ISPO.com: Alexandra Wenk, wie wichtig ist es, dass eine junge Profi-Schwimmerin eine Marke entwickelt?
Alexandra Wenk: Sehr wichtig, gerade in der heutigen Zeit. Schwimmen ist zwar eine der größten Breitensportarten Deutschlands, aber trotzdem nicht so populär wie Fußball. Abgesehen von den Olympischen Spielen sind wir ansonsten medial kaum präsent. Früher war das anders, ich denke da nur an die Zeiten mit Franziska van Almsick.
Heute hat sich das geändert, was sicher auch daran liegt, dass in den letzten Jahren die Erfolge nicht so da waren, wie es einige gehofft haben. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir unseren Sport offensiver positionieren und medial präsent sind.
Sponsoren helfen mit Trainings-Equipment
Welche Sponsoren konnten Sie bislang für sich gewinnen?
Die beiden größten sind Head Swimming und die Stadtwerke München.
Wie wichtig sind die Partner, damit Sie den Beruf als Profi-Sportlerin ausüben können?
Sehr wichtig, sie unterstützen mich mit Ausrüstung und finanziell. Diese Unterstützung kann ich wieder in Trainingsmaßnahmen investieren.
Welche Anforderungen stellen die Sponsoren an Sie?
Da ist alles schriftlich geregelt. Mir und meinen Sponsoren ist es wichtig, dass es eine Partnerschaft ist und wir uns oft austauschen.
Können Sie Geld zurücklegen?
Nein. Wie gesagt das meiste investiere ich wieder in das Training, da der Verband ja nicht alles übernimmt.
Facebook & Co. statt eigener Homepage
Wie vermarkten Sie Ihre Erfolge, vor allem Medaillen bei internationalen Wettkämpfen?
Ich arbeite seitdem ich 15 Jahre alt bin mit der Y.E.S. Sportmarketing zusammen. Die kümmern sich professionell um die Vermarktung und es entwickelt sich immer weiter.
Was tun Sie, um diese Präsenz zu zeigen? Eine eigene Homepage haben Sie nicht...
Ich veröffentliche beispielsweise über Facebook und Instagram viel von dem, was ich gerade mache und wo ich bin. Das könnte ich auf einer Homepage gar nicht machen. In der heutigen Zeit sind die sozialen Netzwerke ohnehin viel interessanter.
Niemand wird spontan nach Alexandra Wenk googeln. Und wenn, dann ist er rasch wieder weg von der Seite. Wer aber einmal in den sozialen Netzwerken auf Follower gedrückt hat, der bleibt dran.
Posten Sie deswegen auch so viel Privates aus dem Alltag?
Mir ist es wichtig zu zeigen, welcher Charakter, welche Person hinter der Sportlerin Alexandra Wenk steckt. Professionelle Sportler bauen oft eine Fassade auf, vor allem bei Wettkämpfen. Alles dreht sich um deinen Sport und deine Leistung. Es ist aber auch wichtig zu zeigen, was ich außerhalb der Trainingshalle mache.
Dass ich gerne Rap höre, gerne Schuhe kaufen gehe oder mich für Mode interessiere. Auch diese privaten Aspekte sind für die Follower relevant und vervollständigen das Bild und den Charakter des Sportlers.
US-Trials sind Vorbild für den Schwimmsport
Sie haben in Interviews gesagt, dass Sie gerne mal als Victoria-Secret-Model arbeiten wollen beziehungsweise sich den Model-Job sehr gut vorstellen können. Sind das bewusste Aussagen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen oder zu erhöhen?
Ich weiß, dass es unterschiedliche Ansichten darüber gibt. Mir wurde schon gesagt, ich solle mich aufs Schwimmen konzentrieren. Aber warum soll das nicht zusammen funktionieren? Ich bin keine Schwimmerin, die ein Riesenkreuz hat, und interessiere mich für Mode.
Warum soll es da falsch sein zu sagen, irgendwann mal modeln zu wollen? Das bin ich. Und ich werde mich nicht verstellen. Was der eine oder andere darüber denkt, ist mir dann auch egal.
Wie schwer ist es für eine junge Schwimmerin, sich in der öffentlichen Wahrnehmung gegen prominente Sportler durchzusetzen?
Es ist schon schwer, na klar, obwohl du vielleicht schon mehr Titel gewonnen hast als so manch ein Prominenter. Natürlich schauen mehr Leute die Champions League als die Schwimm-WM. Ich habe bei den Olympischen Spielen viel mit Fußballern, Leichtathleten oder Handballern darüber gesprochen. Die haben vielleicht mehr Follower als du.
Aber das Schöne ist: Die meisten behandeln dich auf Augenhöhe. Denn sie wissen genau, was du täglich durchmachst und wie hart du trainierst. Generell muss mehr passieren, um mehr Aufmerksamkeit fürs Schwimmen zu erzeugen. 50-Meter-Rennen beispielsweise lassen sich wunderbar verkaufen, vielleicht in etwa so wie 100-Meter-Rennen in der Leichtathletik.
Haben Sie eine konkrete Idee, wie das aussehen könnte?
Naja, wenn wir schauen, wie die Amerikaner ihre Trials gestalten, dann ist das schon ein großer Unterschied zu unseren Deutschen Meisterschaften. Das ist schon eine andere Liga.
Wir sollten das natürlich nicht kopieren, aber auf eine andere Art und Weise umgestalten und mehr Markenpräsenz mit reinbringen. Dann ist es auch einfacher, unseren Sport besser zu positionieren.
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