln und beim nächsten Training oder Spiel auftauchen und besser sein als beim letzten? Sehr oft stellt dich der Sport vor Situationen, die dich öffentlich blamieren und demütig werden lassen – vor allem, wenn du jung bist. Viele haben jetzt sicher genau solche Szenen im Kopf und denken „oh, das war schrecklich“. Denn oft sind uns die Niederlagen oder schlimmen Momente wesentlich präsenter. Davon zurückzukommen, weiterzumachen und das nächste Mal stärker auf dem Feld oder Platz zu stehen, gibt dir eine Widerstandsfähigkeit, auf die du nicht nur im Sport, sondern in allen Lebensbereichen bauen kannst.
Athlet*innen sind in einer einzigartigen Position, um die Elemente des Sports zum Leben zu erwecken. Es liegt aber gleichzeitig in der Verantwortung von Fans oder Communitys den Organisationen gegenüber zu zeigen, was ihnen wichtig ist. Dann müssen Organisationen reagieren. Denn ohne Fans, Unterstützer*innen oder Athlet*innen, geht es nicht. Die Verantwortung, eine bessere Zukunft zu schaffen, liegt also bei uns allen. Athlet*innen haben natürlich eine wichtige Außenwirkung. Sie können Dinge anstoßen und Fans und Communitys zum Mitmachen bewegen – und so zur Bewegung werden.
International bin ich mir nicht so sicher, aber in den USA wurde anfänglich viel angestoßen, vor allem aus Marketing und PR heraus. Aber davon ist viel wieder verblasst oder ganz verschwunden. Initiativen für Gleichberechtigung und Diversität sind demontiert, Stellen wieder gestrichen worden. Es gibt also noch viel zu tun. Kund*innen, Fans oder Communitys können jedoch wieder eine Rolle spielen. Denn sie entscheiden selbst, welche Marken sie unterstützen – je nachdem, wer ihre Werte vertritt. Brands, die ein Statement setzen und das gut machen, haben gegenüber anderen Unternehmen einen Riesenvorsprung. Im Umkehrschluss hat das dann neben Business-Auswirkungen auch kulturellen und gesellschaftlichen Impact. Je mehr Unternehmen das verstehen, desto besser. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, Sportler*innen, Marken, Fans, dann können wir mit Sport die Zukunft schneller verändern und eine größere Wirkung entfachen, als wir denken. Und das kommt uns wiederum allen zugute.
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