ISPO.COM: Hallo Lena, Hallo Tobi. Das Motto der ISPO Munich 2022 ist “New Perspectives on Sports”. Was sind diese neuen Perspektiven?
Lena: Es sind über zwei Jahre vergangen seit der letzten ISPO Munich. In dieser Zeit hat sich mehr getan, als sonst in zehn Jahren. Unser aller Perspektiven haben sich geändert. Das gilt insbesondere im Sport und Sports Business, wo ganz neue Herausforderungen wie gestörte Lieferketten, veränderte Orderzyklen und die verstärkte Digitalisierung entstanden sind. Der Sport braucht neue Perspektiven. Die ISPO Munich ist die Plattform dafür und die damit verbundenen Lösungsansätze.
Tobi: Wir können die Herausforderungen von heute nicht mit den Lösungen von gestern angehen. Wir sind ja noch weit vom “Normalzustand” vor Covid entfernt. Corona, der Krieg in der Ukraine, die gestörten Lieferketten, die Inflation und die Gaskrise werden uns auch auf der ISPO Munich beschäftigen und die Art und Durchführung der Veranstaltung beeinflussen.
Daher brauchen wir neue Perspektiven – auf den Markt, die Konsumenten, den Handel und den Sport an sich. Wir machen deshalb auf der ISPO Munich mit dem Future Lab eine zentrale Halle zum Innovationslabor. Hier treffen sich die wichtigsten Köpfe der Branche, diskutieren, was jetzt zu tun ist. Wir wollen Lobbyplattform sein und dem Sport die wichtige Stimme geben, die seiner Stellung in der Gesellschaft entspricht.
Was ist noch anders auf der ISPO Munich 2022?
Tobi: Es geht im Jahr 2022 nicht mehr darum, als Aussteller die komplette Kollektion zu zeigen. In einer Welt, in der einzelne Produkte oft austauschbar sind, müssen Marken einen emotionalen Mehrwert bieten. Händler und Konsumenten entscheiden sich heute für Produkte, wenn sie vorbildlich sind und man sich mit der Marke identifizieren kann. Um erfolgreich zu sein, sollten Aussteller dies bei der Planung ihres Messeauftritts berücksichtigen.
Das bedeutet konkret: Es geht nicht mehr darum, alle Produkte zu sehen, sondern die Top-Produkte aus der Range für einen guten Überblick, sowie die Markenpositionierung und Vision zu erklären. Dafür benötigt es eine andere, gerne auch kleinere Art des Auftritts.
Wie wollt Ihr das sicherstellen?
Lena: Unser Ansatz, die maximale Standgröße auf 200 Quadratmeter zu beschränken, führt dazu, dass Aussteller sich stärker auf die wirklich wichtigen Themen fokussieren. Viele sind auch dankbar, dass sie nun ihr Budget für Inhalte einsetzen können, statt für den größten Messestand.
Tobi: Ohne die Beschränkung auf 200 Quadratmeter Standfläche hätten wir sogar einigen Ausstellern absagen müssen. Aufgrund von Parallelveranstaltungen stehen auf dem Messegelände nur zehn Hallen zur Verfügung. Also eine echte Win-win-Situation für alle.
Die bestens gebuchte ISPO Munich 2022 ist eine positive Nachricht für die gesamte Branche. Dennoch fehlen einige große Namen aus dem Ski Hartware-Segment.
Tobi: Ich muss zugeben: Wir sind etwas überrascht, dass einige größere Skimarken in Zukunft auf “Direct to Consumer” setzen und anscheinend keine Notwendigkeit mehr sehen, bei einem Messeauftritt mit dem Handel zu sprechen. Sie nehmen in Kauf, dass sich der Handel von ihnen abwendet und lieber bei den Marken einkauft, die Präsenz auf der ISPO Munich zeigen.
Dabei war der Gesprächsbedarf noch nie so groß wie diese Saison.
Was sind konkrete Themen aus dem Skibereich, die auf der ISPO Munich 2022 diskutiert werden?
Die Wintersportbranche steht vor einer herausfordernden, wenn nicht der herausforderndsten Saison in ihrer Geschichte angesichts gestörter Lieferketten, Lieferproblemen, Margenrückgang, Klimawandel, Energiepreise, etc. Bis jetzt ist noch nicht klar, wie stark die Preise für Lifttickets steigen werden, ob überhaupt genügend Energie für einen Liftbetrieb und Schneekanonen zur Verfügung steht, welche Unternehmen die bestellte Ware rechtzeitig liefern können, wie die Geschäftsmodelle der Zukunft entlang der kompletten Wertschöpfungskette aussehen. Und wie es überhaupt gelingt, den Markt wieder größer zu machen, statt sich gegenseitig Marktanteile in einem seit Jahren schrumpfenden Markt abzujagen.
Wer wird oder müsste hier dringend diskutieren?
Alle Stakeholder von Tourismusverbänden über Bergbahnen, Ausbildungsbetriebe, Hotellerie und Gastronomie, Handel und natürlich auch die Wintersportindustrie. Wir sind weiterhin in Kontakt mit allen Marken und hoffen, dass sie im kommenden Jahr erkennen werden, wie wichtig die ISPO Munich für alle Hersteller ist, die auf eine gute Beziehung zum Retail setzen. Nie war der persönliche Austausch auf einer Plattform wie der ISPO Munich so wichtig wie jetzt.
Trotz der erwähnten Absagen sehen das ja auch viele etablierte und neue Hartware-Hersteller genauso …
Lena: Wir freuen uns, dass sowohl große Marken wie zum Beispiel Scott und auch viele spezialisierte oder jüngere Ski-Manufakturen dem Fachhandel die Treue halten und auf der ISPO Munich vertreten sein werden. Die Hartware hat also weiterhin ihren Platz auf der ISPO Munich. Und wir werden gemeinsam mit Partnern das Thema “Zukunft Wintersport” umsetzen mit 2 Expert-Days: einmal für den Fachhandel und einmal für die Ski-und Snowboardlehrer. Zusätzlich planen wir ein Kamingespräch mit wichtigen Playern aus der gesamten Wertschöpfungskette. Der Gesprächsbedarf ist riesig und wir bieten dafür die internationale Bühne.
Tobi, die Entscheidung für die dauerhafte Verschiebung der ISPO Munich kam Ende 2021. Mit ein paar Monaten Abstand: War es die richtige Entscheidung?
Tobi: Unbedingt. Der neue Termin ist 2022 sogar noch wichtiger und aktueller geworden, als wir es uns Ende 2021 hätten vorstellen können. Zu Corona ist nun auch noch der Ukraine-Konflikt gekommen, die Lieferketten sind dadurch noch weiter beeinflusst worden. Die Märkte und ganze Branchensegmente sind in Aufruhr.
Es gibt so viele drängende Fragen, die wir auf der ISPO Munich 2022 diskutieren werden. Die ISPO Munich ist damit als Plattform der Sportbranche relevanter als je zuvor.
Also trifft der häufig bei ISPO gesprochene Satz “Bigger than sporting goods” noch mehr zu, als noch vor einigen Jahren?
Lena: ISPO war schon lange mehr als eine reine Sportartikelmesse. Wie wichtig die ISPO Munich als Branchentreffpunkt ist, auf dem persönliche Kontakte zwischen Herstellern, Fachhandel und anderen Branchenplayern im Vordergrund stehen, hat bereits die OutDoor by ISPO im Juni gezeigt. Es war so schön, endlich wieder alle vor Ort zu sehen, das Aussteller-Feedback war überwältigend positiv.
Tobi: Die ISPO Munich zeigt nicht nur Produkte, sondern setzt die Agenda. Sie bildet alle relevanten Trends ab – von der Nachhaltigkeit im Sustainability Hub über innovative Lösungen und Start-ups im Future Lab bis hin zu Health und Fitness durch unsere Partnerschaften mit der Therapie München und der Fitness Connected.
Wer etwas bewegen möchte im Sport und der Gesellschaft, kommt zur ISPO Munich, lässt sich inspirieren, wird Teil der Debatte und treibt Innovationen.
Die ISPO Munich ist traditionell sehr international. Behält die ISPO Munich im Jahr 2022 ihren internationalen Anspruch als Leitmesse?
Tobi: Eine große Internationalität könnten nur scharfe Corona-Reiseregeln verhindern. Daran glauben wir nicht. Schon unser Ausstellerfeld ist im November deutlich internationaler, als es im Januar 2022 möglich gewesen wäre. So haben sich zum Beispiel viele Unternehmen aus Asien und Übersee angemeldet. Wir gehen davon aus, dass auch sehr viele internationale Fachbesucher zur ISPO Munich 2022 kommen werden. Die ISPO Munich ist und bleibt eben der Muss-Termin der Branche - heute mehr als je zuvor.
Lena: Natürlich ist auch die ISPO Munich 2022 noch geprägt von den vergangenen zwei Jahren und wird entsprechend anders sein, als vor der Pandemie, wir müssen auch mit Einschränkungen durch internationale Coronaregularien rechnen. Aber Aussteller und Fachbesucher werden die bestmögliche ISPO Munich erleben, die im Jahr 2022 möglich ist.
Die Messe München hat seit Juli 2022 eine neue Geschäftsführung, wie wirkt sich das auf die ISPO Munich aus?
Tobi: Wir erleben gerade das, was viele Unternehmen in der Branche ebenfalls gerade erleben: Einen Generationswechsel, der eine neue Managementkultur bedeutet und oft einen Innovationsschub mit sich bringt. Es gibt kein “so haben wir das immer schon gemacht” mehr, sondern viel Lust darauf Neues auszuprobieren und Bestehendes infrage zu stellen und dann zu optimieren.
Der für die ISPO Group zuständige Geschäftsführer Stefan Rummel ist selbst Sportler, versteht die Bedürfnisse der Branche sehr gut und ist ein toller Sparringspartner für uns.
Zum Schluss: Worauf freut Ihr Euch persönlich am meisten bei der ISPO Munich 2022?
Tobi: Keine Frage: Auf viele persönliche Kontakte an den Ständen, die inspirierenden Vorträge von faszinierenden Speakern und dann die abendlichen Partys im Future Lab mit alten und neuen Freunden aus der Branche. Nach zwei Jahren Pandemie und digitaler Einsamkeit braucht wohl jeder den Austausch von Angesicht zu Angesicht.
Lena: Da kann ich mich Tobi nur anschließen – und habe noch einen Tipp für alle Aussteller: Nutzt unbedingt unser Einladungstool Connect by ISPO, um alle für Euch wichtigen Fachhändler und Ansprechpartner*innen einzuladen. Die ISPO Munich 2022 darf man einfach nicht verpassen.
Liebe Lena, lieber Tobi, vielen Dank für das Gespräch.
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